Kommentar zum Nobelpreis fuer den kolumbianischen Praesidenten Santos

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Von Uwe Meier aus Bogotá

Es ist ein erstaunlicher und mutiger Schritt, vom Kriegsminister zum Friedensnobelpreistraeger. Ein Friedenspraesident, der zuvor die Guerilla massiv bekaempft hat? Nun bekommt er den Preis, weil er mit derselben Konsequenz das Gegenteil tut. 

Und auch erstaunlich, er tritt nicht zurueck, wie Cameraon nach dem Brexit. Er hat auch nicht die Armee wieder in den Busch geschickt, sondern will verhandeln, bis zum letzten Tag seiner Praesidentschaft.

Der hat den Preis verdient!

Die Stimmung in Bogotá ist verhalten. Man glaubt derzeit an nichts. Auch nicht an den Frieden. 

Praemiert wurde in Oslo sicher auch die Zaehigkeit, mit der Santos den Friedensprozess ueber 4 Jahre vorantrieb. Er hat sein politisches Schicksal mit dem Frieden verknuepft. Durch den Preis kann er gelassen weitermachen in seinem Bestreben Frieden zu schaffen.

Die Wahl des Preistraegers weist ueber Kolumbien hinaus. Syrien, Somalia, Sudan, Kongo usw. Mutige Menschen braucht das Land, Mut zum Frieden.

Santos hat es bewiesen: Wenn man auf die Menschen zugeht, lassen sich Blockaden aufbrechen, wenn es tatsaechlich ehrlich gemeint ist und auch um Vergebung bittet.

Auch den Guerilla gebuehrt grosser Respekt. Sie haben nach dem gescheiterten Referendum nicht sofort wieder zur Waffe gegriffen. Sie auch mit dem Preis zu loben, waere wohl zu viel gewesen und dem Frieden nicht zutraeglich. Zu viele Rechnungen sind offen!

Der Preis geht auch an das kolumbianische Volk. Alle, die ich bisher sprechen konnte, sind maechtig stolz. Zu Recht!

Dass so wenig Menschen zum Referendum gingen, und es auch daher abgelehnt wurde, laesst auch auf die Angst und Skepsis schliessen, dass dem Frieden ohnehin nicht zu trauen ist.  Das sagt auch der Taxifahrer, die ja immer und bekanntlich alles wissen, was das Volk denkt.

Nun spueren die Kolumbianer erstmal, dass sie im Fokus des Weltinteresses stehen, und dass sie der Welt was sagen koennen. Dass sie endlich auch mal Vorbild sind. Vielleicht wird die Resignation nun gebrochen und wirklich Frieden gestiftet.

 

 

 

 

 

1 Kommentar

  1. Warum aber hat das Nobelpreiskommitee nicht die gleiche Messlatte angelegt wie seinerzeit in Südafrika? Nach jahrzehntelangen Kämpfen war eine Situation herangereift die es notwendig machte, gemeinsam nach Lösungen aus der unhaltbaren Lage zu suchen. Und so setzten sich Vertreter des Apartheid-Regimes und Vertreter des ANC u.a. zusammen und überwanden gemeinsam das anachronistische System der Apartheid.

    Auch in Kolumbien herrschte Jahrzehnte Krieg zwischen dem autoritärem Regime und der FARC. Auch in Kolumbien haben sich aus Einsicht in die Notwendigkeit, endlich Frieden herzustellen, Vertreter der Regierung und Vertreter der FARC-Rebellen in jahrelangen Verhandlungen auf ein gemeinsam getragenes Ergebnis geeinigt.

    Warum also bekommen nicht auch hier beide Beteiligten den Nobelpreis für ihre Friedensbemühungen verliehen? Die FARC haben m.E. den weitaus größeren Schritt getan, als sie ihr Mißtrauen im Interesse des Friedens überwanden. Sie nicht in die Verleihung des Preises einzubeziehen ist demütigend und trägt nicht dazu bei, bis tief im Volk verwurzelteGegnerschaften zu überwinden und Vertrauen herzustellen.

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