übernimmt die BZ jetzt auch das Ruder in der SPD?

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Bei Braunschweigs einziger Tageszeitung läuft alles wie nach einem Drehbuch. Nachdem die geneigten Lokalredakteure der BZ ihrem OB-Kandidaten Hoffmann erneut zum Wahlsieg verholfen haben und der SPD ein deprimierendes Wahlergebnis bescherten, tritt Ernst-Johann Zauner nun die am Boden Liegende: Sein Artikel „Suche nach dem Schuldigen bei der SPD“ impliziert, dass es in der Person der Unterbezirksvorsitzenden Carola Reimann eine Verantwortliche für das Wahldebakel der SPD gäbe und dient gleichzeitig als Ablenkung von der Verantwortung der Braunschweiger Zeitung für den Wahlausgang.

Bereits vor etwa 8 Wochen wurde das Drehbuch, nach welchem die aktuellen Zeitungsmeldungen abgespult werden, der Bürgerinitiative Braunschweig bekannt. Noch vor dem Wahltermin werde der SPD-Oberbürgermeisterkandidat Possemeyer mit der „Meldung“ öffentlich blamiert, er sei bereits vor einem Jahr in BS mit einer Bewerbung zum Sozialdezernenten durchgefallen. Die SPD-Unterbezirksvorsitzende werde wahrscheinlich unmittelbar nach der Wahl durch Kräfte aus der eigenen Partei abserviert. So erklärt sich das Getöse in der BZ zwei Tage vor der Wahl, Frau Reimann solle sich auf Verlangen von Gewerkschaftsfunktionären wegen einer Falschmeldung in einem SPD -Wahlkampfblatt bei Hoffmann entschuldigen. In der BZ von gestern (12.9.06) wurde diese, von langer Hand vorbereitete Inszenierung als exklusiver Krisenbericht zwei Tage nach der Wahl aus dem SPD-Unterbezirk dargestellt.

Derselbe Redakteur dieses Exklusivberichtes zur Krise der Braunschweiger SPD hatte im Jahre 2002 anlässlich der Mundstock-Affäre die Rolle des Braunschweiger „SPD-übervaters“ Gerhard Glogowski beim städtischen Kauf einer maroden privaten Busfirma für 28 Millionen DM recherchiert und im Jahre 2000 darüber berichtet, dass Glogowski die Braunschweiger Versorgungs-AG für gerade mal rund 10% ihres eigentlichen Wertes an EON (350 Mio. DM) verkaufen wollte. Nun zitiert er Glogowski als „erfolgreichen ehemaligen Braunschweiger Oberbürgermeister“: in der Partei müsse „Wesentliches verändert werden.“ (BZ, 12.09.06). Herr Zauner „vergißt“ nun seine Kritik an der SPD-Politik in der Ära Glogowski. Mit den gewichtigen Worten eines „ehemaligen erfolgreichen Oberbürgermeisters“ soll die SPD jetzt zur willfährigen Zusammenarbeit mit Hoffmann gedrängt werden.
Weiter weiß Ernst-Johann Zauner, „schon im Vorfeld“ des Treffens des SPD-Unterbezirks werde die Frage diskutiert, ob die Unterbezirksvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Carola Reimann weiterhin beide Positionen ausfüllen könne?!!

Schließlich wird dann in Form einer Kritik von Gewerkschaftsfunktionären am Zustand der Braunschweiger Sozialdemokratie die von Hoffmann und BZ erwartete SPD-Politik für die Zukunft eingefordert: Ernst-Johann Zauner lässt den ersten Bevollmächtigten der IG Metall verkünden: Die SPD sei „Opfer kleiner Parteien, wie den Bürgerinitiativen geworden“ und die IG Metall biete der SPD an, „gemeinsam Handlungsfelder zu entwickeln. Die Zusammenarbeit mit dem Oberbürgermeister (Hoffmann) wird jedoch fortgesetzt“.

Ob diese Aufforderung zur Gleichschaltung vom IG-Metaller Detlef Kunkel wirklich so fiel, ist nicht bekannt. Denn bezeichnend für diese Form von „Journalismus“ ist die Tatsache, dass weder Glogowski noch der zitierte erste Bevollmächtigte oder Journalist Zauner selbst bei dem „berichteten“ Treffen anwesend waren.
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