Kranke Bäume in der Innenstadt

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Die BUND-Kreisgruppe Braunschweig schickte am 4. 10. folgendes Schreiben mit Fragen zu dem Zustand der Innenstadtbäume an die Stadtverwaltung (Fachbereiche Stadtgrün sowie Stadtplanung und Umweltschutz):

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir sind ernsthaft besorgt über den Zustand der Bäume in der Braunschweiger Innenstadt. Insbesondere die Kastanien am Ritterbrunnen, aber auch die erst vor wenigen Jahren angepflanzten Linden am Bohlweg befinden sich in einem schlechten Gesundheitszustand.

Es ist wohl offensichtlich, dass die zunehmenden Baumschäden in der Innenstadt vor allem durch Streusalz verursacht werden – natürlich noch weiter verstärkt durch die anderen Stressfaktoren wie Luftverschmutzung, Trockenheit und Hitze sowie beengter und unverträglicher Wurzelraum.

Darauf deuten insbesondere die Symptome hin, die die Kastanien am Ritterbrunnen zeigen. Auch die Verteilung der Schäden an den Bohlweg-Linden deutet in diese Richtung: Jeweils im Bereich von Überwegen und Haltestellen sind die Bäume besonders betroffen.

17.09.10

Es ist davon auszugehen, dass der  Befall mit der Wolligen Napfschildlaus an den Kastanien zunimmt  und wahrscheinlich auch auf die Linden übergreifen wird. Die Linden in der Waterloostraße sind über viele Jahre von diesem Insekt betroffen. In der Fachliteratur heißt es dazu: „Bäume mit reduzierter Vitalität sind offenbar stärker betroffen. Pulvinaria regalis tritt besonders stark in urbanisierten Bereichen auf, wo die Bäume vielfältigen Stressfaktoren ausgesetzt sind und weniger natürliche Gegenspieler vorhanden sind.“ (Informationsblatt „Wollige Napfschildlaus“, Biologische Bundesanstalt) Es dürfte sich hier also eher um Folgeschäden handeln, die für sich genommen auch nicht wirklich bedrohlich wären: „Bisher wurde auch bei starkem Befall keine deutliche Schadwirkung beobachtet.“

Es ist unverständlich, warum das Thema Streusalz von Seiten der Stadt bisher tabuisiert wurde. Zumindest in den offiziellen Verlautbarungen war darüber nichts zu lesen.

Die Ursachen des Straßenbaumsterbens in den 60er und 70er Jahren in den deutschen Städten scheinen in Vergessenheit geraten zu sein. Die Bäume in den Städten gesundeten erst wieder, als ein Streusalzverbot in den Kommunen ausgesprochen wurde. Grundlage des Verbotes waren die umfassenden Forschungsarbeiten von Prof. Adolf Kloke (BBA Berlin), der einen eindeutigen Zusammenhang zwischen innerstädtischem Baumsterben und Streusalzausbringung nachwies.

Der BUND Braunschweig stellt nun folgende Fragen an die Stadtverwaltung:

1.      Hat sie bei der Probenahme und der Interpretation der Ergebnisse der Blattanalyse einen ausgewiesenen Fachmann hinzugezogen?

2.      Ist der Chloridgehalt der Blätter gemessen worden?

3.      Falls gemessen: Wie wird der Chloridgehalt der Blätter interpretiert?
Wurde bei der Interpretation die besondere Salzempfindlichkeit der Kastanie berücksichtigt?

4.      Sind tiefe Bodenproben bei der Bodensanierung um die Kastanien entnommen worden?

5.      Hat die Verwaltung in den letzten Jahren alles getan, um das Ausbringen von Streusalz im Bereich des Ritterbrunnens zu verhindern?

6.      Kann ausgeschlossen werden, dass die Grundstücksbesitzer Streusalz ausgebracht haben?

7.      Sind die Kastanien in der vergangenen Vegetationsperiode und im Frühjahr dieses Jahres stark bewässert worden?

8.       Wie werden die Fragen 5 bis 7  in Bezug auf die Linden am Bohlweg beantwortet?

9.      Beobachtet die Verwaltung nach dem Aufheben des Streusalz-Anwendungsverbots die Entwicklung der Straßenbäume?

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