Tagungsbericht – Soziale Landwirtschaft

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Soziale Landwirtschaft ‐ Element inklusiver Beschäftigung für Menschen mit Behinderungen?

Bericht zur Tagung des Runden Tisches “ Gemeinsam in Braunschweig“ von Falko Feldmann (Lebenshilfe Braunschweig e.V.) in der Abt Jerusalem Akademie.

„Soziale Landwirtschaft ist eine Perspektive multifunktional verstandener Landwirtschaft“, führte Dr. Thomas van Elsen (Petrarca e. V.) in das Thema Soziale Landwirtschaft ein. Hauptprodukte sind neben den Verkaufsfrüchten auch Gesundheit und Beschäftigung, Bildung oder Therapie. Der Landbau bietet Möglichkeiten, Menschen an den vielfältigen Tages‐ und Jahresrhythmen, in Gartenarbeit oder der Arbeit mit landwirtschaftlichen Nutztieren teilhaben zu lassen. Vollständiger Bericht.

Soziale Landwirtschaft umfasst landwirtschaftliche Betriebe und Gärtnereien, die Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen integrieren, aber auch Höfe, die eine Perspektive bieten für sozial schwache Menschen, für straffällige oder lernschwache Jugendliche, Drogenkranke, Langzeitarbeitslose und aktive Senioren, Schul‐ und Kindergartenbauernhöfe und viele andere mehr. Vorsorge, Inklusion und mehr Lebensqualität sollen Aspekte Sozialer Landwirtschaft sein. Aufbauend auf mehrere Forschungsprojekte engagiert sich die 2009 gegründete „Deutsche Arbeitsgemeinschaft Soziale Landwirtschaft“ (DASoL) bei der Gründung regionaler Netzwerke, die mittlerweile in Nordbayern, Thüringen, Brandenburg, Schleswig‐Holstein und nun auch in der Region „Harz und Heide“ ihre Arbeit aufgenommen haben.

Auf Initiative des Runden Tisches „Gemeinsam in Braunschweig“  trafen sich am 25.01.2012 in der Abt Jerusalem Akademie Braunschweig 85 Experten aus verschiedensten Bereichen der Landwirtschaft einschließlich des Gartenbaus, um sich über die Situation der Sozialen Landwirtschaft in der Region zwischen Harz und Heide zu informieren und zu beraten. Darunter befanden sich Mitarbeiter aus der Sozialen Landwirtschaft, ihre Angehörigen oder Betreuer, Vertreter von Vereinen, Einrichtungen und Organisationen aus dem Bereich der Arbeit und Förderung behinderter Menschen, aus Beratungsdiensten, Politiker, Sozialwissenschaftler und Studenten der Sonderpädagogik und der Sozialen Arbeit. Die Einladung zu der Veranstaltung fand indes über die Grenzen Süd‐Ost‐Niedersachsens hinaus Anklang bis Rostock, Magdeburg, Zerbst, Kassel, Detmold und Oldenburg.

Im Anschluss an den Einführungsvortrag stellten vier regionale Vertreter von Höfen und Einrichtungen ihre Konzepte für die Umsetzung Sozialer Landwirtschaft vor. Andreas Degener vom Klostergut Heiningen hob hervor, dass nach seiner Auffassung Landwirtschaft nicht ausschließlich in der Produktion von Pflanzen und Tieren bestehen müsste, sondern auch den Umgang mit Menschen einschließen sollte. Landwirtschaftliche Betriebe müssten sogar das Dorfleben mitgestalten helfen und für das Miteinander in der dörflichen Gemeinschaft beispielhaft sein können. Deshalb sei es ihm ein Anliegen, auch behinderte Menschen in die Arbeit seines Hofes zu integrieren. Allerdings träten dabei Schwierigkeiten auf, die es dem Landwirt sehr schwer machten, seine Pläne umzusetzen: man müsse zunächst lernen, das Vokabular des sozialen Bereichs richtig zu gebrauchen, um Kommunikationsschwierigkeiten zu überwinden. Man müsse sich zudem durch eine Vielzahl von rechtlichen und organisatorischen Vorgabenbeschreibungen hindurch kämpfen, um das richtige Finanzierungskonzept ausarbeiten zu können. Nach seiner Auffassung könne das nur gelingen, wenn man als Landwirt richtig beraten und von gut organisierten Sozialunternehmen oder gut informierten Beratern unterstützt werde. Im Augenblick behelfe er sich damit, an so viele Betriebsbesichtigungen und Tagungen teilzunehmen, um aus den Erfahrungen und Wegbeschreibungen anderer zu lernen.

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