Von Hans Georg Dempewolf und Andreas Matthies
Die Ratsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat, zusammen mit der FRAKTION.BS und der BIBS, einen Änderungsantrag zur Entscheidung in der Ratssitzung am 17.12.2024 eingebracht. Dieser Änderungsantrag spricht sich klar für den Erhalt des Gliesmaroder Bades aus und schließt die Variante für den Ausbau der Wasserwelt als Ersatz explizit aus. Die drei Fraktionen setzen sich mit diesem gemeinsamen Änderungsantrag für die langfristige Sicherung der Schwimm- und Wassersportflächen am Standort des Gliesmaroder Bades ein. Ziel ist es, die Betriebsbereitschaft des Bades kurzfristig zu erhalten und gleichzeitig eine nachhaltige Lösung für den Weiterbetrieb zu finden – sei es über die angedachte Stiftung oder durch die Stadt selber.
Erweiterung der Kapazitäten der „Wasserwelt“ ist kein Ersatz für Gliesmaroder Bad
Dazu Gordon Schnepel, sportpolitischer Sprecher der Grünen: „Für uns GRÜNE ist das Gliesmaroder Bad ein unverzichtbarer Bestandteil der Braunschweiger Schwimm-Infrastruktur. Es ist zentral für den Schwimmunterricht, den Gesundheitssport und die Freizeitgestaltung vieler Braunschweigerinnen und Braunschweiger – von Schulkindern über Senior*innen bis hin zu Familien.“ Und weiter: „Das Bad in Gliesmarode ist so beliebt, weil es ein Angebot direkt im Quartier schafft. Das Bad ist auf kurzem Weg in wenigen Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad für die fast 40.000 Einwohner*innen im Gebiet erreichbar. Eine Erweiterung der bestehenden Kapazitäten in der Wasserwelt ist keine Lösung und kein Ersatz gegenüber den wohnortnahen Schwimmflächen im Nordosten Braunschweigs. Die Schwimmzeiten vieler Schülerinnen und Vereine würden sich weiter reduzieren und der Zugang zu Wasserflächen für Seniorinnen, Menschen mit Behinderungen und Familien würde stark eingeschränkt. Das ist für uns inakzeptabel.“
Gisela Ohnesorge unterstreicht aus Sicht der Fraktion.BS die Bedeutung des Gliesmaroder Bades für den Schulsport: „Viele Schulen, insbesondere aus den umliegenden Stadtteilen, nutzen das Bad für den Schwimmunterricht. Eine dauerhafte Schließung würde nicht nur den Unterricht massiv beeinträchtigen, sondern langfristig auch die Schwimmsicherheit vieler Kinder gefährden.“ – „Die Braunschweigerinnen und Braunschweiger verdienen Klarheit und Sicherheit und eine Lösung, die den dauerhaften Betrieb des Bades garantiert“, so das Resümee der FRAKTION.BS.
Die SPD hat es in der Hand, das Bad zu erhalten
Der Rat der Stadt wird am Dienstag über diesen Antrag abstimmen. Die drei Fraktionen verfügen allerdings nur über 18 Sitze (von insgesamt 54), sind also eine (wenn auch starke) Minderheit. Kämen die 16 SPD-Stimmen hinzu, wäre das Gliesmaroder Bad gerettet. Und eigentlich hat sich SPD-Ratsherr Bratmann für den Erhalt des Bades aus- gesprochen, wobei er einige Bedingungen genannt hat. Nun aber stellt die SPD zusammen mit CDU und FDP einen Gegenantrag. Wörtlich heißt es: „Die Verwaltung wird beauftragt, schnellstmöglich, gründlich und ergebnisoffen zu prüfen, ob und zu welchen Konditionen das Bad Gliesmarode weiterbetrieben werden kann.“
Also statt einer klaren Festlegung durch den Rat, das Bad weiter zu betreiben eine Nichtfestlegung, wobei der Verwaltung ein erhebliches Gewicht bei der Entscheidung eingeräumt wird. Ohnehin hat es Viele irritiert, dass die Verwaltung nicht offen kommuniziert hatte, dass sie eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben hat, die u. a. eine mögliche Erweiterung der „Wasserwelt“ zum Inhalt hat. Diese Studie muss vor einigen Monaten in Auftrag gegeben worden sein, jedenfalls liegt sie nach einer Mitteilung der Stadt bereits vor („Diese wird zunächst mit dem Aufsichtsrat beraten.“). Die Öffentlichkeit hat erst am 3. Dezember davon erfahren.
Das Gliesmaroder Bad – ungeliebtes Kind der Stadt?
Ohnehin war der Eindruck entstanden, dass die Stadt das Gliesmaroder Bad wie ein ungeliebtes Kind behandelt: obwohl klar war, dass der Vertrag mit Friedrich Knapp Ende diesen Jahres ausläuft, hat sich die Verwaltung monatelang kaum um das „Kind“ gekümmert; erst im September nahm man das Bad in Augenschein. Nun stehen immer noch „letzte Untersuchungen der baulichen Situation des Bades“ an. Hintergrund sei eine „Überprüfung der Statik, zu der es Probeentnahmen in der Holzkonstruktion bedarf“ (Mitteilung der Stadt vom 3.12.). Die Bohrungen sind also noch nicht erfolgt, man kann nur hoffen, dass es sich nicht um ähnlich komplexe Vorgänge wie im Asse II -Bergwerk handelt. Und während die Stadt noch vor Kurzem mitteilte, sie werde „relevante Zahlen“ zum Objekt „in Kürze“ vorlegen, werden die für eine Entscheidung notwendigen Zahlen nun für Ende März 2025 angekündigt.
Die Grundsatzentscheidung für den Erhalt des Bades sollte nicht weiter hinausgeschoben werden. Wer 15 Millionen für den Kauf des Gewandhausgrundstücks in den Haushalt einstellt und 5 Millionen Euro für ein Flughafenterminal ausgegeben hat, der sollte sich nun nicht einem wichtigen Projekt der Daseinsvorsorge verweigern, auch wenn es Geld kostet. Das gilt natürlich grundsätzlich für alle Ratsmitglieder, allerdings ist hier die Fraktion der SPD besonders angesprochen; schließlich ist bei ihr der Anspruch am ausgeprägtesten, sich für diejenigen einzusetzen, die zuhause auf keinen Swimmingpool zurückgreifen können.
Die entscheidende Ratssitzung findet am Dienstag, 17.12. ab 11 Uhr statt. Der Tagesordnungspunkt „Gliesmaroder Bad“ wird ziemlich am Anfang der Sitzung behandelt, so dass Interessierte die Debatte und die Abstimmung selber ohne langes Warten verfolgen können. Wer nicht vor Ort sein kann, kann das Geschehen auch über den livestream verfolgen (Stichwort: „Übertragung der aktuellen Ratssitzung“)