SPD-Mobilitätskonzept nicht ausreichend für Mobilitätswende und Klimaschutz

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Situation am Bohlweg. Foto: Klaus Knodt

Anmerkung der Redaktion: Über das Mobilitätskonzept der SPD hatten wir bereits berichtet, es kann hier eingesehen werden.

Pressemitteilung von Dipl.-Ing.-Architekt Leonhard Pröttel Dr.-Ing. Martin Schwerter (MoVeBs)

Die von der SPD vorgeschlagenen Maßnahmen klingen gut, sind aber nicht geeignet, eine Mobilitätswende im Sinne des 1,5°C oder wenigstens 2,0°C-Ziels wie im Pariser Abkommen vereinbart einzuleiten.

Positiv anzumerken ist, dass zusätzliche, umweltfreundliche Angebote geschaffen werden. Darunter z.B. der Ausbau des ÖV oder Fahrrad-Verleihsysteme. Jedoch werden keine Maßnahmen zur Einschränkung des Autoverkehrs vorgeschlagen, sodass insgesamt sogar mehr Verkehr entsteht.

„Ein Wandel der Mobilität scheitert nicht am Geld, er scheitert am Unwillen Flächen umzuverteilen und umweltfreundlichen Verkehrsformen mehr Raum zu geben. Die SPD muss hier Stellung beziehen, ob sie neben dem öffentlichen Verkehr auch dem Fuß- und Radverkehr mehr Raum zuzugestehen bereit ist.“ sagt Martin Schwerter von MoVeBs.

Eine Reduktion des Autoverkehrs kann nur erreicht werden, wenn man Autofahren verteuert, verlangsamt, oder ihm die Flächen entzieht. All dies vermeidet das Konzept der SPD. Alternativen zum Autoverkehr werden angesprochen, jedoch fehlt die wichtigste Form von Mobilität im Konzept – Fußverkehr.
„Vor Fußverkehr muss man nicht warnen, wie die SPD das vorschlägt, man muss ihn stärken. Zu-Fuß-Gehen ist die Grundlage für städtisches Leben, für Läden, Cafés soziale Kontakte, Spiel auf der Straße, für alle vom Kind bis zum Senior. Ohne Fußverkehr stirbt die Stadt.“ stellt Leonhard Pröttel klar.

Die SPD wird sich daran messen lassen müssen, ob sie bei aktuellen Projekten, wie z.B. dem Umbau des Bültenwegs für den Radverkehr oder der Salzdahlumer Straße im Rahmen des Stadtbahnausbaus willens ist, Flächen vom Autoverkehr zum Umweltverbund umzuverteilen.

Wir möchten der SPD dringend raten, ihr Verhältnis zu den verschiedenen Verkehrsformen schnellstmöglich zu klären und sich progressiv für alle Verkehrsformen des Umweltverbundes einzusetzen. Mit Konzepten, welche die wichtigsten Fragen nach Flächenverteilung in einer Stadt ausklammern, wird sie keine Stadt nachhaltig entwickeln oder Wahlen gewinnen können.

Dipl. -Ing. -Architekt Leonhard Pröttel
Dr. -Ing. Martin Schwerter


3 Kommentare

  1. Auf dem Titelfoto ist ein Problem gut erkennbar. Die Gastronomie lässt nur wenig Platz für Fussgänger, die teilweise auf den Fahrradweg ausweichen müssen. Als Fussgänger auf dem Bürgersteig erwartet man ein uneingeschränktes Flanieren, bei dem man nicht ständig aufpassen muss. Und so gelangt man auch leicht auf den Fahrradweg, zumal an den Bohlwegkreuzungen. Der Fahrradweg ist natürlich auch beidseitig zu befahren. Dieses Chaos ist problematisch.
    Komfortabel ist hingegen der Bohlweg für den Autoverkehr: Zweispurig mit Parkraum.

    • M.E. nicht ganz, Herr Meier.
      Beim Umbau des Bohlwegs 2005-2007 hat man einheitiliche Pflasterung in Geh- und Radwegen eingebaut, welche sich durch eine etwas hellere gepflasterte Linie unterscheiden. Es hies damals, man müsse dies tun wegen der einheitlichen Umgebungsgestaltung vor der Schlossattrappe, war ja auch ein Wunsch des Schlossfreunde-Klüngels.
      Konflikte mit Radfahrern gabs sehr schnell, daraufhin baute man Minisymbole in den Radwegbereich ein, die auch übersehen wurden, dann wurden nochmal größere Fahrrad-Piktogamme eingebaut, wie ebenfalls übersehen werden.

      Die Fußgänger laufen m.E. nicht wegen der Gastronomie in den Radweg, sondern weil sie entweder nicht drauf achten, oder aus purem Egosimus schräg rüber laufen um Wege z.B. zur Ampel abzukürzen. Die Fußgänger laufen sogar jetzt im Winter, wo kaum Gastronomie draußen ist, auf dem Radwegbereich.
      Es fehlen deutliche Unterscheidungsmerkmale, in anderen Städten werden Radwege rot markiert udn haben große Symbole oder VZ237 aufgemalt. Letzetres wäre im Sinne der VwV-StVO.

      Schlimmer finde ich die Situation gegenüber an der Schlossattrappe und am Agidienmarkt, dort hat man durch den Umbau getrennte Radwege antfernt. Auf dem Schlossattrappenplatz versuchen mich Fußgänger immer wieder mal zu belehren, ich dürfe da nicht fahren, unter VZ239 hängt jedoch überall „Radfahrer frei“.
      beim Ägidienmarkt (VZ240) laufen Fußgänger unerwartet vors Rad, außedem stehen da immer wieder Falschparker vpm PKW bis zum 40-Tonner drauf. Vor dem Umbau mit klaren Unterscheidungsmerkmalen zwischen Radweg und Fußweg hat es derartige Situationen nicht gegeben und Falschparker hat man so gut wie nie gesehen, schon gar keine LKWs.
      In dem ganzen Bereich hat man in den letzten 15 Jahren die Radverkehrsführungen sehr unpraktikabel, uneinheitlich, phantasievoll und gefährlich zum Leidwesen der Radfahrer gestaltet, ich beobachte immer wieder Probleme und fahre auch ab und an mal selber in die Falle.

      ich fahre seit über 40 Jahren hier Fahrrad bei einer derzeitigen Kilometerleistung von um 10000km jährlich und sehe in Sachen Radverkehr in dieser Stadt nur noch Rückschritte, gefähliche Fehler, peinliche Patzer, sowie einen schlechten Allgemeinzustand der innerstädtischen Radwege.

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