Russland und der Westen – Abwege, die verlassen werden könnten

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Andreas Zumach referierte hier in der Braunschweiger Brunsviga auf Einladung des Friedenszentrum` Braunschweig über das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen. Screenshot aus dem Video.

Zur Veranstaltung des Friedenszentrums mit Andreas Zumach

Andreas Zumach gab auf der Veranstaltung des Friedenszentrums in der vergangenen Woche ein gutes Beispiel, wie man mit einer scheinbar unaufhaltsam eskalierenden Situation – hier in der Beziehung zwischen Russland und dem Westen – umgehen sollte. Erstens gilt es die augenblickliche Lage zu erfassen, zweitens gilt es zu erklären, wie diese Lage entstanden ist, und drittens kommt dann es darauf an, neue Ansätze zu finden, um Bewegung in die verfahrene Lage zu bringen. Er präsentierte dazu kenntnisreiche Ausführungen und interessante Vorschläge. Wer sich für das Thema interessiert, sollte sich die Zeit nehmen, den Vortrag selber im Video anzusehen. Das hat auch den Nebeneffekt, dass einem erschreckend bewusst wird, wie viele Informationen und Zusammenhänge in den meisten Medien gar nicht mehr auftauchen.

Dass die Spannung zwischen Russland und dem Westen fast wöchentlich ansteigt, ist nicht mehr umstritten. Zumach verdeutlicht das an mehreren aktuellen Beispielen. Nach seiner Beurteilung ist der Westen „zu 80 Prozent“ dafür verantwortlich.

Was die Entstehung des Konfliktes betrifft, weist er darauf hin, dass die westliche Betrachtung fast immer erst mit dem Jahr 2014 einsetzt. Die gesamte Entwicklung in der Zeit davor, seit Ende des Ost-West-Konfliktes, wird also ausgeblendet. Zumach erinnert u.a. an die (allerdings nur mündliche) Zusage westlicher Politiker, man werde die NATO nicht nach Osten ausdehnen. Er selbst hat damals als Journalist aus dem Mund des damaligen Außenministers Genscher diese Zusage bestätigt bekommen. Inzwischen gibt es weitere eindeutige Belege dafür. Diese Zusage wurde durch die NATO-Osterweiterung offenbar gebrochen, was den Gang auf die schiefe Ebene eröffnete.

Obwohl Russland heute schon nur den europäischen NATO-Mitgliedern unterlegen ist, was die konventionellen Streitkräfte angeht, werden Russland aggressive Absichten unterstellt.

Mehrere Verträge zwischen den USA bzw. dem Westen und Russland sind ohne Not und gegen Russlands Willen gekündigt worden (z. B. der ABM-Vertrag, das Abkommen zur Abschaffung der Mittelstreckenraketen, der Vertrag „Open Skies“).

Zumachs Grundansatz zur Frage, wie man die entstandene verfahrene Lage in Bewegung bringen kann, lautet: der Stärkere muss den ersten Schritt machen, aber die andere Seite muss dann auch mitziehen. Dass der Westen der Stärkere ist, zeigt er überzeugend auf. Er schlägt vor, dass die NATO öffentlich erklären sollte, dass sie die 2008 erklärte Absicht, die Ukraine und Georgien in die NATO aufzunehmen, zurücknimmt. Weiter plädiert er dafür, Russland dabei zu unterstützen, Kapazitäten aufzubauen, um grünen Wasserstoff zu produzieren und Europas enormen Bedarf zu decken. Oder dafür, dass Russland der Ukraine, was die Gaspreise betrifft, entgegenkommen sollte. Alle drei Vorschläge sorgen für viele Diskussionen. Das ist ganz im Sinne Zumachs. Denn er will nicht zuletzt auch festgefahrene Gedankengänge in den Köpfen auflösen. Unser Denken soll sich mehr auf Lösungen konzentrieren und sich nicht mit dem Zustand abfinden, der zur Zeit vorherrscht.

Zum Video

1 Kommentar

  1. Hervorragend dieser Vortrag. Endlich mal andere Gedanken zu Russland und seine Angriffsfähigkeit. Die NATO braucht diese Spannungen, die sie selber aufbaut, um die volkswirtschaftlich wichtige Waffenindustrie weiter zu unterstützen.

    Die Zivilgesellschaft ist hier gefordert, denn wir brauchen Russland, auch im Kampf gegen den Klimawandel. Der geht nur mit Zusammenarbeit.

    Es ist erschreckend wie sich die Grünen derzeit, wahrscheinlich unter Federführung von Joschka Fischer, verhalten.

    Die Medien fallen fast alle zur Informaton aus.

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