Der von Russland begonnene Krieg in der Ukraine bestimmt seit über einem Jahr in einer ungeahnten Heftigkeit die öffentliche Diskussion. Die Empörung ist groß über die kriegerische Brutalität, die wir in unserer Zivilisation nicht mehr für möglich gehalten haben. Dazu die Angst vor einer weiteren Eskalation bis hin zu einem Atomkrieg in einem dritten Weltkrieg. Die Schraube der Eskalation dreht sich weiter, immer weiter. Menschen, die gegen die Eskalation und für Verhandlungen eintreten werden niedergemacht, öffentlich gebrandmarkt. Menschen, die immer mehr und modernere Waffen liefern, so inzwischen Granatensprengköpfe mit abgereichertem Uran, können erklären wie dieser Konflikt enden soll, mit der Zerstörung Russlands. Das wäre ein tödliches Spiel mit einer Atommacht. Putin, der Kriegauslöser, dreht mit an der todbringenden Spirale und installiert Atomsprengköpfe in unserer Nachbarschaft.
In dieser hoch emotionalisierten Atmosphäre ist eine sachliche Diskussion kaum noch möglich. Die Propaganda von beiden Seiten dröhnt unaufhaltsam und unerträglich. Wer anders, vor allem differenzierter denkt, als die Politik und Medien veröffentlichen, wird schnell verteufelt. Dabei müsste es doch selbstverständlich sein, dass die Vorgeschichte eines Krieges und weltpolitische Zusammenhänge ohne gegenseitige Anfeindungen ohne Befürchtungen ausgesprochen werden dürfen.
Zu dem permanenten Erschrecken über den Krieg kommt in dieser aufgeheizten Atmosphäre die Angst um den Erhalt unserer demokratischen Grundlagen. Was macht dieser Krieg in – und mit uns? Mit unseren Freundschaften, mit unseren Familien? Was machen wir, insbesondere auch die meisten Medien, in diesem Krieg mit unserer so wichtigen Rede- und Meinungsfreiheit? Haben wir überhaupt noch die Freiheiten, die wir und die Ukrainer angeblich ständig verteidigen? Ist die politische und historische Wissenschaft noch frei und unabhängig oder inzwischen auch interessengeleitet?
Es ist tradiertes Wissen: Das Heranziehen der geschichtlichen Zusammenhänge in Konflikten führt zu einem besseren Verstehen des aktuellen Geschehens, also auch des Krieges in der Ukraine. Das bessere Verstehen darf jedoch nicht mit einer Relativierung des moralischen Urteils über die Ursachen des Kriegbeginns missverstanden werden. Frau Prof. Krone-Schmalz, zu Gast des Braunschweig-Spiegels, des IPPNW und des Friedenszentrums am 20.04.2023 in der Paulikirche hat klare Positionen. Diese muss sie in der Öffentlichkeit vertreten dürfen ohne Ehrabschneidung und persönlichen Anwürfen. Sie ist von Beruf Journalistin und hat einen nachvollziehbar hohen, vielleicht jedoch auch selbstverständlichen Anspruch, der hier im Rahmen eines Vortrags an der Universität Innsbruck nachzuverfolgen ist: „Qualitätsjournalismus im Krisenmodus„.
Auf die Veranstaltung bin ich sehr gespannt und dankbar, dass es noch Journalisten wie Krone-Schmalz (oder z.B. MIichael LÜders) gibt, die sich der herrschenden Meinungsbeeinflussung widersetzen und unvoreingenommen die Frage nach den Ursachen, Motiven und Interessen HINTER den vordergründigen Konflikten und Kriegen stellen. Die geopolitische Konfrontation zwischen USA und Russland sowie China mit ihrem Eskalationspotential ist sowohl in höchstem Maße gefährlich für den Weltfrieden wie für unsere Demokratie. Schleichend entwickelt sich ein Klima der Ausgrenzung, Stigmatisierung und Aggression im Innern, die wie in den USA unser Land spalten und die Demokratie beerdigen kann. Nie war diese Gefahr größer als jetzt! Schade, dass Baerbock und Co. offenbar blind in diese Falle laufen!