VON BRAUNSCHWEIG NACH HOLLYWOOD: Lette Valeska – Fotografin der Stars

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bis zum 4. Januar 2024 im Städtischen Museum am Löwenwall

Lette Valeska – Stars ohne Glamour ist nicht nur eine wunderbare Werkschau der in Braunschweig geborenen und aufgewachsenen Lette Valeska. Diese Ausstellung ist auch der pure Genuss und nimmt uns mit auf eine spannende Reise in eine längst vergangene Welt, die Welt, in der einmal das Starkino erfunden wurde.

Lette Valeska (c) Estate of Lette Valeska

Damals waren Produzenten und Filmstudio-Mogule wie David O. Selznick, Samuel Goldwyn, die Warner-Brothers oder auch der deutsche Auswanderer Carl Laemmle, Gründer der Universal-Studios, die mächtigsten Männer einer gigantischen Industrie, die mit ihren Filmen die ganze Welt eroberte.

Diese Produzenten und Studios waren es, die sich “ihre” Stars modellierten, die über deren Image bestimmten und sie vor allem natürlich profitabel in ihren Filmen einsetzen wollten.

Eines der wichtigsten Werkzeuge für den Kassenerfolg waren damals die Starfotografien, die zu Hunderttausenden an Zeitungen, an die Film – und Publikumszeitschriften und natürlich an die unzähligen Star-Fanclubs geschickt wurden, die damals zu den wichtigsten Multiplikatoren (wie man heute sagen würde) gehörten.

Danny Kaye, Foto: Lette Valeska (c) Dirk Scherer / Städtisches Museum Braunschweig

Lette Valeska hatte ihren ersten erfolgreichen Job in dieser kommerziell durchorganisierten Glamourwelt 1946 mit einer Fotoserie des jungen Komikers Danny Kaye im berühmten Film-Magazin “Photoplay”.

Presseausweis von Lette Valeska für das Filmstudio 20th Century Fox in Hollywood

Da war sie bereits 60 Jahre alt und hatte sich in Hollywood als Fotografin der Kinder von Filmstars einen Namen gemacht. Darunter waren auch die Kinder des genialen Produzenten David O. Selznick (“Vom Winde verweht”). Der war begeistert von den lockeren, ungekünstelten Fotos seiner Kinder und “entdeckte” Lette Valeska, die sich dann auch schnell als außergewöhnliche Fotografin der Stars einen Namen machte.

Doris Day, Foto: Lette Valeska (c) Dirk Scherer / Städtisches Museum Braunschweig

Filmstars wie Gregory Peck, Joseph Cotten, Gene Kelly, Ingrid Bergman, Mickey Rooney, Doris Day, Rita Hayworth, Ava Gardner, James Stewart, Jennifer Jones und Elizabeth Taylor standen schließlich vor Lette Valeskas Kamera und waren begeistert von ihren Fotos.  

Elizabeth Taylor, Foto: Lette Valeska (c) Dirk Scherer / Städtisches Museum Braunschweig

Geboren wurde Lette Valeska 1885 als Valeska Heinemann in Braunschweig. Sie wuchs in einer wohlhabenden, säkularen jüdischen Familie auf.  Schon ca. 1897 bekommt sie einen Fotoapparat und fängt mit dem lebenslangen Fotografieren an. Sie lernt auch früh Englisch, Französisch und Spanisch.

Ihre beste Freundin in der Städtischen Mädchenschule Kleine Burg war Emmy Scheyer, die bereits 1924 als Agentin der “Blauen Vier” ( Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Paul Klee und Alexej Jawlensky) in die USA ging und bald als Galka Scheyer zur ikonischen Patronin der Avant-garde-Kunst in den USA wurde.

Valeska arbeitete ab 1911 für einige Jahre als Sekretärin in Brüssel und besuchte dort zusammen mit ihrer Freundin Emmy (Galka) Scheyer die berühmte Kunstschule Ecole des Beaux Arts.

1920 heiratete sie den Unternehmer Ernst Heymann, Besitzer einer Fabrik für chemisch-pharmazeutische Produkte in Frankfurt/Main.

1932 zieht das Paar mit ihrer gemeinsamen Tochter nach Paris, um dort eine Unternehmensfiliale zu etablieren.

Antisemitischer Terror durch Firmenangestellte verhinderte 1937 die Rückkehr der Familie nach Frankfurt. Ernst Heymann wurde  bald darauf vom nationalsozialistischen deutschen Staat durch eine sog. “Enteignung”  seines gesamten Besitzes beraubt. 

Die Familie  emigrierte noch im selben Jahr in die USA und lebte in New York.

Dort trennte sich das Ehepaar Heymann 1938.  

Valeska Heinemann, die sich jetzt Lette Valeska nannte, ging auf Anregung ihrer Schulfreundin Galka Scheyer, die sich vor allem an der Westküste bereits ein umfangreiches Netzwerk aufgebaut hatte, nach Los Angeles.

Sie motivierte Lette Valeska künstlerisch zu arbeiten und half ihr durch Kontakte in Los Angeles, ihren Lebensunterhalt als professionelle Fotografin zu verdienen.

Valeska fotografierte Kinder nicht in einem Studio, wie es damals üblich war, sondern in ihrer alltäglichen Umgebung. Dieser neuartige, „natürliche“ Ansatz verschaffte ihr viel Aufmerksamkeit und Anerkennung und öffnete ihr schließlich durch David O. Selznick die Türen zur Film- und Glitzerwelt Hollywoods.

Montgomery Clift, Foto: Lette Valeska (c) Dirk Scherer / Städtisches Museum Braunschweig

Im Zentrum dieser im Grunde bereits selbst schon ikonischen Ausstellung mit seinen rund 200 Exponaten stehen natürlich Lette Valeskas Fotografien von Hollywood-Stars, die sich im Besitz der Nachkommen der Künstlerin befinden und erstmals in Deutschland gezeigt werden.

Ausstellungsraum mit Starpotraits aus der Sammlung Daniel Kothenschulte (Foto: M. Brandes)

Arbeiten aus ihrem bildhauerischen und malerischen Nachlass (seit 1955 arbeitet sie als Malerin und Bildhauerin), persönliche Gegenstände und Zeitdokumente werden in einer weiteren Ausstellungssektion vorgestellt.

Der dritte Ausstellungsteil mit ausgewählten Starfotos “klassischer” Hollywood-Fotografen dieser Zeit – natürlich besonders lecker für alle Hollywood-Nostalgiker und die Fans der großen Stars aus den 40ern und 50ern –  ist dann noch das Sahnehäubchen auf einer der wirklich allerschönsten Ausstellungen dieses Jahres in Braunschweig.

Dr. Andreas Büttner, Kurator (Foto: Martin Brandes)

Vom 8. bis 10. November 2023 präsentiert das Städtische Museum in Kooperation mit dem Braunschweig International Filmfestival (BIFF) eine dreiteilige Hollywood-Filmreihe.

Weitere Informationen unter:

https://www.braunschweig.de/kultur/museen/staedtisches-museum/artikelpool-temporaer/stars-ohne-glamour-lette-valeska.eine-braunschweiger-fotografin-in-hollywood.php

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