Große Ehrung für den unbeugsamen Kämpfer – Dr. Helmut Kramer bekam den Fritz-Bauer-Preis

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„Gesetze sind nicht auf Pergament, sondern auf empfindliche Menschenhaut geschrieben.“ (Fritz Bauer)

Dieser Satz steht auf der Fritz-Bauer-Medaille, die Dr. Helmut Kramer von der „Humanistischen Union“ am 09. Oktober 2010 in Köln überreicht bekam. Die Preisverleihung fand auf Wunsch von Herrn Kramer an einem geschichtsträchtigen Ort statt: Es war die Kölner Zentrale der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) – heute die beeindruckende Kölner Dokumentationsstätte über die NS-Terrorherrschaft.

 

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Der Leiter des Dokumentationszentrums, Dr. Werner Jung (Foto), begrüßte die zahlreichen Gäste, die für diese hohe Ehrung aus ganz Deutschland angereist waren. Werner Jung erinnerte an frühere Preisverleihungen: An die erste Preisträgerin (1969) Helga Einsele, die für ihre Bestrebungen um einen humanen Strafvollzug geehrte wurde, und an den 2. Preisträger, Gustav Heinemann. Weitere bekannte Persönlichkeiten folgten, wie Heinrich Hannover, Eckhard Spoo, Liselotte Funcke, Regine Hildebrand, Günter Grass und Burkhard Hirsch, der auch anwesend war. Mit der Auszeichnung für Helmut Kramer aus Wolfenbüttel kehre man nun an den ursprünglichen Gedanken der Preisverleihung zurück, an das Anliegen von Fritz Bauer, die NS-Zeit aufzuarbeiten.

 

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Die Bundesvorsitzende der Humanistischen Union, Frau Prof. Dr. Rosemarie Will (Professorin für Öffentliches Recht, Staatslehre und Rechtstheorie an der Humboldt Universität zu Berlin) (Foto), legte die Gründe dar, warum an Helmut Kramer der Preis verliehen wird. Sie beschreibt ihn als einen unermüdlichen und unbestechlichen Juristen und auch als einen Menschen, der durch seine Arbeit die Justiz menschlicher gemacht habe. Die Kurzfassung der Begründung für die Preisverleihung an Helmut Kramer:

„Die Humanistische Union verleiht ihren diesjährigen Fritz-Bauer-Preis an den früheren Richter am Oberlandesgericht Braunschweig, Dr. Helmut Kramer. Mit der Entscheidung würdigt die Bürgerrechtsorganisation Kramers Initiativen zur Aufarbeitung der Justizgeschichte des Nationalsozialismus, sein Engagement für Gedenkstätten und die rechtshistorische Ausbildung junger Juristen, seinen Einsatz gegen das Rechtsberatungsgesetz und nicht zuletzt die friedenspolitischen Bemühungen des Preisträgers.
Helmut Kramer hat sich wie kein zweiter der Aufgabe verschrieben, die Hinterlassenschaften des Nationalsozialismus aufzuarbeiten: Sein Name steht gleichermaßen für die Rehabilitierung der Opfer, für die lokalhistorische Dokumentation der Verbrechen, für die Aufdeckung personeller Kontinuitäten in der bundesdeutschen Justiz, die Aufhebung des NS-Unrechts und die rechtshistorische Bildungsarbeit.“

Die Langfassung der Begründung mit dem Programm der Festveranstaltung finden Sie hier.

 

 

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Der Jurist Michael Plöse (Foto) von der Humboldt Universität zu Berlin sprach in seiner Laudatio zur Ausbildung junger Juristen. Zu erwarten war, daß er dabei immer wieder auf das Wirken von Herrn Kramer hinwies, denn die Ausbildung junger Juristen liegt ihm besonders am Herzen. Die vollständige Laudatio wird Ende Oktober auf dieser Interseite erscheinen.

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Herzliche Glückwünsche zum Fritz-Bauer-Preis wurden von Herrn Harry Addicks (Foto), Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht Aachen und Sprecher des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen vom Bundesvorstand der „Neuen Richtervereinigung“ überbracht.

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Helmut Kramer hielt danach einen Vortrag zu einem Thema, das ihn seit Jahren beschäftigt: Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Juristen und Historikern und deren Verständigungsschwierigkeiten. Tüchtige und fleißige Historiker als KZ-Gedenkstättenleiter machten durchweg gute Arbeit, so Kramer. Es gebe jedoch wissenschaftliche Aufgaben und Fragen, die ohne juristisches Spezialwissen nur schwer zu bearbeiten seien. Was, so Kramer, wenn es der Historiker mit einer Berufsgruppe von Tätern zu tun habe, deren Funktion gerade darin bestehe, das Verbrecherische ihres Tuns zu verschleiern? Eben dies treffe auf die Justiz des Dritten Reiches zu, wenn sie Unrecht als Recht erscheinen lasse, wenn Unrecht legitimiert werde. Hier bedürfe es zwingend einer Kooperation.

Die vollständige Rede von Helmut Kramer wird ebenfalls Ende Oktober hier erscheinen.

Die große Lebensleistung von Herrn Kramer, seine Entwicklung, seine endlosen Schwierigkeiten mit dem Justizapparat, das Schweigen der Rechtsgelehrten, seine Zweifel, sein Einfluss auf die Rechtsprechung und Gesetzgebung und sein Mut kommen in einer Veröffentlichung von Frauke Höbermann in „Betrifft Justiz“ 103, September/2010 zum Ausdruck. Diese lesenswerte Publikation mit dem Titel „Ein Unbeugsamer“, finden Sie hier als PDF-Datei. Es ist ein allgemeinverständliches Zeugnis für einen großen Juristen, dem wir in Deutschland viel zu verdanken haben.

Viele seiner Freundinnen und Freunde in Wolfenbüttel und Braunschweig freuen sich mit ihm über diese hohe Auszeichnung. „Herzliche Glückwünsche“ fliegen ihm zu. Trotz aller Widerstände in seinem Leben – er ist ein Mensch geblieben! Seine Menschlichkeit zeichnet ihn aus.

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Fotos: Sven Lüders (Humanistische Union) und Uwe Ziegler

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