Die Lust liegt im Detail – BACK TO WHERE WE HAVE STARTED FROM

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Foto: (c)Martin Salzer

Das Museum für Photographie zeigt Fotografie und Videokunst von Künstler:innen, deren Werdegang eng mit der HBK Braunschweig verknüpft ist.

noch bis zum 18. August 2024 in halle267, Hamburger Straße

Was bedeutet es, zurück zu den eigenen Anfängen zu gehen? Für Künstler:in bedeutet es wahrscheinlich, Entwicklungen, Brüche, Höhepunkte, künstlerische Leistungen noch einmal zu betrachten, vielleicht neu zu bewerten.

Wie ist es wohl , die eigenen Arbeiten den Blicken und Bewertungen von Besuchern auszusetzen, die vielleicht noch Kinder waren oder noch gar nicht geboren, als das Werk geschaffen wurde.

Vielleicht kann Künster:in spüren wie frisch das eigene Werk geblieben ist und man selber auch (oder vielleicht auch nicht).

Für Besucher:in mit Lust auf Kunst, auf Fotografie, auf Video, auf den Genuss der Auseinandersetzung mit künstlerischen Positionen, spielt das im Grunde ja keine Rolle, denn diese Ausstellung ist ein Abenteuer des Sehens, Entdeckens, Staunens.

Ausstellungsansicht (Foto_ M. Brandes)

Die großen Gefühle, die kleinen Details, opulente Arrangements, hintergründig Verschlüsseltes, Ironisches, manchmal geradezu heimtückisch heranschleichendes Kluges – das Alles bietet die opulente Ausstellung in halle267.

Die Werkschau spannend zu nennen reicht nicht aus. Das ist ein Highlight in der aktuellen Ausstellungslandschaft in unserer Stadt und der Region.

Und die pure Freude, egal wie oft man kommt.

Barbara Hofmann-Johnson (Foto_ M. Brandes)

Zeit sollte Besucher:in aber schon mitbringen. Möglichst viel. Und die dann auch da lassen. Je mehr desto besser (Mehrmals kommen ist natürlich auch eine Idee).

Bei den manchmal provokativen, oft berührenden, hintergründigen, manchmal bunten, verrätselten Arbeiten liegt die Lust des Anschauens auch im Detail. Und in den visuellen Herausforderungen und begeisternden Einzelheiten, die sie für uns bereit halten.

Von sinnlich und träumerisch bis realistisch distanziert, die Bandbreite der ausgestellten fotografie-basierten Kunst ist faszinierend. Schaulustig schlendern und entdecken ist das wahre Vergnügen.

Corinna Schnitt, Serie Die Treppe (Foto_ M. Brandes)

Zum Beispiel sich die Zeit nehmen um Corinna Schnitts voluminöse, wandhoch gehängte Foto-Serie “Die Treppe” intensiv zu betrachten und festzustellen, auch Treppen und Treppenhäuser haben eine Persönlichkeit. Sie können elegant und sophisticated prunken oder ramponiert und verschlissen vor sich hin existieren oder familiär abgegriffen, gemütlich ihre Aufgabe erfüllen.

Hartmut Neumann, Blütenbaum (Foto_ M. Brandes)

Oder in Hartmut Neumanns wunderbar heimtückisch bunten Blütenbaum 1+4 versteckte Details enträtsen oder nach der Marienkäfer-Tapete suchen.

Mia Kleier, Serie Und manchmal werfen sie einen Blick über ihre Schultern zu uns zurück

Oder Mia Kleiers Schwanehälse und Köpfe suchen (Und manchmal werfen sie einen Blick, über ihre Schulter, zu uns zurück). Sie verbergen sich in einer Art mystisch- undurchsichtigen Verschwommenheit. Es macht Spaß, durch genaues Hinschauen Konturen und Charakter zu entdecken.

Hyeyong Yun Three Tigers and Bare Breasted Women (Foto_ M. Brandes)

Multimedia-Künstlerin Hyejeong Yun ist mit ihrem ergreifenden, sehr klugen essayistisch-dokumentarischen Film vertreten (Three Tigers and Bare-Breasted Women).

Sie thematisiert die lange japanische Kolonialherrschaft ihres Geburtslandes Korea – beispielhaft gezeigt durch die gezielte Ausrottung des koreanischen Tigers, Symboltier des kolonianisierten Landes und durch den ausbeuterischen japanischen Sextourismus.

Ein echtes Must-Watch.

Man kann sich natürlich genießerisch auch der Fasziniation der – fast wie Gemäldefunde aus archäoligischen Grabungen – wirkenden Fotografien (Chemogrammen) von Johannes Brus aussetzen – wie der “Gurkenparty”.

Iris R. Selke aus Maria et Luigi (Foto_ M.Brandes)

Oder den Stilleben aus Müll von Marcello Ragone, die Besucher:in gleich am Eingang begrüssen oder dem Gorilla-Video aus dem Berliner Zoo von Christine Schulz oder dem hybriden Wischmop von Miran Özpapazyan oder Iris Selkes perfomative, intensiv irritierende Filmen oder…oder…oder…

Egal – was immer Besucher:in sich auf der individuellen Entdeckungsreise anschaut – und ob gemocht oder nicht gemocht – diese Ausstellung ist einfach ein außergewöhnlich besuchenswertes Gesamterlebnis.

Besucher:innen können Arbeiten sehen von:

Gosbert Adler, Tim Berresheim, Anna und Bernhard Blume, Carina Brandes,Johannes Brus, Michael Ciecimirski, Eli Cortiñas/Hyejeong Yun, Natalie Czech, Barbara Dörffler, Dörte Eißfeldt, Jan Paul Evers, Caroline Hake, Jette Held, Samuel Henne, Birte Hennig, Timo Hoheisel, Charlotte Maria Kätzl/Conrad Veit, Mia Kleier, Johanna von Monkiewitsch, Franziska Nast, Hartmut Neumann, Inka Nowoitnick, Miran Özpapazyan, Marcello Ragone, Christian Retschlag, Martin Salzer, Corinna Schnitt, Gundel Scholz, Christine Schulz, Iris R. Selke, Sascha Weidner

Mehr Infos auf: https://www.photomuseum.de/back-to-where-we-have-started-from

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