Und als die Prinzessin den Quadriga-Prinz küsste, verwandelte er sich in einen Frosch

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Wie hat er das nur gemacht, der Dr. Gert Hoffmann, dieses Wunder von Braunschweig? – fragen sich viele weltweit, oder doch in ganz Deutschland: Soeben hatte die Stadt noch sehr viel Schulden und – schwuppdiewupp, welch ein Wunder! – schon hat sie auf einmal sehr viel Geld!

Dabei ist das finanzwirtschaftliche Rezept des Braunschweiger Oberbürgermeisters sehr einfach: Langfristiges städtisches Vermögen, Substanz wird verkauft und der Erlös wird verwendet für vergleichsweise kurzfristige Liquidität (ca. zwei Wahlperioden) und Investitionen in Image-Pflege, „Leuchtturmprojekte“, teuer in Szene gesetzte Feuerwerke, die sicher stellen, dass man gesehen wird und die staunende Mitwelt sich verblüfft fragt: Wie macht er das nur, dieses Wunder?

Doch nicht alle sind von der Wunderrezeptur so begeistert wie Hoffmann selbst. Und wenn er jetzt verstärkt auf einen Ausbau des Zusammenschlusses zur Region drängt, bekommt er ein geteiltes Echo. Denn manche Nachbarn befürchten, unter dem Deckmäntelchen der Region sei der beherzte Griff in die Kassen der Nachbarn das Hauptmotiv für die grenzüberschreitenden Zukunftsträume des Braunschweiger Oberbürgermeisters.

Wenn er in absehbarer Zeit alles städtische Vermögen, was sich irgend gut verkaufen lässt, verkauft hat, werden die Hauptquellen des kurzfristigen Braunschweiger Reichtums versiegt sein. Und da ist es kein Wunder, wenn der Wundermann heimgesucht wird von transzendenten Visionen, die weit über den Zaun hinweg reichen mitten hinein in Nachbars Garten, wo reiche Früchte, die noch nicht alle verkauft sind, so verlockend an Bäumen baumeln, die noch nicht alle gefällt sind.

„Ich kann mir eine Stärkung des Zweckverbandes Braunschweig durch neue Aufgaben durchaus vorstellen,“ meint der Peiner Bürgermeister Michael Kessler deshalb zu den Hoffmannschen Visionen, „aber gemeinsame Spaziergänge bitte immer unter der Prämisse Gütertrennung und getrennte Kassen.“ Denn anders als für Braunschweig gelte für Peine: „Das Tafelsilber von Peine wird nicht verramscht!“

Kesslers Einschätzung der braunschweigischen Substanz fällt dagegen mager aus: „da brüllt der hungrige Braunschweiger Löwe, finanziell deutlich geschwächt, weil er alles Tafelsilber verkauft hat“. Und das fabelhafte Motiv des Löwen sei vermutlich – wie meist in der Fabel – von eher prosaischer Natur: „er brüllt, weil er im Westen fette Beute riecht, und diese Beute sind wir.“

Gegenüber derartigen Annäherungen des mit gefletschen Zähnen lieblich lächelnden Löwen zeigt sich die Prinzessin von Peine dann eher spröde: „Der Oberbürgermeister von Braunschweig hat zwar ein schlossähnliches Gebilde geschaffen, aber das gibt ihm nicht das Recht, großherzogliche Ansagen in unsere Richtung zu machen.“

(Zitate aus: Peiner Allgemeine Zeitung, 15.11.08, sowie Neue Peiner Woche, 16.11.08; Diskussionen dazu auf dem Braunschweig-Board und dem BIBS-Forum)

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