Bildungspolitik

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  • CDU: Das gymnasiale System darf nicht angegriffen werden.
  • FDP: Der Elternwille muss gewährleistet bleiben.
  • Braunschweiger Verwaltung: Hauptschulen müssten geschlossen werden, weil Schülermangel herrsche.

Braunschweig kann sich glücklich schätzen. Die Stadt bekommt eine vierte Integrierte Gesamtschule. Die Entscheidung in Parteien und Verwaltung hätten andere Begründungen als die oben genannten verdient gehabt, zum Beispiel diese: Braunschweig will führend in international wichtigen Forschungsfeldern bleiben, dafür brauchen wir Reformanstrengungen im gesamten Bildungssystem, u.a. neue Gesamtschulen mit ihrem international orientierten pädagogischen Gesamtkonzept.

Dass das versagende dreigliedrige deutsche Schulsystem weder wissenschaftlichen noch wirtschaftlichen Ansprüchen genügt, ist hinlänglich bekannt. Eine Studie des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) und der Barenberg Bank über verschiedene wissensrelevante Aspekte, wie Forschung und Entwicklung, Ausbildung und Arbeitsmarktchancen im internationalen Kontext bestätigt diesen Sachverhalt unter rein ökonomischen Gesichtspunkten. Sie wird hier vorgestellt.

Zukünftig kommt dem Wissen und dessen Mehrung eine Schlüsselposition für den weiteren ökonomischen Erfolg der führenden Industrienationen zu. Die Befunde der aktuellen Bildungsstudie der Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) zeigen, dass Deutschland bei der Qualifizierung der Arbeitnehmerim Fachhochschul- und Hochschulbereich deutlich unterhalb des OECD-Durchschnitts rangiert. Lediglich 19,9 % (2004 waren es 20,6%) eines Jahrgangs schlossen im Jahr 2005 mit einem akademischen Grad ab – in der OECD lag der Durchschnitt bei immerhin 36,4% (2004: 34,8%). Im Land des OECD-Spitzenreiters Australien führt das Bildungssystem sogar knapp 60% der typischen Altersgruppe zum Fachhochschul- oder Hochschulabschluss.

Finnland gehört im Bildungs- wie auch im Innovationsbereich zu den führenden Nationen. So belegte es in der PISA-Studie 2007 in allen Bereichen vordere Plätze. Anders als in Deutschland findet in Finnland erst ab dem 17. Lebensjahr eine Trennung der Schüler in unterschiedliche Schultypen statt. Im Ergebnis geht nur ein sehr geringer Teil der Absolventen ohne weitere Bildung in den Arbeitsmarkt, während der Bevölkerungsanteil dieser bildungsarmen Personengruppen in Deutschland überdurchschnittlich hoch ist. Wie das Schulsystem in Finnland strukturiert ist entnehmen Sie bitte hier: (Ausschnitt aus der 73-seitigen über den obigen link verfügbare Studie)

Erhebliche Reformanstrengungen im gesamten deutschen Bildungssystem sind notwendig. So erwerben derzeit rund 35% eines Jahrgangs einen Schulabschluss, der den Zugang zu Fachhoch- und Hochschulen ermöglicht. Um darüber hinaus die Akademikerquote zu erhöhen, müsste zunächst der Anteil der Abiturienten und Fachabiturienten erhöht werden. Es zeichnet sich somit ab, dass das Schulsystem mit den Schulformen Haupt- und Realschule sowie Gymnasium zunehmend an den wirtschaftlichen Notwendigkeiten vorbei ausbildet.

Daneben ist auch ein Stimmungswandel bezüglich höherer Bildungsabschlüsse notwendig. So brachte die PISA-Studie ans Licht, dass lediglich 19,1% der befragten 15-jährigen deutschen Schüler erwarten, dass sie einen Fachhoch- oder Hochschulabschluss erreichen werden. Damit rangiert Deutschland auf dem vorletzten Platz, knapp vor der Schweiz. Rund 79% der Schüler in Korea und rund 65% der Schüler in den USA meinen hingegen, dass sie einen akademischen Grad erreichen werden. Der OECD-Schnitt liegt bei 44%.

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