Fahrradstadt Braunschweig – ein Märchen

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Hans W. Fechtel

Den Radverkehr stark fördern
will in Braunschweig man schon lang‘.
Drum ist vor neuen Maßnahmen
dem Tiefbauamt nicht bang‘.
Man wartet auf die Vorschläge
vom ADAFC
und bittet sie gleichzeitig:
„Tut den Autos nicht so weh !“

Auch soll es nicht viel kosten,
denn das Stadtsäckel ist leer.
Und: zu viel Radler stören
den Fluss im Stadtverkehr.
„Schließlich sind wir ‚ne Forschungs-
und Wissenschafts-Re-gi-on.
und 15.000 Menschen sind
bei Volkswagen im Lohn !“.

Los ging es mal mit „Poolnudeln“,
die Abstand schaffen soll’ n,
wenn dicke SUVs die Radler
auf der Fahrbahn überhol‘ n.
Mit Fahrradzonen will man
die Straßen „integrier’ n“,
damit auch die Landeier
das endlich mal kapier‘ n.

Jetzt dachte man darüber nach,
was wohl die Lö-sung sei
und fand nach läng’ rem Brü-ten
dann des Kolumbus‘ Ei:
Wir nehmen – statt zu bauen –
uns einfach Poller her
und regeln damit schnell und günstig
den hiesigen Stadtverkehr.

Mit ‚ner „Protected Bikelane“
legte man bald schon los.
Auch Poller auf den Wällen
erschienen schnell famos.
Schließlich sperrt man auch Straßen
mit rot-weiß-rotem Band,
weil man das äußerst praktisch
und kostengünstig fand.

Manch‘ Radler ist begeistert.
Die Politik ist froh.
Der Bürgermeister lobte
den Fortschritt – sowieso !.
Jetzt fühl‘ n wir uns als Hauptstadt
der Fahrrad-Rebellion
und setzen Thorsten Kornblum
auf den Welfen-Radler-Thron.

Ja, soviel Mut zu Neuem
spricht sich bald rum im Land.
So wird unsere Löwenstadt
europaweit bekannt.
Jetzt kommen sie aus Holland,
der Schweiz, aus Dänemark
und staunen über Braunschweig:
„Das ist ja richtig stark !“

Die Hoteliers frohlocken,
Herr Leppa jubiliert.
Wir radeln Tag und Nacht jetzt,
weil‘s den Gästen imponiert.
So wurden wir dank Pollern
endlich ‚ne Fahrradstadt.
Glücklich, wer solche kreativen
Bürger und –innen hat !‘

Warum soll‘ n wir umbauen
die Straßen für viel Geld,
wenn’s doch den Bürgern auch
ganz ohne Bau’ n gefällt ?!
Die Löwenstädter sind wieder
innovativ – ganz vorn.
Bei mir jedoch, da regt sich
d‘ rob ein gewisser Zorn:

Was soll das ganze Planen,
wenn man es gar nicht „braucht“
und meint mit simplen Mitteln schon
sei man „fahrrad-erlaucht“ ?
Ach, liebe Enthusiasten
und Planer vor dem Herrn:
So haben euch zwar die Touris,
doch nicht die Radler gern !

Hans W. Fechtel

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