Diese Ausstellung sollte jeder besuchen …

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… und das ist nur noch bis Freitag, den 1.4. möglich!  „25 Jahre Tschernobyl: Menschen – Orte – Solidarität“

Igor Jurewitsch Pismenskii, er ist einer der Hubschrauberpiloten, die den Brand des Tschernobyl-Reaktors gelöscht haben, indem sie 200 Meter über diesen, tagelang- und tonnenweise, ein Quarzgemisch abwarfen. Sie haben Europa vor noch schlimmeren bewahrt!

Und Prof.Dr. Angelina Nyagu, sie leitet die nationalen Forschungsprogramme zur Minimierung der Gesundheitsfolgen der Tschernobyl Katastrophe!

Jede/r kann die Tschernobyl-Ausstellung in der Martinikirche besuchen, sie ist kostenlos!
Sie ist für junge Menschen konzipiert und für Schulklassen können Klassenführungen vereinbart werden unter: 0172/91 48 478

Dort werde die Zeitzeugen auch für Fragen zur Verfügung stehen!

Es ist eine Ehre für mich gewesen, diese besonderen Menschen, bei der Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, kennengelernt zu haben. Ich kann jeder Schulklasse und Privatmenschen empfehlen, diese Ausstellung zu besuchen und die Chance zu nutzen, mit den Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen!

Die Austellung läuft nur bis zum 1.4.2011, in der St. Martinikirche/Braunschweig

Öffnungszeiten: Mo-Do.: 10.00-18.00 Uhr/ Fr.:10-14.00 Uhr


Igor Jurewitsch Pismenskij

Geb. am 19. Juni 1961 in Lugansk, 1982 Abschluss der Höheren Militärschule der Luftstreitkräfte, 1978 bis 1997 Militärdienst als Offizier im Rang eines Obersts in der Sowjetarmee und der Armee der Ukraine, Auszeichnungen: „Für Tapferkeit“; „Roter Stern“, „Fürt- Wladimir-Orden“, „Auszeichnung „Für die Verdienste um das Vaterland“, seit 1999 Vorsitzender der Interessensvertretung der Liquidatoren „Nabat“ (Sturmglocke“). Lebt in Kiew.

(Die deutsche Übersetzung folgt den Erinnerungen Pismenskijs, die im Sammelband von W.A. Gudow, Specbatal’on 731 [Spezialbataillon 731], Kiew 2009, S. 155, abgedruckt wurden.)

Ich, Pismenski Igor Jurjewitsch, war bei der Beseitigung der Auswirkungen am Tschernobyl als Navigator eines Hubschraubers vom Typ Mi-6 beteiligt. Am 26. April 1986 um 23:00 Uhr wurde das ganze Regiment im Aleksandria (Gebiet Kirowograd) alarmiert. Unsere Aufgabe war es, uns nach Tschernigow zu begeben, um die Folgen des Unfalls am Atomkraftwerk Tschernobyl zu beseitigen.

In der Nacht sind wir zum Militärflughafen in Tschernigow geflogen, aber am Morgen wurde erst bekannt gegeben, dass der Reaktor des Kernkraftwerks explodiert sei. Im vierten Block war ein Brand ausgebrochen und für die Beseitigung des Feuers und verschiedener schädlicher Emissionen sollten wir in die Gegend des Unfalls ausfliegen.

Im Bereich von Tschernobyl, 20 km von Pripjat, wurden Landeplätze für die Beladung der Hubschrauber mit verschiedenen Materialien eingerichtet. Beim Anflug auf den explodierten Reaktor bot sich mir ein furchtbares Bild: Das Dach des vierten Reaktorblockes war durch die Explosion zerstört und innen waren die Brennstoffe der Atomexplosion zu sehen.

Die Feuerleute haben ihre Aufgabe erfüllt – sie haben dafür gesorgt, dass das Feuer sich nicht weiter verbreitete. Für die Hubschrauber lag eine Schwierigkeit darin, dass es zunächst nicht ausreichend Transportfallschirme und Vorrichtungen zur Befestigung und zum Abwurf der Ladungen am Hubschrauber gab. Aber dieses Problem hatte man nach einem Tag gelöst. Es wurde beschlossen, den Reaktor mit Sand, Blei und Dolomit zu stopfen. Alle Flüge wurden in kurzem Abstand nacheinander wie am „Fliessband“ durchgeführt. Oberst Nesterow, der sich auf dem Dach des Hotels befand, das zugleich der höchste Punkt in der Stadt Pripjat war, koordinierte alle Flüge.

Wir flogen den 4. Block des Reaktors in einer Höhe von 200 m an. Als Orientierungspunkt diente uns der Schlot, der sich neben dem Block des Reaktors befand. Als wir an den Krater des Reaktors herangeflogen waren, schwebten wir über ihm, und ich gab dem Flugkapitän den Befehl, die Last abzuwerfen. In den Fallschirmen waren bis zu drei Tonnen Säcke, die zuerst nur mit Sand gefüllt waren, später noch mit Blei und Dolomit. Die Flüge wurden vom frühen Morgen bis zum Sonnenuntergang durchgeführt.

Die Beladung der Hubschrauber auf den Plattformen wurde von Reservisten durchgeführt, die man eilig einberufen hatte. Wir nannten sie die „Partisanen“. Sie haben unter harten Bedingungen gearbeitet. Sie aßen auch auf den Plattformen, zu ihrem Schutz trugen sie nur Mullbinden über dem Gesicht, die nach jedem Hubschrauberanflug grau und schmutzig wurden vom radioaktiven Staub.

Ein Bild auf dem Weg zum Reaktor, es war der 1. Mai, hat sich mir besonders eingeprägt. Wie immer sind wir morgens über die Stadt Tschernigow geflogen. Und da fand damals die Maidemonstration statt, und die Leute sind in Reih und Glied gegangen, und hatten keine Ahnung davon, dass 40 km weiter Radioaktivität in die Luft geschleudert wurde. Die erste Information verbreiteten die Medien erst am 2. Mai. Um diese Zeit begann die Evakuierung aus der verstrahlten Zone.

Insgesamt, hat unsere Besatzung 29 Flüge zum Reaktor ausgeführt, dabei haben wir eine Strahlendosis abbekommen, die sich auf die Gesundheit auswirkte.

Nun bin ich, wie viele, die bei der Katastrophenbekämpfung teilgenommen haben, behindert, ich habe mehrere gesundheitliche Probleme. Aber der einzige Trost ist, dass wir ehrenvoll unsere militärische Pflicht zum Schutz unsere Zivilbevölkerung und der gesamten Weltgemeinschaft getan haben.

 

Prof. Dr. Angelina Nyagu

Angelina Nyagu wurde 1940 in Moldavien geboren. Als Spezialistin für Neuropsychologie und -physiologie sowie Strahlenmedizin leitete sie die nationalen Forschungsprogramme zur Minimierung der Gesundheitsfolgen der Tschernobyl- Katastrophe in der Ukraine und ehemaligen UDSSR.

Heute ist Angelina Nyagu Präsidentin des Internationalen Vereins „Ärzte von Tschernobyl“, der sich 1990 als unabhängige humanitäre Organisation in der Ukraine gründete. Der Verein bietet Hilfeleistungen für Menschen, die von den Folgen des Reaktorunglücks betroffen sind und unterstützt die Erforschung der sozialpsychologischen und radiobiologischen Auswirkungen der Katastrophe.

Angelina Nyagu nahm an zahlreichen internationalen Konferenzen zur Erforschung der Tschernobyl-Katastrophe teil und arbeitete an internationalen Studien zu den gesundheitlichen Folgen des Unglücks mit.


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