
Als Jochen Prüsse am 14. Mai 1939 das Licht der Welt erblickte, war diese schon längst nicht mehr in Ordnung. Deutsche Truppen waren im März in die damalige Tschechoslowakei einmarschiert. Auch das Memelland wurde nicht verschont. Der 2. Weltkrieg war längst beschlossene Sache. Am 1. September marschierten dann Hitlers Truppen ohne Kriegserklärung in Polen ein.
Von den Anfängen des Krieges bekam der kleine Jochen noch nichts mit. Doch als er dann später mit Freunden in der braunschweiger Trümmerlandschaft rumlief, wurde dort gespielt und auf Entdeckungsreise gegangen. Sie kannten nichts Anderes. Spielsachen gab es nicht viele. Die Trümmer waren der schönste Abenteuerspielplatz, doch nie ganz ungefährlich. Oft lagen dort noch Blindgänger. Aber Kinder in diesem Alter kennen keine Angst, sie sind neugierig.
Schulzeit und Ausbildung verbrachte Jochen Prüsse in Braunschweig. Später wurde er selbständiger Kaufmann, bis er seine Tätigkeit aufgab.
Mit seiner Frau, Karin, gründete Jochen Prüsse im Jahre 2006 die „prüsse-stiftung„. Braunschweig war zwar wieder aufgebaut, doch es gab immer noch trostlose Ruinen, die ihr Dasein fristeten. Mit der Stiftung wollte das Ehepaar Prüsse ein Stück altes Braunschweig wieder zum Leben erwecken. Sie entschieden sich für die Jacob-Kemenate. Dieses alte Gebäude war bis dahin nur ein Abstellbunker voller Gerümpel. Es gab weder einen Fußboden noch ein Dach. Doch die Prüsses nahmen 2007 die Herausforderung an, und so entstand ein Gebäude, in dem Altes und Modernes großartig zusammenfanden. Die Jacob-Kemenate ist heute ein kultureller Treffpunkt und kann für private Festlichkeiten auch angemietet werden.
2015 kam dann die Kemenate Hagenbrücke hinzu. Auch hier waren große Anstrengungen nötig, um einen attraktiven Ort zu gestalten. Wunderschön ist der kleine Innenhof gelungen, in dem man im Hochsommer unter einem schattenspendenden Baum verweilen kann.

In der Hagenbrücke gibt es zwei Dauerausstellungen von dem braunschweiger Maler, Günter Affelt und dem Bildhauer, Jürgen Weber. Viele Besucher genießen es, wenn sie samstags vorbeischauen können und in der Kunst die Ruhe zu genießen. Es dringt wenig Lärm von draußen hier rein.
Es war das Ziel des Ehepaares Prüsse, dass die Kemenaten für Interessierte immer offen stehen. „Jeder ist eingeladen“, sagt Jochen Prüsse. Es war nie das Ziel, in Konkurrenz mit den Museen zu stehen.

Inzwischen finden in der Jacob-Kemenate regelmäßig Trauungen statt. Auch wer ein besonderes Fest in einem nicht alltäglichen Gebäude feiern möchte, findet hier die richtige Umgebung.

Nun feierte Jochen Prüsse selbst seinen Geburtstag in einer seiner Kemenaten. Viele ehrenamtliche Helfer, die für ein solches Unternehmen wichtig sind, waren erschienen, Freunde und Bekannte. Es herrschte eine gute Stimmung.

Ein Musiker sorgte für flotte Rhytmen, und vor dem Büffet hatte sich eine lange Schlange gebildet.

Die Räume waren voller Besucher, obwohl es ein wunderschöner Sonnentag war. Viele Gäste feierten im Freien.


Es ist Jochen Prüsse zu wünschen, dass er gesund bleibt und sein Schaffensdrang nicht aufhört, damit er noch viel Freude an diesen einmaligen Gebäuden seiner Heimatstadt hat.