Von Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel
Für Bea Trampenau ist klar: Entschädigung ist mehr als Geld. „Es geht nicht um das Geld. Ich glaube, ein Punkt ist in uns Menschen drin – die Sehnsucht nach Anerkennung.“
In Wolfenbüttel erlebten Schüler*innen Geschichte durch das bewegende Zeitzeugnis von Bea Trampenau. Sie berichtete nicht nur von der NS-Verfolgung ihres Vaters, sondern auch von den Hürden, die er und andere Betroffene bei der Entschädigung erlebten.
Unter der Moderation von Martina Staats erzählte Bea Trampenau die eindrucksvolle Geschichte ihres Vaters Richard Trampenau – einer der am längsten inhaftierten NS-Verfolgten. 1933 wurde ihm vorgeworfen, Schüsse auf Mitglieder des rechtsnationalen Stahlhelmbundes abgegeben zu haben, wobei ein Mitglied starb. Der junge Kommunist aus Hamburg wurde vom Sondergericht Hannover zum Tode verurteilt, obwohl er die Schüsse nachweislich nicht hatte abgeben können. 1934 wandelte das Oberlandesgericht Celle das Urteil in lebenslange Haft um.
Richard Trampenau saß im Zuchthaus Celle, bis er im April 1945 in das Strafgefängnis Wolfenbüttel verlegt wurde – wenige Tage vor der Befreiung. Doch seine Freiheit nahm er selbst in die Hand. Nach der Befreiung durch US-amerikanische Truppen kletterte er mit einer Leiter über die Gefängnismauer und floh. Auf dem Heimweg nach Hamburg suchte er nach britischen Truppen – und kehrte schließlich Akkordeon spielend auf einem Panzer in seine Heimatstadt zurück, so erinnert sich seine Tochter Bea Trampenau.
Das erlittene Unrecht endete nicht mit Kriegsende: Der Kampf um Entschädigung für die Inhaftierung und die Verletzungen war ein weiterer harter Weg. „Er hat für jeden Hafttag so und so viel Geld gekriegt […] und von diesem Geld ist pro Tag Kost und Logis abgezogen worden. […] und dagegen hat er geklagt“, berichtete Bea Trampenau. Die Klage blieb erfolglos.
Dennoch ließ ihr Vater nicht locker: Bis zu seinem Tod 1998 war er als Zeitzeuge aktiv, sprach über NS-Verfolgung und das Ringen um Gerechtigkeit.
Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war die Zusammenarbeit mit Illustrator Jörn Jakob Peper. Gemeinsam mit den Schüler*innen ließ er zentrale Momente aus dem Leben von Richard und Bea Trampenau in eindrucksvollen Skizzen lebendig werden. Diese künstlerischen Werke fließen in eine innovative App ein, das im Rahmen des Projekts entsteht – eine interaktive Möglichkeit, sich mit NS-Justizunrecht und dem langen Kampf um Entschädigung auf kreative Weise auseinanderzusetzen.

Zum Abschluss der Veranstaltung übergab Bea Trampenau der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel einen wertvollen Ordner: Akten und Dokumente, die den langen Kampf ihres Vaters um Entschädigung belegen. Die Unterlagen bieten eine wichtige Grundlage für die vergleichende Untersuchung der Entschädigungspraxis in der DDR und der BRD.
Wie war denn die unterschiedliche Entschädigunspraxis BRD und DDR?