NATURTALENT – 300 Jahre Pascha Weitsch

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Der Maler der die Kühe liebte – und der Braunschweig auf die Landkarte der deutschen Kunstgeschichte malte

bis zum 07. April 2024 im Herzog Anton Ulrich Museum

Diese Ausstellung macht Spaß.  

Und sie macht Lust auf den künstlerischen Blick in das Braunschweiger Land durch die Augen des wohl bedeutendsten Malers unserer Region im 18. Jahrhundert.

Ausstellung „Naturtalent“ (Foto: M. Brandes)

Die Ausstellung macht natürlich auch Lust auf “Pascha-Weitsch-Reloaded” – die Ausstellung in der Ausstellung – mit tollen aktuellen Harz-Fotos von Instagram Usern, die übrigens oft zeigen, wie sehr die Bildsprache der Romantik noch heute die Sicht auf Landschaft und Natur beeinflusst.

Ausstellungsräume „Naturtalent – 300 Jahre Pascha Weitsch“ (c) HAUM, Kathrin Ulrich

Kunstlustbereite Ausstellungsbesucher*in erwartet kostbares Porzellan mit Bildmotiven von Lucklum, Kissenbrück, Rüningen, Braunschweig und noch vielen anderen Orten von Harz, Elm und Asse.

Ansicht von Braunschweig vom Fußweg nach Broitzem, Fürstenberg-Teller von Pascha Weitsch. Foto: M. Brandes
Vitrine mit Fürstenberg Porzellan: Braunschweiger Motive von Pascha Weitsch
Fürstenberg Teller von Pascha Weitsch: Die Gegend um Wolfenbüttel

Und  natürlich seine ikonischen Gemälde wie “Der Querumer Eichenwald” oder “Die Rosstrappe”.

Pascha Weitsch, Querumer Eichenwald, 1792 © Herzog Anton Ulrich-Museum, Kathrin Ulrich
Querumer Eichenwald von Pascha Weitsch – Ausschnitt mit Kühen, Foto: M. Brandes
„Gebirgslandschaft“ von Pascha Johann Friedrich Weitsch, 1801 (Foto: M. Brandes)
„Brockenpanorama, vom Kleinen Fallstein aus gesehen“, Pascha Johann Friedrich Weitsch, um 1775 (Foto/ M. Brandes)

Und Portraits von wichtigen Zeitgenossen des Künstlers.  

Das Bildnis von Pascha Johann Friedrich Weitsch, gemalt um 1797 von seinem Sohn Friedrich Georg Weitsch

Und Briefe und Statements.

Und spannende, verborgene Bildkompositionen, sichtbar gemacht durch Infrarotreflektografie und digitales Röntgen.

„Querumer Eichenwald“ Infrarotaufnahme mit eingezeichneten Figuren, Detail, Herweg/Schmitz 2023

Und seine Zeichnungen und Skizzen aus dem Bestand des Kupferstichkabinetts – eine der Schatz- und Wunderkammern des internationalen Wissensspeichers HAUM.

Viele dieser Zeichnungen von Pascha Weitsch sind übrigens zum ersten Mal überhaupt zu sehen.

Präsentiert  werden sie im neu eingerichteten Ausstellungsbereich “Kunst auf Papier”.  

Zeichnungen und Skizzen des Künstlers im neu eingerichteten Ausstellungsbereich “Kunst auf Papier”. (Foto: M. Brandes)

In der klug und spannend inszenierten Schau sehen und lernen wir – garantiert ohne jede penetrante Pädagogik – viel mehr als nur eine Menge über den oft unterschätzten Künstler Pascha Weitsch. Wir erfahren auch vieles über die Zeit in der er lebte, über seine künstlerischen und kreativen Prozesse, Wünsche und Lebensträume.

Geboren wurde Pascha Johann Friedrich Weitsch vor 300 Jahren (am 16. Oktober 1723) in Hessen am Fallstein als Sohn eines Dachdeckers. Pascha Weitsch war ein Leben ein lang Autodidakt, musste es von Geburt an sein, denn für Menschen seiner sozialen Schicht war Bildung weder vorgesehen noch bezahlbar.

So war das Naturtalent ein „Selfmade-Man“ in all seinen Berufen und Professionen – sei es als Soldat, der sich selbst zum Künstler ausbildet, als europaweit aktiver Kunsthändler, als Leiter einer Zeichenschule „für höher Gebildete“ in der Bammelsburg, als Inspektor der berühmten herzoglichen Gemäldegalerie im Schloß Salzdahlum, als Porzellanmaler und Designer für die Fürstenberger Porzellanmanufaktur oder die berühmte Braunschweiger Stobwasser Lackwarenmanufaktur. 

Vor allem aber natürlich als  herausragender Landschaftsmaler, der unsere Braunschweiger Landschaften und vor allem den Harz überhaupt erst auf die Landkarte der Kunstgeschichte gemalt hat und der beispielsweise auch Caspar David Friedrich in seiner malerischen Entwicklung beeinflusste.

Landkarte des Herzogstums Braunschweig mit blau markierten Schwerpunkten der künstlerischen Reisen von Pascha Weitsch (Foto: M. Brandes)

Pascha Weitsch, dessen Vorname sich nicht von einem osmanischen Beamtentitel ableitet, sondern vom christlich/österlichen Erlösungsgedanken, war eng in das intellektuelle Netzwerk seiner Zeit eingebunden. Er korrespondierte beispielsweise mit Lessing und dem Dichter, Literaturmäzen und Kunstsammler Gleim in Halberstadt.  In ganz Deutschland, aber ebenso in Paris und London kannte man schließlich seinen Namen.

1784 wurde er zum Ehren-Professor an der Kunstakademie Düsseldorf ernannt und 1795 zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste.

Als sein außergewöhnliches Leben am 6. August 1803 endete, reichte es von der Regierungszeit des preußischen „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I. bis zum Konsulat Napoleon Bonapartes. Es war ein Jahrhundert-Leben, bestimmt von seiner Liebe zur Kunst und zu seiner Braunschweigischen Heimat.

Inspiriert von den Landschaftsdarstellungen des Künstlers hat das Herzog Anton Ulrich- Museum zum ersten Mal zu einem Fotowettbewerb in den sozialen Medien (Instagram) aufgerufen.

Instagram-Foto-Ausstellung: „Pascha Weitsch Reloaded“ (Foto: M. Brandes)

In der Sonderausstellung „#WeitschReloaded – HARZ. FOTOGRAFIE. HEUTE“ sind die von einer Jury ausgewählten Motive analog und in unterschiedlichen Formaten zu sehen.

Dieser zeitgemäße Blick naturbegeisterter Fotograf*innen zeigt durch seine tollen Fotos: 300 Jahre nach Pascha Weitsch ist der Harz anders schön und „instagrammable“geworden.

Den Sonderstempel Harzer Wandernadel gibt es im HAUM während der gesamten Ausstellungszeit

Das gesamte Begleitprogramm, bestehend aus Kurator*innen-Führungen, Vorträgen, Wanderungen, Workshops, Lesungen und einem speziellen Kinderprogramm, ist auf der Website des Herzog Anton Ulrich-Museums zu finden. https://3landesmuseen-braunschweig.de/herzog-anton-ulrich-museum

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