Am Samstag war in der Braunschweiger Zeitung eine gute Nachricht für alle verbliebenen Kulturinteressierten zu lesen: Das „Universum“ wird jetzt vom Filmfest geleitet! Das Kino „Universum“ in der Neuen Straße 8 ist gemeint. Nach langer Suche ist endlich ein Verpächter gefunden, der das gesamte Gebäude im Sinne des Internationalen Filmfests Braunschweig e.V. erwarb. Der BZ-Artikel „Kinofans eröffnet sich ein neues Universum“ von Florian Arnold ist voll von guten Nachrichten. Vier Filme pro Tag, das gibt es in Braunschweig seit zehn Jahren nicht mehr. Originalfassungen nicht nur von Blockbustern. Europäisches Kino (das auch nicht unbedingt immer gut ist, klar, aber wenigstens wieder eine Plattform bekommt – es gibt eben mehr als nur Hollywood). Dokus, Retrospektiven, Kurzfilme, ach!
Es muss in einer Stadt wie Braunschweig eben mehr als nur eine Kammer geben, um die ehemals drei Programmkinosäle zu ersetzen.
Das „City“ in der Friedrich-Wilhelm-Straße übernahm das Kunstprogramm, nachdem Cinemaxx-Chef Frank Oppermann das „Universum“ geschlossen hatte. Um weiterhin auf gewohnte drei Filme pro Programmkino zu kommen, laufen im „City“ unter Umständen drei verschiedene Filme pro Tag, der früheste also um 15 Uhr, gut für Berufstätige in Normalschicht. Jeden Mittwoch zeigt das Programmkino einmalig außer der Reihe einen Filmkunstfilm, welch Ironie. Doch jetzt kann das „City“ eben aufatmen und zu einem vernünftigen Programmkino mit vernünftigem Programm gemacht werden, denn das „Universum“ ist ja nun angetreten, cineastische Lücken zu füllen.
„Angesichts der neuen Konkurrenz stehe das City nun auf dem Prüfstand“, zitiert die BZ Herrn Oppermann indirekt. Wie bitte? War es nicht Oppermann, der sich als geknickter Filmkunstfan von ebenjener BZ zitieren ließ, als er das „Universum“ schloss, und gleichzeitig beteuerte, wie sehr er doch Programmfilme liebe und die Schließung bedaure? Also müsste er sich doch eigentlich darüber freuen, dass jemand anders die Finanzierung seines Steckenpferdes übernimmt. Stattdessen findet er einen Grund, das ohnehin vernachlässigte „City“ letztlich doch noch abzusägen, dies zumindest anzudrohen.
Dabei hat Oppermann vor Ort engagiertes und freundliches Personal, das sein Publikum versteht, das Fragen beantwortet, das sich selber für die Filme interessiert, das dem Zuschauer das Gefühl nimmt, an einem unpersönlichen Flughafen einzuchecken, wenn es doch nur einen Film sehen will. Und dann straft die das „City“ verwaltende Cinemaxx-Zentrale ebenjenes „City“ mit einem mies gestalteten Programm, lässt zu oft bereits angekündigte Filme nicht laufen, nimmt gut laufende Filme sofort ins Cinemaxx, macht überhaupt keine Werbung für sein Filmkunstkino und verprellt so sein zwangsläufig schwindendes Publikum. Man kann ja mit seiner Cinemaxx-Bonus-Card im „City“ nicht einmal Punkte sammeln. Vom schlechten Zustand der Leinwand einmal ganz abgesehen. Ein Eintrag in den quietschbunten Cinemaxx-Flyer reicht einfach nicht hin, den nimmt ein potentielles Filmkunst-Publikum gar nicht mit. Das wäre so ähnlich, wie zu erwarten, dass sich Braunschweigs Bürger, sollten sie von irgendwelchen städtischen Aktionen wie Feuerwehreinsatzübungen betroffen sein und darüber vorab informiert werden wollen, dafür die Braunschweiger Zeitung kaufen. Narretei!
So also missbraucht Oppermann das Filmfest als Grund dafür, möglicherweise das „City“ zu schließen, und wiegelt die Braunschweiger damit auch noch gegen das „Universum“ auf. Das ist so unverschämt, dass man nur fassungslos mit dem Kopf schütteln kann. Wer hat das Nachsehen? Der Braunschweiger Kinofan, der inzwischen in Wolfsburg ein besseres Programm geboten bekommt als in Braunschweig. Damit das in einer Kunsthochschulstadt nicht so bleibt, sind beide existenziell wichtig: „City“ und „Universum“.