Jürgen Kurz ist Grünen-Mitglied und gleichzeitig Verfechter einer chinafreundlicheren Politik. Im Interview erklärt er, warum die deutsche Außenministerin ihr Amt nicht verstanden hat.
Von Interview Raphael Schmeller in der Berliner Zeitung
Jürgen Kurz ist Gründungsmitglied der Grünen. Er gehört zu der Minderheit in seiner Partei, die die aktuelle grüne China-Politik kritisiert. Seiner Parteikollegin und Noch-Bundesaußenministerin Annalena Baerbock wirft er sogar eine kolonialistische Haltung gegenüber der Volksrepublik vor.
Im Interview mit der Berliner Zeitung erklärt Kurz, warum er dennoch nicht aus der Grünen-Partei ausgetreten ist und wie er mit Reisen nach China Missverständnisse über das Land ausräumen will. Den westlichen Medien wirft er eine besserwisserische und zum Teil feindselige Berichterstattung über China vor, die auf massiver Unkenntnis oder auch US-Propaganda beruhe.
Herr Kurz, Sie leben seit mehr als 20 Jahren in China und haben das Land intensiv bereist. Was sind Ihrer Meinung nach die größten Missverständnisse im Westen über China?
Was im Westen nicht verstanden wird, ist, dass China ein ganz eigenes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem entwickelt hat und dass die Chinesen mit diesem System sehr zufrieden sind. Im Westen hört man oft, dass die armen Chinesen von der Regierung bespitzelt und unterdrückt werden. Aber in China gibt es kaum jemanden, der das bestätigt. Weiter