Neuer, erleichterter Therapiezugang für Suchtkranke in der Region Braunschweig

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von-l. Dr.Seifert, Frau-Sarstedt-Hülsmann, Frau Dr. Arbogast, Frau Kahl, Frau, Kollmorgen, Frau Hackmann

Das „Netzwerk Sucht“, eine Verbindung von Suchttherapieeinrichtungen in der Region Braunschweig, hatte eingeladen zu einer Veranstaltung, auf der ein neues Hilfeprogramm für Suchtkranke vorgestellt wurde. Am Mittwoch, den 8.5.2019, kamen Vertreter verschiedener stationärer und ambulanter Therapieeinrichtungen, einige Ärzte, Sozialarbeiter, Vertreter der Ratsfraktionen und der Stadtverwaltung ins Ärztehaus. Hinter der Einladung stand das Lukas-Werk und die Leiterin Frau Sarstedt-Hülsmann eröffnete die Veranstaltung. Das Lukas-Werk war auch Initiatorin des Programms und entwickelte es zusammen mit der Berliner Medienagentur „Zone 35“. Die Finanzierung des Projektes, das in Deutschland bisher einmalig ist, hatte die „Aktion Mensch“ übernommen.

Worum geht es? 10,8 Millionen oder 13,5% der deutschen Bevölkerung haben einen riskanten, schädlichen oder abhängigen Alkoholkonsum. Diese stark gefährdeten oder bereits kranken Menschen werden leider nur selten beim Arzt wegen ihrer Problematik beraten und nur jeder zehnte Patient mit einer Alkoholabhängigkeit wird in einer Stelle des Suchthilfesystems behandelt. Oft verhindern Scham und das Wohlbefinden nach dem Konsum den Weg zum Therapeuten. So beginnt die Therapie meist erst nach 13jährigem Krankheitsverlauf. Mit dem neuen Hilfeprogramm will das Netzwerk Sucht die Zeit der ersten Kontaktaufnahme mit dem Hilfesystem verkürzen.

Ein Mitarbeiter von Zone 35 stellte das Projekt vor: eine „E-Beratung“, heißt elektronische Beratung, die über Smartphones läuft. Damit sind die Beratungsmöglichkeiten, die ähnlich wie WhatsApp funktionieren, dichter dran am Nutzer. Im Unterschied zu WhatsApp garantiert das Assisto messenger-System, das speziell für Beratungsdienste entwickelt wurde, aber einen absoluten Datenschutz. Eine entsprechende App wird vom Nutzer heruntergeladen. Sie stellt zunächst Informationen zum Thema Alkohol und Selbsttests zur Verfügung, der Nutzer wird aber vor allem, sofern er das möchte, mit einer „Case managerin“ verbunden, die eine persönliche Beratung durchführt. Eine regionale Landkarte zeigt dem Nutzer die nahegelegenen Standorte von Netzwerkteilnehmern. Das Thema Alkoholerkrankung steht zwar im Vordergrund, jedoch werden auch Erkrankte anderer Süchte angesprochen, sowohl stofflicher als auch nicht-stofflicher Art, z.B. Spiel- oder Internetsucht.

Durch das Programm führte Frau Kahl, die Leiterin der Braunschweiger Fachambulanz und Tagesklinik. Die Sozialdezernentin der Stadt Frau Dr. Arbogast zeigte auf, dass die Stadt das Projekt mit sehr großem Interesse verfolgt. Sie qualifizierte die Vernetzung der Braunschweiger Akteure im Suchtbereich als ausgesprochen gut, was für das Gelingen des Projekts von großer Bedeutung sei. Sie betonte die Gefahren der Chronifizierung der Erkrankung und die Mitbetroffenheit des familiären Umfelds, besonders der Kinder. Die Stadt Braunschweig verzeichnete einen Zuwachs der Ausgaben für den Suchtbereich in den letzten acht Jahren von 28%. Herr Dr. Seifert, Direktor der Fachklinik Erlengrund, erläuterte

die sozialmedizinischen Grundlagen der Alkoholkrankheiten in Deutschland. Frau Kollmorgen stellte sich vor, Projektleiterin des Netzwerks beim Lukaswerk. Im Rahmen der Veranstaltung konnten sich gleich noch neue Netzwerkteilnehmer bei ihr anmelden. Schließlich lernten die Teilnehmer der Veranstaltung Case-Managerin Frau Hackmann kennen.

Für den Interessenten stehen die App und das Case-Management ab 1.7.2019 zur Verfügung. Zu finden ist demnächst alles Wissenswerte über die Seite www.netzwerksucht.de. Es ist dem Projekt zu wünschen, dass es stadtbekannt wird und der neue Therapiezugang oft genutzt wird!

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