Dieser sagenumwobene Stein besteht auch heutzutage, so hier z.B. in Form von 1200 Unterschriften für den Erhalt des Gliesmaroder Schwimmbads am Soolanger. Der steile Berg, auf den diese aus der Umgebung gesammelten Unterschriften hinauf sollen, besteht in einem Braunschweiger Ratsbeschluss vom 11.9.2012, der die Erhaltung des Bads wegen seines baulichen Zustands und mit Blick auf das zukünftige Hallenbad an der Hamburger Straße nicht mehr für „sinnvoll“ erachtet. Häuserbebauung soll auf dem Grundstück des Schwimmbads in dieser privilegierten Gegend am Soolanger erfolgen.
Und welche Rolle nun spielt Sisyphos, der Schelm, der leidende Büßer, der frustrierte Arbeiter, der glückliche Mensch für die Erhaltung unseres Schwimmbades in Gliesmarode? Wir, die unterschreibenden Sisyphos-Verwandten, haben unsere Überlegungen dem zuständigen Bezirksrat vorgetragen, der sie im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützen will; die Grünenfraktion „hat allerdings nicht die Absicht, diese Fragen zu verfolgen“.
Sollen unsere Forderungen also vergeblich gewesen sein ? Es drohen:
– Verlust dieses gesetzlich geschützten Natur- und Landschaftsschutzgebietes durch unkontrollierbare Versiegelung, Lärmimmissionen und geologische Verwerfungen !
– Investorenwillkür ohne Rücksicht auf schützenswerte Allgemeingüter!
– Verkehrsentlastung der Berliner Straße durch Öffnung des Soolangers für den Autoverkehr!
– Konzentration des gesamtstädtischen Bäderkonzepts auf das Spaßbad an der Hamburger Straße!
Werden sich Anwohner, Schüler und Kinder der Umgebung in Zukunft von erreichbaren Möglichkeiten ausgeschlossen finden, schwimmen zu lernen und kostengünstig die eigene Gesundheit zu pflegen?
Und: wird eine Wohnbebauung mit ihren Auswirkungen den naturnahen Bereich am Soolanger nicht unwiederbringlich zerstören?
So sind die 1200 Unterschriften jetzt zum Stein des Sisyphos geworden, der vom Berg gefallener Ratsbeschlüsse nur noch zurückrollen kann und trotzdem wieder heraufgerollt werden muss.
Aber der Mythos hält auch ermutigende Botschaften bereit, wenn Albert Camus schreibt:
„Seine (Sisyphos) Last findet man immer wieder. Sisyphos jedoch lehrt uns die höhere Treue, die die Götter leugnet und Felsen hebt. Auch er findet, dass alles gut ist. Dieses Universum, das nun keinen Herrn mehr kennt, kommt ihm weder unfruchtbar noch wertlos vor. Jeder Gran dieses Steins, jedes mineralischen Aufblitzen in diesem in Nacht gehüllten Berg ist eine Welt für sich. Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen..“
Betrachten wir uns als „glückliche Menschen“ in der Nachfolge des Sisyphos, indem wir uns durch so viele Unterschriften gestärkt sehen ! Fahren wir also fort, den Stein weiter zu wälzen!