„Wir sind der personifizierte Ausstieg“ …

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„Wir sind der personifizierte Ausstieg“. Das sagte Andreas Eckert, Chef der Firma Eckert & Ziegler Nuclitec auf dem Expertenhearing zur geplanten Erweiterung des Werksgeländes der Firma auf die Frage, warum er auf jeder Tagung der Atomlobby um Aufträge werbe. Er fügte hinzu, seine Firma sei als medizintechnischer Betrieb keine Atomindustrie. Den ganzen Abend über blieb er aber eine schlüssige Erklärung dafür schuldig, warum sein Betrieb in Braunschweig eine neue Halle brauche, in der vor allem große Container gestapelt werden sollen, wenn EZN doch vor allem Nuklear-Pharmazie am Standort Thune betreibt.

Dichter Andrang herrschte vor der Saal Mikrophonen während des Expertenhearings zu Eckert&Ziegler.
Foto © S. Vockrodt

Der große Saal der Stadthalle war gut gefüllt, als Moderator Udo Dettmann (aufpASSEn e.V, Koordinierungskreis ASSE II) die Veranstaltung eröffnete. Zuerst gab er Klaus Hornung vom Hochbauamt Gelegenheit, die derzeitige baurechtliche Situation darzustellen, ihm folgten mit Thomas Huk und Winfrid Eisenberg Vertreter der Bürgerinitiative Strahlenschutz (BISS) und der IPPNW (Ärzte gegen den Atomkrieg), bevor Andreas Eckert seine einleitenden „600 Sekunden“ ausschöpfte. Schon hier behauptete der Firmenchef, dass auch im Bereich der Radionuklide die „Dosis das Gift“ mache und stellte das Strahleninventar seiner Firma, die u.a. Krebsmedikamente mit z.B. Jod-131 (gegen Schilddrüsenkrebs) und Strahlungsquellen fertigt, als sehr viel höher und zugleich viel harmloser dar als z.B. das Inventar des Endlagers ASSE II, dessen Müll EZN gerne für viel Geld aufarbeiten und konditionieren will. Natürlich in Thune, wo schon jetzt, obgleich die Firma das genehmigte Strahleninventar nur zu rund 5 Prozent ausschöpft, am Firmenzaun deutlich den Grenzwert nach Strahlenschutzverordnung überscheitende Gamma-Werte gemessen werden. Das Klima der folgenden Debatte war recht aufgeheizt, viele der geladenen Experten trugen auch dazu bei, dass Klima weiter aufzuheizen.

Dennoch gelang es Moderator Udo Dettmann, die Veranstaltung insgesamt sachlich und konstruktiv zu leiten, allerdings gelang es nicht endgültig zu klären, ob die von EZN beantragte neue Halle nun eine Erweiterung (Stadt BS, BISS), eine Modernisierung (EZN) oder ein Lager oder sonst was ist und auch nicht, was dort genau verarbeitet werden soll. Der Eindruck, EZN plane im Norden Braunschweigs eine Atommüllkonditionierungsanlage für die Beschickung des Endlagers Schacht Konrad, drängte sich im Laufe des Abends mehr und mehr auf. Immerhin konnte Dettmann am Ende einige Punkte festhalten, so dass in allen vier Himmelsrichtung rund um Thune ODL-Sonden installiert werden sollen, die online die Gamma-Strahlenwerte aufzeichnen. Des Weiteren sollen die strahlenschutzrechtlichen Genehmigungen – besonders eine Ausnahmegenehmigung – auf den Prüfstand und auch die bestehenden Notfallpläne überprüft werden.

Nach gut vier Stunden konnte Udo Dettmann die Veranstaltung vor deutlich gelichteten Zuschauerreihen schließen.

 

 
Die Bürgerinitiative Strahlenschutz (BISS) monierte ein unausgewogenes Podium, dort saßen: Vertreter der Stadt BS (2), EZN (2), Gewerbeaufsichtsamt BS (2), Bundesamt für Strahlenschutz (1), Städt. Klinikum BS (1), Landesamt für Naturschutz,m Wasserbau und Küsten (1), Landesgesundheitsbehörde (1), BISS(1) und IPPNW (1) – also 10 Vertreter von Betreiber und Behörden gegen zwei der Bürgerinitiativen. Immerhin konnten die geforderten Experten dann während der Veranstaltung wichtige Dinge zu Gehör bringen

Foto © S. Vockrodt

Es gibt einen Mitschnitt von asse2.de  der Veranstaltung unter: http://www.livestream.com/asse2

 

Beitrag zur KIK-(KIK-)Studie die am Hearingabend zitiert wurde. http://umweltinstitut.org/radioaktivitat/krebs-um-atomkraftwerke/bewertung_kikk-581.html

 

 


Kommentare   
 
0 #2 Wilma Armbrecht 2012-01-28 12:40
Da das Misstrauen der aufgescheuchten Anwohner der Firma Eckert & Ziegler gegenüber so hoch ist, könnte man doch repräsentative Personen aus unterschiedlich en Gruppen über einen bestimmten Zeitraum mit einem Dosimeter ausstatten und dann die Werte auf ein Jahr hochrechnen.
So könnte man die jährliche Strahlendosis eines durchschnittlichen Thuner Bürgers ermitteln.

Desweiteren könnte man an bestimmten Stellen Messinstrumente installieren, die von den Bürgern einsehbar sind.

Das alles ist natürlich mit Kosten verbunden, aber man kennt Herrn Eckert als kompromissbereiten Unternehmer,
der die Anwohner mit Sicherheit von der Ungefährlichkeit seines Betriebes überzeugen möchte und deshalb gern auch
in entsprechende Messinstrumente investieren würde!
 
 
 
0 #1 Peter Rosenbaum 2012-01-27 00:04
Der Eindruck auf eine spätere Beschickung von Schacht Konrad drängte sich nicht nur auf, sondern wird ganz offen im Bauantrag von Eckert&Ziegler vom 18.11.2011 benannt.
Dort heißt es: „Neubau von Gebäude zur Durchführung von Messung, Konditionierung und sicheren Verpackung schwach radioaktiver Abfälle.
…Baulichkeite n sollen „für radioaktive Abfälle zur späteren Einlagerung in Schacht Konrad errichtet werden, der ab 2014 als Endlager zur Verfügung stehen wird.“ (Bauantrag 18.11.2011).
Leider hat das der Stadt-Vertreter Hornung in seinem Eingangs-Beitrag vergessen, mitzuteilen.

Der gesamte Bauantrag von Eckert&Ziegler zur Betriebserweiterung findet sich hier:
http://www.braunschweig-online.com/bibs-forum/48-artikel-der-startseite/6310-strafanzeige-gegen-eckertaziegler.html?limit=6&start=12#6530

 
 
 

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