Refugium: Nachbarschaftszentren vor dem Aus?!

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Von Refugium Braunschweig

Die Fortführung der Gemeinwesenprojekte, das SQUAT und das Quartier:PLUS als Nachbarschaftszentren stehen auf der Kippe. Im Rahmen der vorläufigen Haushaltsplanung der Stadt Braunschweig ist keine Weiterförderung vorgesehen. Diese Entscheidung ist umso bedauerlicher und überraschender, da die Stadt erst kürzlich die Eröffnung neuer Nachbarschaftszentren verkündet hat (siehe Artikel in der Braunschweiger Zeitung vom 14.06.2024).

Entsprechend des Ratsbeschlusses und laut Bedarfsplanung der Stadt Braunschweig war die Finanzierung der Nachbarschaftszentren SQUAT und Quartier:PLUS ab 2025 über den städtischen Haushalt vorgesehen. Bisher wurden beide Projekte über das Land Niedersachsen (LAG Soziale Brennpunkte) finanziert. Diese Finanzierung läuft zum Ende des Jahres aus.

Presseerklärung des Refugiums:

Braunschweig, 8. Juli 2024 – Die Fortführung der Gemeinwesenprojekte, das SQUAT und das Quartier:PLUS als Nachbarschaftszentren stehen auf der Kippe. Im Rahmen der vorläufigen Haushaltsplanung der Stadt Braunschweig ist keine Weiterförderung vorgesehen. Diese Entscheidung ist umso bedauerlicher und überraschender, da die Stadt erst kürzlich die Eröffnung neuer Nachbarschaftszentren verkündet hat. (vgl. Artikel in der Braunschweiger Zeitung vom 14.06.2024).

Hintergrund SQUAT:
Das SQUAT-Projekt hat sich als wesentliche Stütze in der Quartiersentwicklung etabliert und trägt maßgeblich zur Integration von Menschen mit Fluchtbiografien bei. Es bietet nicht nur einen sicheren Raum für Begegnungen und Austausch, sondern unterstützt auch zahlreiche Initiativen, die sich unter dem Dach des SQUAT vereinen. Dazu gehören Foodsharing e.V., der Ernährungsbeirat, die Seebrücke Braunschweig und das KreativKollektiv. Seit seiner Gründung hat SQUAT bedeutende Beiträge zur Förderung des sozialen Zusammenhalts geleistet:

Integration und Unterstützung von Geflüchteten: SQUAT bietet geschützten Raum für die Unterstützung für Menschen mit Migrationshintergrund, fördert Sprachkurse, und organisiert kulturelle Veranstaltungen, die den interkulturellen Austausch in der
Braunschweiger Innenstadt stärken.

Förderung der Nachbarschaft: Durch zahlreiche Projekte und Veranstaltungen hat SQUAT das nachbarschaftliche Zusammenleben gefördert. Kochabende, Kreativtreffen und gemeinsame Aktionen wie Kleidertauschbasare oder Filmabende schaffen
Begegnungsmöglichkeiten und stärken das Gemeinschaftsgefühl. Zudem steht mit SQUAT ein verzehr- und konsumfreier Ort zur Verfügung, an denen es in der Braunschweiger Innenstadt mangelt.

Unterstützung von Initiativen: Das Nachbarschaftszentrum dient als Plattform für verschiedene zivilgesellschaftliche Organisationen. Foodsharing e.V. betreibt einen Verteiler für gerettete Lebensmittel, der Ernährungsbeirat fördert nachhaltige
Ernährung, und die Seebrücke Braunschweig setzt sich für die Rechte von Geflüchteten ein. Diese Zusammenarbeit bündelt Ressourcen und fördert Synergieeffekte, die der gesamten Stadtgesellschaft zugutekommen.

Hintergrund Quartier:PLUS:
Mit dem Quartier:HAUS hat Quartier:PLUS den Grundstein für unsere weitere Arbeit gelegt, die sich durch partizipative und mitgestaltende Projekte kennzeichnet. Vor allem das Einkaufszentrum am Schwarzen Berg hat in den letzten Jahren eine positive Transformation erfahren, die Anwohner*innen einen qualitativen Aufenthaltsort bietet. Die Einzigartigkeit des Projektes liegt in seiner Entstehung als Bewegung von unten, im zivilgesellschaftlichen Engagement und vor allem in der Selbstorganisation der inneren Strukturen. Solche Pilotprojekte (oder wie sie alle nennen „Bottom-Up“ Projekte), wie es das Quartier:PLUS ist, gilt es hervorzuheben und von ihnen zu lernen.

Die Modellförderung der LAG Sozial Brennpunkte Nds. e. V. hat uns die Möglichkeit gegeben, Strukturen im Quartier aufzubauen und erste Schritte zu gehen. Und das war erst der Anfang – auf vielen Ebenen muss präventiv gehandelt und ganzheitliche Strategien entwickelt werden, um den Herausforderungen am Schwarzen Berg entgegenzuwirken.

Wir suchen nach neuen Lösungsansätzen für benachteiligte Quartiere und möchten ein anderes Narrativ erzählen mit den Grundsätzen des Gemeinwohls. Mit dem Ansatz der integrierten Stadtentwicklung und der Gemeinwesenarbeit widmen wir uns den Forderungen der Leipziger Charta, in dem das Soziale, Ökologische und Ökonomische gemeinsam gedacht wird.
Um diese dringend notwendige Arbeit weiterführen zu können, ist die bereits 2017 vom Rat beschlossene Verstetigung der bestehenden Gemeinwesenarbeit und den im Bedarfsplan ermittelten Ausbau durch eine angemessene finanzielle Berücksichtigung im Haushaltsplan unabdingbar. Ein Wegfall besonders der niedrigschwelligen Angebote würde die Vereinsamung und Hilflosigkeit der Zielgruppe verstärken, zu einer Verschärfung der sozialen Missstände in der Innenstadt führen und mit einer zusätzlichen Belastung der ohnehin bereits überlasteten städtischen Anlaufstellen einhergehen.

Dazu Marco Frank, Geschäftsleitung des Refugium e.V.: „In Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung und Ausgrenzung erscheint es nicht nachvollziehbar, dass gerade an Nachbarschafts- und Gemeinwesenprojekten gespart werden soll. Die Stadt Braunschweig agiert damit gegen den vom Rat geschlossenen Plan des Ausbaus und Erhalt von Nachbarschaftszentren. Wir appellieren an die Stadtverwaltung und die politischen Entscheidungsträger:innen, die Bedeutung beider Nachbarschaftszentren anzuerkennen und die nötigen finanziellen Mittel bereitzustellen. Nur so können die guten Ansätze für ein partizipatives und solidarisches Zusammenleben weiter ausgebaut werden.“

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