Fritz Bauer – Aktuell Folge 6

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Die Serie über Fritz Bauer, den mutigen und großen Juristen in Braunschweig, begann mit den Erinnerungen von Frau Ausmeier, die mit Fritz Bauer als eine der wenigen Zeitzeugen befreundet war. (Folge 1 und Folge 2). Die Folge 3 befasste sich mit dem, was an Fritz Bauer in unserer Stadt erinnert, die Folge 4 mit seinen Verdiensten für Deutschlands und Folge 5 über einen Freundeskreis in Braunschweig.


 

„Das Leben hat einen Sinn, wenn man für Freiheit, Recht und Brüderlichkeit eintritt.“

(Fritz Bauer in dem Film „Tod auf Raten“)

Diese Folge 6 zu Fritz Bauer berichtet von der Veranstaltung des Freundeskreises, in dem besonders auf die Euthanasieermittlungen und die Verstrickungen der deutschen Justiz hingewiesen wird. In der Filmankündigung zum 24. Juni befindet sich ein Link und dahinter ein kurzer Film, in dem Fritz Bauer zu Wort kommt. Insgesamt befinden sich zwei Filmausschnitte in dieser 6. Folge über Fritz Bauer.

Endlich stehen die erwarteten zwei Veranstaltungen zu Fritz Bauer in der Braunschweiger Region an.

9. Juni 2011:  Tod auf Raten“- Film über Fritz Bauer  (19 Uhr) mit einem Vortrag von Prof. Dr. Perels (im Rahmen der Ausstellung „Harzburger Front“ in der Großen Schule, Wolfenbüttel, Rosenwall 12)

Veranstalter: Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

24. Juni 2011: „Tod auf Raten“- Film über Fritz Bauer (19 Uhr) im Cinema 1 (ehemals Cinemaxx) Braunschweig mit anschließendem Gespräch im Rahmen des bundesweiten Filmfestivals „Ueber Mut“ der Aktion Mensch. In der Ankündigung von der „Aktion Mensch“ befindet sich ein kurzer Trailer mit Fritz Bauer. Filmpartner: Die Humanistische Union und das Fritz Bauer Institut     

 

 Veranstaltungsbericht

Die Veranstaltung mit dem Thema „Wer war Fritz Bauer? am 27.5.11 in der St. Elisabeth Buchhandlung in Braunschweig fand in einem kleinen Kreis statt und ist sehr interessant verlaufen.

Zunächst wurde ein Überblick über die wichtigsten Stationen und Aktionen von Fritz Bauer gegeben wie Remer-Prozess, Eichmann- und Auschwitz-Prozess. Auch wurde auf die Personen Globke (Staatssekretär unter Adenauer und Kommentator der Reichsrassengesetze von 1935) und Weinreich (Präsident des Bundesgerichtshofes ab 1950 und ehemaliger NS-Richter) hingewiesen, die das politische und juristische Klima der 50iger Jahre maßgeblich prägten.

Ein Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf den Ermittlungen von Fritz Bauer zu den Euthanasie-Aktionen, die 1959, parallel zu den Auschwitz-Ermittlungen, begannen. Die Ermittlungen von Fritz Bauer zur Verantwortlichkeit der deutschen Justiz, werfen ein deutliches Schlaglicht auf die Justiz der Nachkriegszeit. „Im Jahre 1941 hatte das Reichsjustizministerium sämtliche deutschen Generalstaatsanwälte und Oberlandesgerichtspräsidenten zu einer Konferenz nach Berlin geladen, um sie über die Euthanasie-Tötungen in den Tötungsanstalten zu informieren.“ (Claudia Wiesemann, Freiburger Rundbrief 5/98, S. 56). Lesen Sie dazu auch eine Spiegel-Reportage über die gerichtliche und etwas skurrile Auseinandersetzung zwischen dem  dt. Botschafter in Ungarn und Sohn des Staatsanwalts und Nazischergen Jung und Helmut Kramer aus Wolfenbüttel.

Nach Bauers plötzlichem Tod 1968 wurden Bauers Ermittlungen zur Verstrickung der Justiz in die Euthanasie ab 1970 stillschweigend eingestellt.

Markant war weiterhin die Vorstellung eines persönlichen Briefes von Fritz Bauer an Thomas Harlan, zu dem eine Art väterlicher Freundschaft bestand. Besonders berührend erscheint da am Ende der Satz: „Ich bin von Gott und Welt verlassen genug.“ Sicherlich auch ein Ausdruck der Stimmung und inneren Verfassung von ihm in den 60iger Jahren, angesichts der zahlreichen Anfeindungen, Drohbriefe usw. im Zuge des Auschwitz-Prozesses.

Eines der wenigen erfreulichen Ereignisse in den letzten Lebensjahren war dann die Beschäftigung mit der Enzyklika „Pacem in terris“ („Über den Frieden auf Erden“) des Papstes Johannes XXIII. im Jahr 1963. In ihr ging es um eine Versöhnung von Christen und Juden und einer Überwindung des kirchlichen bzw. religiös-motivierten Antisemitismus. Damit wird eines der innersten Anliegen von Fritz Bauer angesprochen, die schon in der Kindheit zu einer Verwundung geführt hatten. Parallel dazu schreibt er den Essay über den „Prozess Jesu“, in dem es – wie in der Enzyklika – über die Frage der Überwindung der „Kollektivschuld“ der Juden geht.

Zum Abschluss wurde noch ein Kurzvideo von Youtube mit Fritz Bauer vorgestellt, das den Titel „Erziehung zum Gehorsam“ trägt. In diesem zweiminütigem Film konnte man in komprimierter Form die Kraft und Intensität erleben, mit der er seine Vorstellungen zur „deutschen Erziehung“ und Autorität zum Ausdruck bringt.

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