55 Jahre Atommüll in Asse II: Bitteres Jubiläum

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von Asse II – Koordinationskreis (A2K)

Zum 55. Jahrestag der ersten Einlagerung von Atommüll in Asse II veranstaltete der Asse II-Koordinationskreis einen Rundgang um das Geländer der Schachtanlage mit verschiedenen Beiträgern von Sprecher:innen der Bürgerinitiativen und von Dichter Thorsten Stelzner.

Zum Auftakt ehrte Eleonore Bischoff den früheren stellvertretenden Landrat Reinhold Stoevesandt, der in den 1970er Jahren mit öffentlichkeitswirksamen und juristischen Mitteln verhinderte, dass die schon genehmigte Einlagerung von 100.000 bestrahlten Kugelbrennelementen vorgenommen werden durfte. Diese Einlagerung hätte das heutige radioaktive Inventar in der Asse etwa verzehnfacht. Ihm ist es auch maßgeblich zu verdanken, dass Ende 1978 die weitere Einlagerung insgesamt beendet wurde. Sein konsequentes Vorgehen und das damit Erreichte sollten Vorbild für die jetzigen LokalpolitikerInnen sein. Ihm zu Ehren wurde ein symbolisches Straßenschild mit seinem Namen vor der Schachtanlage Asse II enthüllt.

Der Dichter Thorsten Stelzner bot lyrische Texte für die Ermutigung zum Widerstand gegen menschenverachtende Projekte und Vorgänge dar.

Die Redner:innen beim Asse II-Rundgang am 10. April 2022, v.l.n.r.: Lutz Seifert, Elenore Bischoff, Heike Wiegel, Thorsten Stelzner, Manfref Kramer, Andreas Riekeberg

Oberhalb der Schachtanlage mit Aussicht auf das Gelände, auf dem die BGE Zwischenlager und Konditionierungsfabrik errichten will, zitierte Heike Wiegel die Kritik der Experten des Beleuchtungsberichtes u.a. „.. der Kriterienkatalog für die Auswahl eines Zwischenlagerstandortes wurde so ausgelegt, dass er die Standortsuche in einem größeren Umkreis ermöglichen sollte.“ Der A2K fordert hierzu: Es darf keine Genehmigung des Zwischenlagers und Konditionierung geben, bevor die Rückholung genehmigt wurde. Wir fordern einen fairen ehrlichen
Umgang mit der Bevölkerung. Hierzu gehört auch der faire Zwischenlagervergleich mit mindestens vier Kilometer Abstand zur Wohnbebauung. Wir fordern die Beachtung der GNS/WTI-Studie (2011), damit der Atommüll nicht mehrfach geöffnet wird und unnötige Freisetzungen von Radionukliden vermieden werden.

Andreas Riekeberg wies auf der Rückseite der Anlage auf den Asse II-Abluftschornstein hin. Er erläuterte die aktuellen wesentlichen radioaktiven Ableitungen, wie z.B. Teilchen von radioaktivem Wasserstoff (Tritium) und radioaktivem Kohlenstoff (C14), zwei Beta-Strahler. Diese radioaktiven Teilchen seien ganz anders belastend und anders gefährlich als Gamma-Strahlung, die mit einem Gammaspektroskop gemessen werden kann.

Manfred Kramer zeigte auf halbem Weg nach Groß Vahlberg die riesigen Dimensionen der geplanten Anlagen auf, die mitten in einem FFH-Gebiet errichtet werden sollen, ohne dass bisher eine genehmigungsfähige Rückholplanung vorgelegt wurde.

Lutz Seifert berichtete in seiner Rede von der Asse II Resolution, die der Rat der Gemeinde Vahlberg in seiner Sitzung am 16.03.2022 verabschiedet hat. Die wichtigsten Forderungen sind ein wissenschaftlicher Standortvergleich von Asse-nahen und Asse-fernen Standorten, der gleichzeitig eine vergleichbare Untersuchung von Standorten mit größeren Abständen (von mindestens ca. 4 km) zur Wohnbebauung beinhaltet, ein Umwelt- und Gesundheitsmonitoring in der Asse-Region und dass keine oberirdische Charakterisierungs- und Konditionierungsanlage an der Asse zu errichtet wird. Der Gemeinde ist es wichtig, dass zum Schutz des Klimas die Eingriffe in das nach Europarecht geschützte Fauna-Flora-Habitat (FFH) an der Asse auf das absolut notwendige Maß begrenzt werden. Ein Zwischenlager für den Atommüll darf nicht in Mitten eines Fauna-Flora-Habitates (FFH) errichtet werden.

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