Aus dem Dschungel widerstreitender Interessen zu einer zukunftsfähigen Waldpolitik
Von der ökologischen Moderne im 300. Jahr der Nachhaltigkeit
Während so manche zweifelhafte Technik ihre Befürworter gefunden hatte – z.B. das Fracking (B-S berichtete vor kurzem über das Gesetz aus dem Hause von Herrn Altmaier) oder Pyritdroning (Emmerich 1990) – erörtern die Autoren des Buches „Wald“ neue politische Spielräume für „eine continuierliche beständige und nachhaltige Nutzung“ des wertvollen Rohstoffs Holz. Sie erinnern dabei an „das Talent der Menschen, sich einen Lebensraum zu schaffen“, das nach GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG (1743 – 1799) noch von dem Talent übertroffen werde, diesen wieder zu zerstören. Dass „die Waldökosysteme nur vorübergehend von der Industrialisierung entlastet“ wurden (IBISCH 2013), zeige sich an den seit 1980 unübersehbaren Schadstoffschäden. Neben dem Verschwinden biologisch bedeutsamer Waldgebiete zählt der Wildverbiss (MEHL 2013) zu den wesentlichen Faktoren, die unsere Waldressourcen negativ prägen.
Im Februar präsentierte sich die Stadt Braunschweig als eine Kommune, die sich erfolgreich für die biologische Vielfalt einsetzen wird. Ob man sich hier den regenwaldreichen Ländern des Südens im Wort sieht (KAISER 2013) oder aber die Abnahme des von bundesdeutschen Bäumen gespeicherten Kohlenstoffs von 70 Millionen Tonnen im Jahr 1990 auf nur noch 2 Millionen Tonnen Kohlenstoff als bedrückend empfindet (FLASBARTH (2013) – beides ist zutreffend und in diesem Buch erwähnt.
Wälder sind zweifellos viel mehr als bloß Rohstofflieferanten (JESSEL und KRUG 2013). Das berücksichtigt beispielsweise die Bewirtschaftung von Kommunalwäldern in Göttingen und Lübeck, wo die Bürgerschaft auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen Ressourcenpolitik von Anfang an einbezogen war (LEVIN 2013).
In ihrem Fazit richten die Autoren folgende Fragen an die Leserschaft:
– Wie kann in Zeiten einer Energiewende eine wirkungsvolle Bürgerbeteiligung im Hinblick auf die Ressource Wald aussehen?
– Warum wollen wir nicht aus den Fehlern vergangener Jahrzehnte lernen und sofort ein Nutzungsmoratorium für die über 140 Jahre alten Buchenwälder unserer Region verhängen?
– Und schließlich – können Orte des Waldfrevels wie z.B. der Rieseberg als künftiger Friedwald ihre einstige ökologische Bedeutung wiedererlangen?
„Wald“ ist ein praxisnahes Buch, in dem 26 namhafte Autorinnen und Autoren aus Politik, Wissenschaft und Praxis auch dem Laien ein breit gefächertes Bild unserer Wälder präsentieren.