Wer ein einziges Leben rettet, der rettet die ganze Welt.
Talmud
Frauenorte in Wolfenbüttel, eine interessante Ausstellung, jedoch mit einem Defizit. Die Bitte, auch die Wolfenbüttelerin Herta Pape (1914 – 2007) mit aufzunehmen, wurde von der „Arbeitsgruppe „frauenORTE“ für nicht gut befunden. Warum hätte Frau Pape in diese Ausstellung mit aufgenommen werden sollen? Frau Pape und ihr damaliger Chef Ernst Koch können wegen einer mutigen Tat in Wolfenbüttel zwischen Februar 1945 und dem Tag der Befreiung am 10. April als „Gerechte unter den Völkern“ bezeichnet werden. Was war geschehen?
Frau Pape und Ernst Koch haben ihr, der noch letzten in Wolfenbüttel wohnenden Jüdin Elli Bücher, durch Verstecken in einem fensterlosen Raum des damaligen Kunsthauses Koch in der Langen Herzog Straße, wahrscheinlich das Leben gerettet. Da Ernst Koch bereits 1985 gestorben war, konnte Wolfenbüttels Bürgermeister Axel Gummert am 27. Januar 1997 nur Frau Pape vor zahlreich erschienenen Ehrengästen für ihr „mutiges Eintreten während der nationalsozialistischen Herrschaft“ (Zitat Gummert) ehren und danken. Gummert weiter, sie habe Elli Bücher durch ihren Einsatz vor dem sicheren Tod bewahrt“.
Die lebensrettende Hilfe von Frau Pape und Herrn Koch sind in Wolfenbütteler Publikationen schon lange bekannt. Erstmalig berichtete die Historikerin Christina Wötzel in dem 5. Band der Reihe „Beiträge zur Geschichte der Stadt Wolfenbüttel“ 1995 darüber. Im Jahr 2000 veröffentlichte eine Schülerin des Schlossgymnasiums in ihrer Facharbeit zum „Nicht organisierten Widerstand am Beispiel Werner Schraders und Herta Papes in Wolfenbüttel“ ein mit Frau Pape geführtes Interview. Gabriele Drewes erinnerte 2009 in ihrem Buch „Adlige und bürgerliche Frauen in Wolfenbüttel“ an Herta Pape. In meinem Buch „Jüdische Familien in Wolfenbüttel“ (BS, 2009) habe ich ausführlicher die gemeinsame Rettungsaktion von Elli Büchers Mann Otto Bücher, Herta Pape und Ernst Koch veröffentlicht. (siehe Anlage) Am „Weltfrauentag“ 2018 erinnerten Wolfenbütteler Bürger an einer Grabstelle für anonym bestattete Verstorbene auf dem Friedhof Lindener Straße an Frau Pape.
Jeder Ort und jede Stadt wären stolz darauf, in ihren Mauern Widerständler wie die drei oben erwähnten zu haben. In Wolfenbüttel ist das jedoch ganz anders. Seit Jahren verschweigen die für die städtische Geschichtsdokumentation zuständigen Wolfenbütteler Historiker bewusst den Namen von Herta Pape in Ausstellungen, Publikationen und im Bürger Museum. Warum?
Hinter diesen skandalösen Entscheidungen stehen doch EntscheidungträgerInnen. Wer ist denn verantwortlich für diese Entscheidungen in diesen lokalhistorischen Gremien? Da sollten schon Namen genannt werden. Interessant wären auch die Begründungen warum Frau Pape nicht genannt werden soll.