Die DFG-Broschüre ‚Grüne Gentechnik‘ genügt ihrem eigenen Anspruch nicht‘ – Diskussionsbeitrag
Die brandneue wissenschaftliche Publikation, veröffentlicht in Environmental Sciences Europe 2011, 23:1, kommt als Diskussionsbeitrag zunächst recht harmlos daher. Das ändert sich, wenn bemerkt wird, dass am Gralshüter der deutschen Wissenschaft – der DFG – in einer renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift und von bekannten Wissenschaftlern, an der tendenziösen Öffentlichkeitsarbeit zur „Grünen Gentechnik“ Kritik geübt wird. Eines kann man diesen Wissenschaftlern nicht vorwerfen, dass sie die „Grüne Gentechnik“ ablehnen. Deshalb ist ihre Kritik um so schwerwiegender.
Diese DFG-Broschüre, erarbeitet von renommierten deutschen Wissenschaftlern, wird von Prof. Taube und Kollegen massiv kritisiert.
Friedhelm Taube, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung,
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Michael Krawinkel, Institut für Ernährungswissenschaften – Ernährung in Entwicklungsländern
Justus-Liebig-Universität Giessen
Andreas Susenbeth, Institut für Tierernährung und Stoffwechselphysiologie,
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Werner Theobald Zentrum für Ethik, Ethik in den Lebenswissenschaften, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, Christian-Albrechts-Universität Kiel
ISSN 2190-4715
Article type Discussion
Submission date 25 January 2011
Acceptance date 2 February 2011
Publication date 2 February 2011
Zusammenfassung
Ziel und Hintergrund Im Dezember 2009 publizierte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Broschüre „Grüne Gentechnik“ (GGT) mit dem Ziel, eine breite Öffentlichkeit kompetent, ausgewogen und verständlich über alle relevanten Aspekte des Themas GGT zu informieren. Mit der vorliegenden Schrift möchten wir diesen Anspruch überprüfen.
Schwerpunkte In einer kritischen Analyse werden Aussagen der Broschüre auf Richtigkeit, Ausgewogenheit und Konsistenz überprüft. Insbesondere wird der Frage nachgegangen, ob die Broschüre ihrem eigenen Anspruch gerecht wird und abwägend informiert oder ob sie eher das Resultat einer bewertenden (ideologischen) Betrachtung ist als das einer unabhängig wertenden Wissenschaft.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen Wir können an einer Vielzahl von Beispielen zeigen, dass die Broschüre nicht nur mehrere falsche Informationen enthält, sondern darüber hinaus (rekrutiert aus einer selektiven Positivauswahl der verwendeten Literatur zugunsten der GGT) zu einem unangemessen positiven Urteil mehrere GGT-Konstrukte betreffend kommt. Diese Urteile entstehen aus der Systematik eines reduktionistischen Ansatzes, der primär aus der Perspektive der Pflanzenzüchtung Potentiale der GGT ableitet. Es wird gefolgert, dass eine ausgewogene und umfassende Information zur GGT einen Bewertungsansatz voraussetzt, der aus einem interdisziplinären Diskurs gespeist wird, welcher die Standpunkte und die Expertise von den Sozialwissenschaften über die Ökologie und die Agrar- und Ernährungswissenschaften im Sinne eines umfassenden Nachhaltigkeitsansatzes bündelt.