Bahnübergang Gliesmarode: Die Würfel sind gefallen

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101. Schrankengeburtstag BÜ Grünewaldstraße am 14. Juli 2024. Foto: Hans-Georg Dempewolf

Das Bürgerbegehren zum Bahnübergang Grünewaldstraße ist mit dem Ratsbeschluss vom 18. Februar nun endgültig im Sinne der Initiator:innen zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen: Die Tunnel-Lösung ist vom Tisch, eine jahrelang viel Lärm erzeugende Dauerbaustelle wird vermieden, genauso die viel Beton verschlingende Versiegelung großer Flächen beiderseits des Bahnübergangs. Die stattliche Lindenallee in der Grünewaldstraße, Allee des Monats Oktober 2024 in Niedersachsen, darf stehenbleiben. Damit bleibt auch ein Hotspot der Artenvielfalt und Biodiversität dort erhalten. Und nicht zuletzt werden auch einige Millionen an Steuergeldern eingespart.

Der erfolgreiche Abschluss des Bürgerbegehrens, des ersten erfolgreichen Bürgerbegehrens in Braunschweig überhaupt, ist auch ein Anlass, noch einmal auf den langen, und keineswegs immer einfachen Weg, der mit diesem Bürgerbegehren beschritten wurde, zurückzublicken. Einer, der von Anfang an dieses Begehren nach Kräften unterstützt hat, ist Hans-W. Fechtel. Seine Gedanken dazu dokumentieren wir hier im Folgenden:

Hans-W. Fechtel beim 101. Schrankengeburtstag (14. Juli 2024). Foto: Hans-Georg Dempewolf

Eine kleine Rückblende … mit gleichzeitigem Blick nach vorn. Von Hans-W. Fechtel

Am 18.02. hat der Rat der Stadt BS mit deutlicher Stimmenmehrheit den Beschluss des AMTA vom 28.09.2023 zur Planung einer Bahn-Unterführung an der Grünewaldstr. aufgehoben. Der Rat ist damit einem Gemeinschaftsantrag der SPD und der CDU-Fraktion gefolgt, der sich – in Würdigung der über 15.000 im 2. Halbjahr 2024 gesammelten Unterschriften – für die Ausplanung der Null-Plus-Variante ausspricht.

Allen, die zu diesem Sinneswandel mit ihrer Unterschrift, in Gesprächen und mit Aktionen beigetragen haben, gilt ein großes Dankeschön. Besonders zu danken ist vor allem den Initiatoren des Bürgerbegehrens, die mit nicht nachlassender Energie den
Weg zu der Unterschriftensammlung überhaupt erst freigemacht haben und auch bei anfänglichen juristischen Rückschlägen immer am Ball geblieben sind. Danke !

Empathie, Geduld und Zuversicht waren die Garanten des Erfolges! Und auch die Solidarität wäre zu nennen. Die letzten Monate haben gezeigt: Man muss nicht nur um gute, umfeldverträgliche Lösungen ringen, sondern auch zu einem kritischen Dialog/Diskurs bereit sein. Das war und ist den Befürwortern der Tunnel-Lösung (ADFC, VCD, Team Fahrradstadt BS, MoVeBS) leider nicht möglich gewesen.

Ein weiterer Erfolgsfaktor: die breite, offene und ideologiefreie Diskussion mit allen Teilen der Bevölkerung. So war es möglich, auch eher konservativ eingestellte Menschen für unsere Sicht der Dinge zu interessieren und zu gewinnen. Aus Verdrossenheit wurde Engagement. Das macht den Unterschied aus zu den ständigen Beschwörungen der Verkehrswende durch die o. a. Verbände / Lobbyisten.

Wie geht es weiter ?

Wie immer nach geschlagenen „Schlachten“ lecken sich Sieger und Besiegte nun erst einmal ihre Wunden. Die sind nicht nur vorübergehender Art. Und es wird eine Zeit dauern, bis sie vernarbt sind. Gleichwohl sollten wir versuchen, das Lager-Denken möglichst bald zu überwinden. Denn die Bahnquerung Grünewaldstr. ist nicht der Nabel der Welt – auch wenn er es für einige über Monate hinweg wohl war. Die Welt und der politische Diskurs haben sich seit dem Beginn der Diskussionen um den Bahnübergang im Januar 2022 sehr verändert. Der politische und der atmosphärische Klimawandel schreiten fort und verlangen auch vor-Ort ein Überdenken alter Positionen. Wie bei den Flüchtlingen sollte gelten: „Leave no one behind !“

Wir müssen künftig schneller werden bei der klimagerechten Umgestaltung unserer Stadt. Mehrjährige, energiefressende Diskussionen wie im Fall BÜ Grünewaldstr. sind kontraproduktiv. Nicht perfekte technische Standards sind angesagt, sondern
machbare, kostengünstige und konsensfähige Lösungen.

Dabei spielt die rechtzeitige Beteiligung der Betroffenen eine zentrale Rolle. Wichtiger als schöne Bilder ist der Diskurs vor Ort, … und zwar mit allen Beteiligten.

Möge uns der „Fall Grünewaldstraße“ eine Lehre sein beim Blick nach vorn !

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