Die neue Dauerausstellung des Städtischen Museums im Altstadtrathaus
Die wissensreich und liebevoll gestaltete Ausstellung ist wie eine wunderbare, entdeckungsreiche Schatzkiste, gefüllt mit spannenden Informationen, Objekten, Fotos, Filmausschnitten, die den faszinierten Besucher detailfreudig tief in die Gründer- und Industriegeschichte unserer Stadt entführen.
Tatsächlich war Braunschweig in den 100 Jahren nach 1850 ein Dorado von Innovativen, oft auch international sehr erfolgreichen Unternehmen und “Start Ups”, die in vielen Bereichen das Leben der Menschen nicht nur in unserer Region, sondern auch in Deutschland und oft auf der ganzen Welt beeinflusst und verändert haben.
Die Ausstellung konzentriert sich in unterschiedlichen Kapiteln auf den Braunschweiger Maschinenbau und die Konservenindustrie, die Braunschweiger Staatsbahn, die Braunschweiger Arbeiterschaft und die Erwerbsarbeit von Frauen, auf die MIAG, die Panther Fahrradwerke, die Brunsviga Maschinenwerke und Grimme, Natalis & Co., die Max Jüdel Eisenbahnsignal-Bauanstalt & Co. und die Heinrich Büssing Spezialfabrik sowie auf Voigtländer und die Rollei-Werke.
Schade ist, dass Unternehmen wie Grotrian-Steinweg, Schimmel oder auch Westermann, die der Welt und der Kultur mindestens genau soviel gegeben haben wie beispielsweise Rollei oder Voigtländer, nicht dabei sind. Doch so bedauerlich das auch ist, so zeigt es im Grunde genommen ja die beeindruckende Kreativität und Bandbreite der Braunschweiger Industrie, für deren faszinierende Produkt-Opulenz die Ausstellungsfläche im Gauß-Saal einfach nicht ausreichte.
Die industrielle Entwicklung der Stadt brachte nicht nur beeindruckende technische Innovationen, wirtschaftlichen Erfolg, Reichtum und Wohlstand, sondern auch massive Ausbeutung der Arbeiterinnen und Arbeiter, übelste Kinderarbeit, Armut, Verachtung und Unterdrückung für breite Kreise der Bevölkerung, die bestenfalls mit paternalistischer Wohltätigkeit und Sozial-Sentimentalismus verbrämt wurde.
Die in der Ausstellung gezeigten Faksimiles von Artikeln im sozialdemokratischen “Volksfreund” zeigen deutlich, wie schreiend ungerecht die Lage der arbeitenden Klasse damals war, was sich politisch auch beispielsweise im Dreiklassen-Wahlrecht ausdrückte, dass noch bis 1918 im Land Braunschweig galt und die Überlegenheit (und Überheblichkeit) des Staates gegenüber den Arbeitern sicher stellte.
Mit großer Sorgfalt und Sensibilität haben die Ausstellungsmacher all diese unterschiedlichen Aspekte der Braunschweiger Industriegeschichte herausgearbeitet und präsentieren im Altstadt-Rathaus eine rundum gelungene, neue Dauerausstellung mit tollen Schauwerten und Objekten, die natürlich auch viel Spannendes für Kinder bietet.
Gaußsaal des Altstadtrathauses am Altstadtmarkt.
Der Eintritt ist frei.
Öffnungszeiten: Di-So und Feiertage, 10-17 Uhr.
Öffentliche Führungen werden jeden ersten und dritten Sonntag im Monat, jeweils ab 14 Uhr angeboten.
Weitere Angebote und Infos unter: www.braunschweig.de/museum