WELTEN IN BEWEGUNG – ABENTEUER KUNST

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30 Jahre Kunstmuseum Wolfsburg
anzuschauen bis zum 04. August 2024

Abenteuerlustige Kunst-Welten-Entdecker aus unserer Region müssen keine beschwerlichen (Ferien-)Reisen auf sich nehmen, um sich den Freuden, Gelüsten und Gefahren zeitgenössischer und historischer Kunstwelten und ihrer Bewohner hinzugeben.

Jedenfalls nicht bis zum 4. August.

Solange läuft die faszinierende, facettenreiche und sehr sehenswerte Jubiläums-Aussstellung Welten in Bewegung im Kunstmuseum Wolfsburg nämlich noch.

Zeit sollte Besucher:in möglichst viel mitbringen. Und die dann natürlich verschwenderisch dalassen. Denn jedes Werk (es sind 172, um genau zu sein) angefangen von Installation, Malerei, Zeichnung, Skulptur, Video, Kupferstich, Fotografie bis Kunsthandwerk wünscht sich natürlich möglichst viel von der mitgebrachten Besucherzeit.

Eingangsinstallation von Michael Majerus. Foto M. Brandes

Schon die tunnelartige Groß-Installation von Michael Majerus „The space is where you´ll find it“ – der Eingang zur opulenten Wolfsburger Kunstweltenschau – verleitet zum Stehenbleiben und Schauen und Staunen. So geht es Besucher:in in der weiträumigen Ausstellungsfläche dann immer wieder. Stehenbleiben, Schauen, Staunen, Begeisterung, Irritation, Lachen, Freude.

Rauminstallation „Ahoi de Angst“ von Jonathan Meese. Foto M. Brandes

Auch ein bißchen Abenteuerlust kann nicht schaden. Also vielleicht in der Rauminstallation „Ahoi de Angst“ von Jonathan Meese Poster, Postkarten anschauen, alte Zeitungsausschnitte lesen, Kassetten hören. Oder sich durch Benedikte Bjerres braune Hühnerschar zum Venus-Gemälde von Lucas Cranach durchzudrängeln, um möglicherweise von Mario Merz Installation „Tavola a Spirale in Tubolare di Ferro per Festino di Giornali Datati il Giorno del Festino“ abgelenkt zu werden und dann titelverwirrt anfangen, das Obst zu zählen.

Ausstellungsansichten. Foto M. Brandes

Alle gezeigten zeitgenössischen Objekte sind aus der eigenen Sammlung, die inzwischen auch schon mehr als 1000 Werke umfasst.

Ausstellungsansicht. Foto von M. Brandes

Optisch und dialogisch stehen sie in einer außergewöhnlichen und manchmal fast schon provokanten Auseinandersetzung mit 15 historischen Werken aus dem Braunschweiger Herzog Anton Ulrich Museum. Was ein schönes Beispiel für die freundschaftliche Kooperation zweier herausragender Kunstinstitutionen unserer Region ist.

Da treffen Majolika-Teller mit biblischen Motiven aus dem 16. und 17. Jahrhundert auf die Fotografien von Richard Billingham; Willem van Nieulandts „Italalienische Flußlandlandschaft“ von 1625 auf Andreas Gurskys Fotografie von der künstlichen Landgewinnung für den Hafen von Singapur; eine Venus von Lucas Cranach auf Cindy Shermans Sexpuppen.

15 dialogische Kapitel sind es, die der Ausstellung ihre inhaltliche Struktur geben und die künstlerische Interpretationen von Themen wie Körper, Sexualität, Identität, Freiheit, Gleichberechtigung behandeln.

Ausstellungsansicht.Foto M. Brandes

Alle Kapitel (beispielsweise: Raumwunder, Körpersprache, Familienangelegenheit, Erinnerung, Weltbilder) und Kunstwerke widerspiegeln unterschiedliche Lebensbereiche wieder, spannen thematische Bögen von individuellen bis zu globalen Dimensionen.

Kurator Holger Broeker. Foto M. Brandes

In einem Buch liest man möglichst ein Kapitel nach dem anderen – bis zum Ende. In der Kunst gibt es ja keins. Ein strukturfrei spontaner Bummel zwischen unterschiedlichen Kapiteln kann also auch sehr spannende Bezüge herstellen.

Hauptsache, es macht Spaß. Und das macht diese Ausstellung auf jeden Fall.

Künstler:innen:

Franz Ackermann, Nobuyoshi Araki, Katie Armstrong, Richard Artschwager, Awst & Walther, Natalie Ball, Phyllida Barlow, Ute Behrend, Richard Billingham, Benedikte Bjerre, Hussein Chalayan, Serge Attukwei Clottey, Charles-Nicolas Cochin d. Ä., Tony Cragg, Lucas Cranach d. Ä., Domenico da Venezia, Emanuel de Witte, Jan Dibbets, John Dixon, Burhan Dogançay, Sophie Erlund, Peter Fischli & David Weiss, Jacques Fouquier, Frans Francken d. J., Sandra Gamarra Heshiki, Gilbert & George, Gauri Gill, Liam Gillick, Douglas Gordon, Thomas Grünfeld, Guido da Merlino, Andreas Gursky, Eberhard Havekost, Ulrich Hensel, Georg Herold, William Hogarth, Pieter Hugo, Jörg Immendorff, Christian Keinstar, In Sook Kim, Thoralf Knobloch, Jeff Koons, Mischa Kuball, Christopher Kulendran Thomas, Robert Lebeck, Rebecca Lewis, Pia Linz, Ann Lislegaard, Sharon Lockhart, Michel Majerus, Anna Malagrida, Maix Mayer, Jonathan Meese, Mario Merz, Sarah Morris, Bruce Nauman, Nam June Paik, Panamarenko, Elizabeth Peyton, Prajakta Potnis, Adam Putnam, Neo Rauch, Mariela Scafati, Thomas Schütte, Tejal Shah, Cindy Sherman, Antanas Sutkus, Stefan Thiel, Goran Tomcic, Mette Tronvoll, Luc Tuymans, Timm Ulrichs, , Willem van Nieulandt, Hendrik van Steenwyck d. Ä., Mariana Vassileva, Tobias Verhaecht, Danh Vō, Dirck Volckertszoon Coornhert, Abraham Willaerts, Erwin Wurm, Thomas Zipp.

Das Museum bietet auch ein Begleitprogramm. Die aktuellen Aktivitäten finden sich auf der Website: kunstmuseum.de/veranstaltungen/welteninbewegung

Freien Eintritt zur Ausstellung hat der Jahrgang 1994, also alle, die heuer 30 Jahre alt werden.

Freien Eintritt gibt es auch für alle unter 18 Jahren (Young and Free), ermöglicht durch die Volkswagen Group.

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