Kaffee und Kuchen genießen, während anderswo die Kriege toben und Menschen verhungern, im Irak, in Afghanistan, im Sudan. Darf man das? Ältere Besucher, die selbst noch den Zweiten Weltkrieg am eigenen Leib erfahren haben, spürten am Antikriegstag, dem 1. September, auf dem Kohlmarkt Zweifel. Aber man kann das selbst Erlebte nicht unmittelbar an die nächste Generation weitergeben. Man kann nur eine sehr indirekte Form von Gedenken aufrechterhalten. Doch man kann aufklären und Friedensarbeit lebendig werden lassen, und das wurde den ganzen Tag über auf vielerlei Weise versucht.
19 Organisationen und Parteien bauten auf Einladung des Friedensbündnisses und des Friedenzentrums Infostände auf und alle waren am Ende mit der Resonanz zufrieden.
Trotz des guten Besuchs und der Heiterkeit, zu der der unverhofft blaue Himmel viel beitrug, ein dennoch ernsthaftes Fest, das sehr zum Nachdenken anregte: 14 Redner, Pfarrer und Politiker, Satiriker, Schriftsteller, Menschenrechtlerinnen und Kämpfer für ökologische Nachhaltigkeit. Pastor Fay (Magnikirche) und Brigitte Riedel (amnesty international), Heinrich Betz (DGB-Kreisvorsitzender) und Adel El Domiaty (Deutschsprachiger Muslimkreis Braunschweig), Christel Deutsch vom Frauenverband Courage, die Autoren Andreas Kothe und Torsten Stelzner, Stefan Lüdtke und Manuel Ballehr von Greenpeace Braunschweig, Elke Almut Dieter (Friedensbündnis) und Peter Rosenbaum (BIBS), Udo Sommerfeld (DIE LINKE) und Björn Schmidt (SDAJ). Sie wurden klug moderiert durch Dr. Ute Lampe, begleitet von Sambatrommeln (Attac) und slawischen Klängen („Dimitri Blatt und Anja“ aus Hannover).
Leider entsandten die anderen Braunschweiger Parteien trotz Einladung keine Redner. Dafür war erstmalig auch die Initiative „Stolpersteine für Braunschweig“ mit Jutta Salzmann und Rita Weiler mit einem Infostand vertreten.
Allen Reden war die Besorgnis darüber anzumerken, dass die deutsche Politik keinen Frieden bringe, weder in der Welt noch in der Stadt und auch nicht mit der Natur, wenn nicht mehr auf zivile Konfliktbearbeitung gesetzt werde. Alle wünschten diesen Richtungswechsel, eine große Veränderung weg vom Militär. Und das Publikum: Beim Friedenszentrum durfte es die Hände mit Protestsprüchen heben, um gegen die Atomwaffen zu protestieren. 34 BraunschweigerInnen ließen sich so für das Internet fotografieren, nachdem dies am Nagasakitag schon 60 getan hatten (anzusehen im Internet unter www.atomwaffenfrei.de).
Menschen aus den unterschiedlichsten Gruppierungen lernten einander kennen. Sie aßen von dem, was die türkischen Frauen von Elele und das Friedensbündnis zubereitet hatten. Sie tauschten sich aus, erneuerten alte Bekanntschaften und knüpften neue Netze.