Ökonomie: Die knappe Ressource ist unsere Lebenszeit

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„Wie wird man glücklich“ überschrieb ich einen Beitrag im Braunschweig-Spiegel, und wies damit auf einen Aufsatz des Ökonomen Prof. Ruckriegel von der TH Nürnberg hin. Es ist in seinen Arbeiten also nicht die Frage, was ich wieviel von etwas habe, sondern, wie man glücklich oder zufrieden wird. Wie bereits angedeutet, wird die Ev. Akademie Abt Jerusalem Herrn Prof. Ruckriegel am 3.12.2015 als Vortragenden empfangen. Wir wollen uns in einer kleinen Serie etwas stärker mit dem Wirtschaftsprofessor, der am Sachverständigenrat (SVR) und an der derzeitigen neoklassischen Wirtschaftsordnung keine gutes Haar lässt, befassen („Abschied von der Neoklassik„).

Ruckriegel schreibt: Einkommen (Wirtschaftswachstum) ist Mittel zum Zweck, nicht Zweck an sich. Ziel/ Zweck ist „Gutes Leben“, womit aber nichts anderes gemeint als ein zufriedenes/ glückliches Leben. Dem Materiellen kommt hier allerdings nur eine begrenzte Rolle zu. Im Wesentlichen geht es um die Absicherung der materiellen Grundbedürfnisse. Einkommen, was deutlich darüber hinaus geht, hat kaum mehr Einfluss.   

Zum einen passen sich die Ansprüche an die tatsächliche Entwicklung an, d. h. mit steigendem Einkommen steigen auch die Ansprüche, so dass daraus keine größere Zufriedenheit erwächst (sog. hedonistische Tretmühle). Zum anderen ist, „sofern die materielle Existenz gesichert ist“ weniger das absolute Einkommen, sondern vielmehr das relative Einkommen „das heißt das eigene Einkommen im Vergleich zu anderen“ für den Einzelnen entscheidend. Bei einem generellen Einkommensanstieg für alle: Es kommt einfach zu einer Erhöhung der sozialen Norm, so dass die Zufriedenheit nicht steigt, da alle mehr haben. Bei unterschiedlichen Einkommensveränderungen: Die Summe der Rangplätze in einer Volkswirtschaft ist fix“ steigt einer auf, muss ein anderer absteigen“, ein Nullsummenspiel.

Die interdisziplinäre Glücksforschung geht der Frage nach, was Menschen wirklich wollen. Sie basiert auf der ökonomischen Grundfrage des effizienten Umgangs mit Ressourcen. Für Menschen ist aber letztlich die knappe Ressource ihre (Lebens-)Zeit und es geht deshalb darum, diese so zu nutzen, dass man glücklich und zufrieden ist. Es zeigt sich dabei, dass der Einfluss des Materiellen sehr begrenzt ist. Auch die A-priori-Annahme „Mehr Materielles ist besser als weniger“ ist im Lichte der Ergebnisse der interdisziplinären Glücksforschung nicht haltbar.

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