Stadtklima in Not – Kaltluftkorridore nicht verbauen!

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Letztes Jahr standen die Planungen für ein interkommunales Gewerbegebiet Braunschweig/Salzgitter kurz vor dem Abschluss. Das Vorhaben scheiterte aber sehr knapp an der Ablehnung im Rat der Stadt Salzgitter.

Nun informiert die Bürgerinitiative SüdWest Braunschweig in einer Pressemitteilung über eine neue Studie, die sich mit dem Thema der Frischluftversorgung der Braunschweiger Innenstadt beschäftigt. Fazit: Sollte das Vorhaben „interkommunales Gewerbegebiet Braunschweig/Salzgitter“ in einigen Jahren doch noch einmal wiederbelebt werden, würde dies die Versorgung der Braunschweiger Innenstadt mit Frischluft massiv beeinträchtigen.

Überhaupt stellt sich die Frage, ob dieser Aspekt bei ähnlichen Großprojekten (aktuell z.B. Viewegs Garten, Bahnstadt, Nordstadt) ausreichend berücksichtigt wurde bzw. wird. (h-g.d)

Nachfolgend die Pressemitteilung der BI SüdWest Braunschweig:

Wissenschaftlicher Nachweis: Interkommunales Industrie- und Gewerbegebiet im Südwesten Braunschweigs wäre schädlich für das Stadtklima in Braunschweig

1. Braunschweiger Wissenschaftler legen neue Studie vor. Erstmals hat ein Team von Wissenschaftlern des Instituts für Geoökologie der TU Braunschweig um Laura Grunwald gezielt einen wichtigen Teilbereich des Stadtklimas in Braunschweig erforscht – die Kaltluftleitbahnen. Zusammen mit Meinolf Kossmann vom Deutschen Wetterdienst und Prof. Dr. Stephan Weber ging sie neue Wege. Nach eineinhalb Jahren intensiver Forschungstätigkeit konnten die drei schließlich ihre Ergebnisse im Sommer 2019 vorlegen. „Mapping urban cold-air paths in a Central European city using numerical modelling and geospatial analysis„, so lautet der Originaltitel ihrer Arbeit, wie er in einer amerikanischen Fachzeitschrift im September veröffentlicht wurde.

2. Warum sind Kaltluftleitbahnen wichtig für das Stadtklima? Sie sind, vor allem im Sommer, wichtig für den Luftaustausch in der Stadt und das Wohlfühlen der Menschen in ihr. Während sich bebaute Teile stark aufheizen können, wirkt Stadtgrün dem entgegen. Grünflächen und Parks in der Stadt wirken ausgleichend. Vor allem aber kann nachts von den Grünflächen im Umland, die als Speicherflächen wirken können, kühlere Luft in Richtung Stadtmitte gelangen und damit ausgleichend wirken. Unstrittig wird diese Wirkung bei künftig weiter steigenden Temperaturen an Bedeutung zunehmen.

3. Acht Kaltluftleitbahnen mit nennenswerter Wirkung identifiziert
In Braunschweig, so das Ergebnis der Wissenschaftler, lassen sich acht von ihnen über die Stadtrandbereiche verteilt nachweisen. Die Effizienz der Bahnen konnten die Forscher nach zunehmendem Gewicht auf einer Skala von 9 bis 44 anordnen. Ein Kaltluftspeicherbereich im Braunschweiger Südwesten deckt sich ungefähr mit der Fläche des gescheiterten interkommunalen Industrie- und Gewerbegebiets. Von dort erstreckt sich eine Kaltluftleitbahn südlich von Groß Gleidingen und Timmerlah Richtung Stadtmitte. Sie liegt mit einem Effizienzwert von 33 im oberen Drittel der wirksamen Bahnen und leistet damit einen bedeutenden Beitrag zum Stadtklima.

4. Bürgerinitiative fordert: Pläne eines Industriegebiets im Südwesten endgültig aufgeben!
Will man das Stadtklima nicht erheblich gefährden, so müssen die Pläne eines interkommunalen Industrie- und Gewerbegebietes jetzt endgültig zu den Akten gelegt werden, so die Forderung der Bürgerinitiative SüdWest Braunschweig. Der wissenschaftliche Nachweis einer bedeutenden stadtklimatischen Funktion dieses Gebietes lässt keinen anderen Schluss zu. Die Stadt muss endlich ihren Aussagen, die Flächenversiegelung zu beenden und den Grünflächen Priorität einzuräumen (siehe die städtische „Leitlinie klimagerechte Bauleitplanung“) auch in diesem Bereich Taten folgen lassen.

Eine Zusammenfassung der Studie kann hier heruntergeladen werden.

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