Alljährlich das Städteranking der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“. Alljährlich ist Braunschweig in der Spitze – die Braunschweiger Zeitung berichtete darüber – und alle Jahre selbstzufrieden äußert sich der Oberbürgermeister.
Die INSM ist ein Interessenverband – die Braunschweiger Zeitung berichtete darüber – was ja die Zahlen einer „Studie“ an sich noch nicht in Frage stellen muss; was aber sind die Zahlen wert?
Schauen wir uns einen Aspekt der jüngsten Studie an. „Kriminalität ist zu einem Problem Braunschweigs geworden. überrascht Sie das?“ fragt Ralph-Herbert Meyer den Oberbürgermeister. (eine horrende Steigerung von 9,4 hat die Studie da erforscht) Den kann so leicht nichts überraschen. Denn es „ist nicht das erste Mal, dass uns die Kriminalitätsrate Plätze in einer Rangliste gekostet“ hat, weiß der Oberbürgermeister, und will „das Gespräch mit dem Polizeipräsidenten“ suchen.
Der war schon mal in einem Gespräch – zufällig mit der Braunschweiger Zeitung, wie Interviewer Meyer vergaß – in dem der Polizeipräsident befand: „Außerdem sind wir eine sichere Region: Braunschweig ist eine der sichersten Städte Norddeutschlands, Wolfenbüttel einer der sichersten Landkreise im Land. Auch damit können wir für diese Region werben.“
Wie passt das zusammen? – Eine offzielle Studie des deutschen Innenministeriums weiß es noch genauer: „Braunschweig ist die sicherste Stadt in Norddeutschland“ und „Braunschweig hatte laut Bundesstatistik im Vergleich zum Vorjahr 2,2 Prozent weniger Straftaten zu verzeichnen.“ (die Braunschweiger Zeitung berichtete darüber, wie Interviewer Meyer vergaß)
Nichts passt in dieser Studie: Die Produktivität der Boomtown läge gegen 10% zurück, nicht hinter den besten, nein, Braunschweig habe eine Produktivität, die gegen 10 % unter dem Durchschnitt der deutschen Städte läge. … Wie das? Trotz VW Financial Services, trotz …
Alles geht in dieser Studie durcheinander. Mal sind es – jenseits jeder seriösen Statistik – Zehntelprozente von Steigerungsraten, die Braunschweig machtvoll nach vorne katapultieren im bundesdeutschen Städtevergleich, mal sind es nicht konkrete Zahlen, sondern Ansichten von Unternehmen, die befragt werden und dem Oberbürgermeister etwa höchstes „Kostenbewußtsein“ bescheinigen.
„Was ist so ein Ranking wert?“ – fragte schon einmal die Braunschweiger Zeitung in anderem Zusammenhang. „Wert für wen?“ – muss man hier fragen. Für das Braunschweiger Stadtmarketing mag das Ranking so viel wert sein wie eine Aufstockung ihres – kostenbewussten – Millionen-Budgets um eine weitere Millionen. Für einen Einblick in das, was man gemeinhin als Realität bezeichnet, ist die Studie wohl eher gar nichts wert.
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Lokale Diskussionen über dies Ranking im Braunschweig Board und im BIBS-Forum.