1896 wurde das Stammesoberhaupt der Ovambanderu in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) nach einem Aufstand von den Kolonialherren gefangen gesetzt, entwaffnet und hingerichtet. Sein Patronengurt gelangte in die Sammlung des Städtischen Museums Braunschweig. Nun soll der Gurt, der für die Ovambanderu und den Staat Namibia eine große ideelle Bedeutung hat, in sein Herkunftsland zurückkehren. Diesen Vorschlag der Stadtverwaltung hat der Rat der Stadt Braunschweig einstimmig beschlossen.
Der Gurt, lange Zeit im Archiv des Städtischen Museums unbeachtet, wurde erst 2019 ‚wiederentdeckt‘. Einen Hinweis auf den Gurt hatte es im Zusammenhang mit Verhandlungen über Entschädigungen wegen des Völkermords an den Herero 1904 in der damals deutschen Kolonie Südwestafrika gegeben.
2021 besuchte eine Delegation aus Namibia Braunschweig, um den Gurt im städtischen Museum zu begutachten. Sowohl die namibische Delegation als auch die Expertise des städtischen Museums kamen zu dem Ergebnis, dass der Patronengurt autentisch ist. Siehe auch unseren Beitrag über die Ausstellung „Am Anfang war der Gurt„. Die Ovambanderu baten daher um die Rückgabe. Dieser Bitte wurde nun vom Rat der Stadt Braunschweig einstimmig entsprochen. Die Rückgabe des Gurts ist nach Auffassung der Stadt Braunschweig aus historischer Verantwortung und ethischer Verpflichtung geboten.
Dies betont auch die Braunschweiger Bundestagsabgeordnete Anikó Glogowski-Merten (FDP), kulturpolitische Sprecherin ihrer Fraktion: „Die Rückgabe des Patronengurtes ist ein bedeutender Schritt zur Aufarbeitung unserer kolonialen Vergangenheit und ein wichtiges Signal der Versöhnung. Es ist unsere historische Verantwortung, unrechtmäßig erworbene Kulturgüter zurückzuführen und damit den betroffenen Gemeinschaften ein Stück ihrer Identität zurückzugeben.“
Die Ratsentscheidung ist ein Grundsatzbeschluss. An wen konkret der Gurt zurückgegeben werden kann und soll, wird nun in weiteren Gesprächen unter Beteiligung des Außenministeriums des Bundes geklärt.