Als Nachtrag zu der überwältigenden Kundgebung gegen Rechts, zu der rund 20.000 Menschen gestern auf dem Schlossplatz in Braunschweig zusammengekommen waren, dokumentieren wir nachfolgend den Redebeitrag von Sebastian Wertmüller (ver.di):
Stichworte Rede Sebastian Wertmüller, 20.01.2023
Die Braunschweiger Zivilgesellschaft ist wieder da – wie gegen Bragida, gegen AfD-Pateitage und Naziaufmärsche – hier spricht die demokratische, die soziale, die solidarische Mehrheit.
5 Thesen
1.
Die AfD ist seit Jahren keine Protestpartei, keine Partei der Unzufriedenen und schon gar keine Schlechtelaunepartei, auch wenn Braunschweiger Politikwissenschaftler ohne sonderliche Kenntnisse gerne anderes verbreiten.
Das alles sind Verharmlosungen eines rassistischen, nationalistischen Mobs und seiner rassistisch und nationalistisch verhetzten Wählerinnen und Wähler.
2.
Alle, die immer wieder so reden und hetzen, wie die AfD, tragen aktiv zu ihrem Wachstum bei:
Wenn es gegen Flüchtlinge geht, wenn das Asylrecht weiter entkernt wird, wenn gegen Menschen gehetzt wird, die Bürgergeld beziehen. Ein ‚demokratischer Konsens‘ am Sonntag und werktags die Flüchtlinge im Mittelmehr ertrinken lassen, das geht nicht zusammen, das befördert den Weg nach rechts.
Wer sich da angesprochen fühlt, ist auch gemeint
3.
Der Erhalt der Demokratie ist kein Spurt, sondern ein Langstreckenlauf. Wer die Nazis und die Rechtsextremisten bekämpfen will, muss dauerhaft unterstützen: Initiativen fördern, nicht behindern, Unterstützung und Geld bereitstellen, sich immer klar positionieren.
Immer dann, wenn‘s brennt, an die Zivilcourage appellieren und die Bühne entern, ist zu wenig.
Da kann ich auch unserer Stadt leider nur ein überschaubares Engagement attestieren.
Beleidigte Leberwurst spielen und die Aktiven auch noch zu attackieren, wie es die CDU gerade treibt, ist noch weniger als gar nichts.
Ihr hier heute seid die richtige Antwort auf das Bashing gegen den Stadtschülerrat!
4.
Als Gewerkschafter frage ich: Wo bleibt die Wirtschaft? Mahnende Stimmen aus Berlin reichen nicht – es geht um Eure Beschäftigten.
Ich fordere die großen Unternehmen und die Wirtschaftsverbände in unserer Stadt auf, sehr schnell gemeinsam mit uns, zu den Europawahlen, ein Konzept für ein offenes, demokratisches Braunschweig zu entwickeln, in dem rechte Hetzer und Nazis keinen Platz finden.
Und ich träume von einer großen gemeinsamen Spende aus der Wirtschaft: Für Schulprojekte an Berufsschulen, für eine Informationskampagne und für Infoangebote direkt in den Betrieben. Lasst uns darüber reden!
5.
Die Demokratie wird nur von der Zivilgesellschaft gerettet werden. Menschen, die anders aussehen oder eine andere Religion haben als ich Urdeutscher, brauchen unsere Solidarität: Muslime, Juden, Menschen aus der Ukraine, Flüchtlinge und alle anderen.
Unseren Schutz und unsere Solidarität sagen wir Euch heute zu! Wir kämpfen mit Euch und für Euch – gegen rechte Hetzer, gegen die Werteunion, gegen die AfD, gegen Nazis.
Für Vielfalt, Solidarität und Freiheit!