Der Gaza Friedensmarsch – 3. Bericht – Am Mittwoch dramatische Entwicklung: 30. – 31.12. Kairo

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Die ägyptische Regierung hatte einem scheinbaren Entgegenkommen auf unsere Wünsche gesagt, dass 100 Personen nach Gaza reisen dürften. Sie hatte aber solche Bedingungen gestellt, dass es ihr fast gelungen wäre, die Friedensbewegung zu spalten. Der Koordinierungsausschuss stimmte erst zu. In der Folge kam es zu heftigen Protesten und in der Nacht noch nahm der Ausschuss die Entscheidung zurück. Am Morgen bei den Bussen stiegen die ausgewählten Delegierten wieder aus. In der Folge stiegen anscheinend völlig willkürlich Personen zu und fuhren nach Gaza, aber dies  ohne offiziellen Vertretungsstatus.

Im weiteren Verlauf bereiteten wir den Friedensmarsch in Kairo vor, der eine Stunde vor dem Marsch in Gaza geplant wurde. Dieser Marsch ist von der Ägyptischen Regierung verboten worden. 

Daher  wurden heute, am Donnerstag aus Touristen um 10:00 Uhr plötzlich Demonstranten. Dies spielte sich bei lebhaftesten Verkehr vor dem Ägyptischen Museum ab. Diese Demonstration war am Vortag vorbereitet worden mit gewaltfreiem Training und Besprechungen.
Es wurden Kleingruppen gebildet, die sich in ihrer Risikobereitschaft absprachen. Unsere Gruppe war nicht so risikobereit, deshalb nahmen wir an der Demonstration nur wenige Minuten teil,  wobei wir eifrig „free, free Gaza“ brüllten.
Danach begannen nahe Polzeitruppen mit der Einkesselung.
Wir flüchteten nach Süden, wobei Friederike und Ute grob angefasst wurden und in den Kessel gezogen werden sollten. Es gelang ihnen, sich zu befreien, aber Ute war den Tränen nahe.

Wir bewegten uns näher und weiter je nach Mut und Entwicklung. Nach etwa dreißig Minuten war die Situation stabil. Ich hörte, dass aus zwei Kesseln einer gemacht wurde und dieser war auf den Gehsteig verschoben worden. Wir gingen von einer anderen Seite noch mal auf den Kessel zu, wurden aber durch winkende Eiladungen der Polizei, auch in den Kessel gezwungen zu werden, auf Abstand gehalten. Das Hauptquartier des Koordinationskomitees, das Hotel Lotus, war durch Polizei blockiert. Daneben fand eine Demonstration statt, die ebenfalls von dicken Polizeiketten blockiert wurde. Danach suchten Elsa und Ute ein Internetcafe, um Presseerklärungen vorzubereiten.

Dann erfuhr Elsa von ihrem Sohn aus dem Kessel, dass Wasser knapp werde. Harald und ich wurden beauftragt, den Leuten im Kessel Wasser zu bringen. Wir kauften kurz vor dem Kessel 13 1-Liter Flaschen und versuchten, mit einer jungen Studentin, Anna, unser Glück. Dort war inzwischen eine stabile Situation. Ab und zu durften Leute raus, wir aber durften nicht rein. „No bags“ wurde gesagt. Dass wir Wasser bringen sollte, galt nichts, da ja knappes Wasser die Ausdauer der Demonstranten schmälern könnte. Dann kam plötzlich Sayed und tatsächlich schaffte er es, dass wir hinein durften. Die Stimmung im Kessel war ganz gut, es war eine Lageratmosphäre.

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Ich trug mein T-Shirt „Gaza Freedom March“ die meiste Zeit und machte mit zwei verteilten DIN A3 Schilder etwas Reklame für den Frieden. Nur bei dem Gang in den Kessel zog ich einen Unterpulli drüber. Ich hatte im Lauf der letzten Tage eine ganze Menge freundliche Rückmeldungen aus der Bevölkerung.

teilnehmer

Wir kamen etwas langsam dann wieder heraus, aber immerhin.
Nachher hörte Elsa noch ein Gerücht, dass ein Demonstrant im Krankenhaus gestorben sei, aber das  glaube ich noch nicht. Die Polizei war zwar am Anfang recht brutal, es hatte anscheinend einen Zahn und einige blauen Flecken gekostet, aber den Todesfall glaube ich nicht.
So werden wir jetzt noch um Mitternacht etwas Neujahr feiern und morgen werden wir weitersehen.

presseerklaerung
Presseerklärung von Ute Lampe

weitere Informationen:
http://www.gazafreedommarch.org

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