GAZA: 410 Menschen im Umfeld der Nahrungsmittelverteilung GETÖTET!

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Foto: pixabay

Gerät das brutale Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und dem Iran in Vergessenheit? „tagesschau.de“ teilt am 19. Juni in nüchternen Worten mit: „Israel jedenfalls hat den Gazastreifen nicht vergessen. Soldaten rücken dort weiter vor. Jeden Tag gibt es Angriffe und weitere Tote. Die humanitäre Lage dort ist eine einzige Katastrophe.“ 

Der Sprecher des UN-Menschenrechtsbüros, Al-Kheetan, berichtet, dass allein im Umfeld der Verteilung von Nahrungsmitteln seit Ende Mai mindestens 410 Menschen getötet wurden. Weitere 93 Menschen wurden von den israelischen Streitkräften getötet, als sie versuchten, sich den wenigen zugelassenen Konvois der Vereinten Nationen zu nähern. Etwa 3000 Palästinenser seien in diesem Zusammenhang verletzt worden (alle Angaben aus: faz.net, 24.6.25). 

Man muss sich nur eine Minute in die verzweifelte Lage der Menschen hineinversetzen: der Hunger ist allgegenwärtig, weil Israel viele Wochen den Gazastreifen von jeglicher Hilfe abgeschnitten hatte und seither auch nach erheblichem internationalen Druck immer noch viel zu wenig Nahrungsmittel passieren lässt, und auch nur an wenige Verteilstellen. Dann kommt die Nachricht, dass es irgendwo eine Lebensmittelverteilung gibt. Das ist die Chance! Die Familie schickt ihre Männer und Kinder  los. Auch wenn das Ziel noch so weit entfernt ist. Von allen Seiten kommen die Menschen herbei, da eröffnet die israelische Armee das Feuer. Die Begründungen sind lächerlich. Denn Israel hat als Besatzungsmacht die Pflicht, für eine geordnete und ausreichende Versorgung in Gaza zu sorgen. Und eine so effektiv organisierte Armee kann das auch – wenn sie will.

Aber Israel hat andere Pläne. Nicht umsonst hat es dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für die Palästinenser (UNRWA) verboten, auf israelischem Boden und in den besetzten Gebieten weiter zu arbeiten (tagesschau.de, 28.10.24). Der Chef des Hilfswerks, der Schweizer Philippe Lazzarini, warnt vor dem Zusammenbruch der Organisation. Die USA, einst größter Geldgeber, hätten ihre Zahlungen völlig eingestellt. Vor zwei Wochen habe er kurz vor der Entlassung tausender Mitarbeiter gestanden, nur vorgezogene Zahlungen hätten das Hilfswerk kurzfristig gerettet, für gerade mal zwei Monate. Die UNWRA ist nicht nur für Lebensmittelversorgung zuständig, sondern auch für andere Bereiche wie etwa das Gesundheitswesen und die Schulen (faz.net, 24.6.25).

Ohne weiter erhöhten internationalen Druck auf die israelische Regierung ist das grausame Ende absehbar – für die Augen aller. Der internationale Druck ließe sich nicht zuletzt dadurch erhöhen, dass die EU das Assoziierungsabkommen mit Israel aussetzt. Seit Montag liegt der Bericht der Juristen der EU-Kommission vor: danach verletzt Israel die Menschenrechte in vielerlei Hinsicht, damit ist auch die Grundlage für das Assoziierungsabkommen verletzt. Der spanische Außenminister fordert konsequenterweise, die Abkommen auszusetzen und keine Waffen mehr zu liefern, beides wären für die israelische Regierung spürbare Einschnitte. Und der deutsche Außenminister Wadephul? Ist dagegen! (SZ, 23.6.25) 

2 Kommentare

  1. EU-Gipfel zu GAZA: Sanchez spricht von Völkermord, Merz verhindert Sanktionen gegen Israel

    Obwohl der Europäische Auswärtige Dienst in seinem Bericht über den Gazastreifen zahlreiche Hinweise nennt, die darauf hinweisen könnten, dass Israel die Menschenrechte verletzt, hat Kanzler Merz sich mit aller Kraft gegen wirkungsvolle Maßnahmen gestemmt, die Israel Einhalt gebieten sollten. Der spanische Regierungschef Sanchez verwies auf einen eklatanten Widerspruch: während man gegen Russland 17 Sanktionspakete verabschiedet habe und ein 18. beschließen wolle, sei man nicht in der Lage, gegen die Gewaltpolitik Israels im Gazastreifen auch nur das Assoziierungsabkommen der EU mit Israel auszusetzen.

    Allein am Donnerstag seien in Gaza 45 Palästinenser ums Leben gekommen, darunter seien fünf Todesopfer, die in der Nähe eines Verteilzentrums auf humanitäre Hilfe gewartet hätten.
    (Lost in Europe, 27.6.25)

  2. Hoert man regelmaessig Deutschlandfunk, faellt auf, dass es bei russischen Luftangriffen in der Ukraine vergleichsweise wenig Tote gibt.
    (Tote an der Front sind militaerische Geheimsache.)
    zB Sonntag, 29.Juni: „massiver Luftangriff… im ganzen Land, in Kiew … Explosionen zu hören. Mehrere Menschen sollen verletzt worden sein“ !)

    Manchmal wird nachtraeglich berichtet (29.6.: „70 Tote bei israelischem Angriff auf Ewin-Gefängnis am 23. Juni“), oder aktuell („Gazastreifen. Dabei seien 35 Menschen getötet worden“ und Libanon „drei Todesopfer“).

    Bei _Nahrungsmittelausgaben_ der Gaza Foundation wurden seit Mai ueber 400 Menschen getoetet.

    Putin wird als teuflischer Imperialist beschrieben; Netanjahou bekommt Waffen- und Munitionslieferungen, die israelischen (Atomwaffen tragenden) U-boote wurden in Deutschland gebaut.

    In den letzten Jahren werden gerne mal ‚Einordnungen‘ gesendet.
    Hier waer ich ja mal neugierig … ja nee, klar: Israel verteidigt sich, und Russland greift an (Nato-Osterweiterung und Atomwaffen in Estland zaehlen nicht).

    Interessante ‚Nachrichtenlage‘.
    Und nun werfe man noch einen Blick in Haaretz o.ae. …

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