Geschichtsbewusstsein

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(Neue Braunschweiger Zeitung vom 11.05.2008)

Großzügig sind sie, die Herren von der „Braunschweigischen Landesssparkasse“ und der „Öffentlichen Versicherung“, die für unser „Schloss“, das zu 75% (!) für Kultur genutzt wird, etwas tun wollen. Mit unseren Geldern natürlich, denn woher kommen sonst die 250 000 €, die sie jeweils spendieren wollen? Und der OB, wie immer mittendrin, lässt sich nicht auch nicht lumpen und legt 200 000 aus dem Stadtsäckel drauf. Hat da nicht jemand gesagt, das „Schloss“ werde die Stadt keinen Cent kosten? Aber wo Schloss draufstehe, müsse auch Schloss drin sein“, meint der Herr von der Öffentlichen. Da müsste man doch mal nachfragen, ob die Herrschaften jetzt einen so erweiterten Kulturbegriff haben, dass für sie jetzt alles, was da drin ist, unter Kultur firmiert…

Doch im Ernst: Durch die kostspielige Subventionierung der Inneneinrichtung bleibt für kleinere Vereine aus der Kulturszene kein Spielraum mehr. Sie, die vielleicht nur einige tausend Euro für ihre Projekte bräuchten, werden weder von der Stadt noch von den potentiellen Sponsoren etwas bekommen.

Die müssen ja etwas für Geschichtsbewusstsein und Identität der Braunschweiger tun, wie der Herr von der Sparkasse selbstbewusst verkündete. Aber bestand die Braunschweiger Geschichte nur aus Welfenherzögen? Gab es nicht auch die selbstbewusste Bürgerstadt, die ihre Kirchen und Plätze in eigener Regie errichtete? Erst 1671, nachdem die Stadt vom Dreißigjährigen Krieg erschöpft war, musste sie notgedrungen die Welfen wieder aufnehmen. Und 1918 hat sie sie wieder fortgejagt.

Wie wäre es mit einer republikanischen Gedenkfeier im November? Vielleicht sollte man auch für ein August-Merges-Denkmal sammeln.

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