Bericht aus Bumsdorf XVI – Namen sind zwar Schall und Rauch, sagen aber dennoch …

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… viel über den aus, der sie vorschlägt, also passt auf, was Ihr sagt!

 

Lange haben wir über einen Namen für unsere Tochter nachgedacht – um uns dann für den allerersten Einfall zu entscheiden. Das ist wie beim Klamottenkauf. Man geht in ein Geschäft, probiert an, geht in noch ein Geschäft, probiert noch mehr an, geht dann noch in sieben weitere Geschäfte, um insgesamt dreiundzwanzig verschiedene Hosen – und: wo man schon mal da ist – auch noch den einen oder anderen Pullover sowie einige übergangsjacken anzuprobieren, die man dann auch gleich kauft, der Frühling steht ja schon in der Tür und klingelt Sturm. Dann geht man in den ersten Laden zurück und kauft die Hose, die man gleich am Anfang der achtstündigen Einkaufssession ins Auge gefasst hatte.

Wir dagegen sind so naiv gewesen und haben bei Freunden, Verwandten und Bekannten nach geeigneten Namen für den Spross meiner Lenden gefahndet.

Ein Name mit A soll es sein, ist die Vorgabe, wir wollen die Vorschläge von vornherein begrenzen. Und A steht ja auch am Anfang des Alphabets, ist das nicht irgendwie symboltr…

„Adolf“, ist in der Regel der Vorschlag, der als erstes kommt. Kopfschütteln und Augenverdrehen unsererseits.

Danach kommt Anton. Die Namensvorschläger kichern.

„Und wenn es ein Mädchen wird?“, frage ich dann zurück.

„Antonia. Oder Adolfine.“ Das Kichern wird lauter.

„Oder: Adolfa. Oder Antoninie.“ Das Kichern nimmt hysterische Züge an.

Aphrodite, Aristoteles und Alemania werden manchmal auch noch genannt.

Oder auch Apollonia und Annunziata.

Adelheid ist damit verglichen verhältnismäßig schlicht.

Und A-Sura klinge nur für uns etwas seltsam, in Japan sei das ein gängiger Name, erklärt uns eine Bekannte, die mal ein Auslandssemester im Land der untergehenden Sonne und der dünnen Wände verbracht hat. Aadhilakshmi, schlägt Birgit vor, die an der Volkshochschule Yoga-Seminare leitet.

„Oooommmmm“, kommentiere ich und ernte einen strafenden Blick, der der indischen Totengöttin Kali würdig wäre.

„Das kann sich ja niemand merken“, führe ich dann meine Kritik etwas konstruktiver aus.

„Du bist eurozentristisch“, sagt die Yoga-Lehrerin. „Ist dir eigentlich klar, dass es viel mehr Inder gibt als Deutsche?“

„Aber nicht hier“, antworte ich und füge hinzu: „Wenn es danach ginge, müsste Hupsel ja eher einen chinesischen Namen bekommen…“

Birgit hört mir schon nicht mehr zu. Sie hat sich bei meinen Worten in den Lotussitz begeben und die Augen geschlossen.

„Wie wäre es mit Aaltruide? Das ist ein guter deutscher Name. Nicht so exotisch“, meint einer von Anitas Arbeitskollegen.

Wir schauen ihn zweifelnd an.

„Dann vielleicht Abi? Das ist ein Name aus der Bibel! Ist vielleicht auch ein gutes Omen. So wegen Abitur, meine ich.“ Nun ja, es ist ja gut gemeint.

„Wenn es ein Junge wird, nennt ihn doch Albert“, sagt Albert.

Auch Aanastassia findet nicht unseren Zuspruch. Dann müsste sie ihr Leben lang erklären, wie die zahllosen A’s und S’s verteilt werden. Und „Ananas“ böte sich als Spitzname an.

„Vielleicht solltet ihr euch nicht so auf das A versteifen“, wirft Albert ein, der immer noch etwas beleidigt ist, weil wir seinen Namen nicht nehmen wollten. „Wie wäre es mit Satan? So hieß mal meine erste Ratte..“

Anakin gefällt uns persönlich sehr gut, eine kurze Recherche ergibt jedoch, dass dieser Name nicht nur von Darth Vader getragen wurde, als er noch ein kleiner dummer Junge war, sondern auch aus der Bibel stammt. So heißt dort einer der gefallenen Engel. Dann können wir ja gleich auf Alberts Vorschlag zurückkommen und unseren potentiellen Sohn Satan nennen oder auch Luzifer.

„Oder Bolschewik?“ Albert ist nicht von seinem einmal gefassten Plan abzubringen, unser Kind nach einem seiner ehemaligen Ratten zu benennen.

„Nein“, antworte ich, „das kommt erst für den B-Wurf in Frage.“

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Nächste Lesungen mit Axel Klingenberg:

„Bumsdorfer Gerüchteküche“ – Braunschweigs leckerste Lesebühne mit Axel Klingenberg, Roland Kremer, Marcel Pollex und den Gästen Sara Braunert, Melvin Haack, Uta Heuser und Martina Krösche
9. Oktober, 20.00 Uhr
DRK-Zentrum KaufBar, Bolchentwete 1, Braunschweig
4,- Euro

„Heimatliches, Weihnachtliches und der ganze Rest“, Axel Klingenberg liest Geschichten über lebensbedrohliche Weihnachtsmarktbesuche, traumatische Julklapp-Veranstaltungen und gerade noch überstandene Familienfeiern

Bücherei Wenden, Heideblick 20, Braunschweig-Wenden
4. Dezember, 19.30 Uhr
Eintritt 6,00 Euro, Schüler frei
Infos und Reservierung: Tel. 05307-15 02
http://www.buecherei-wenden.de

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