Ehre wem Ehre gebührt

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Es wäre uns eine Ehre, die alleinerziehende Mutter Anna S., die sich durch Wohngeld-Anträge quält und nicht aufgibt, „wenn am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist“, zur Ehrenbürgerin unserer Stadt zu machen.

Es wäre uns eine Ehre, den Jugend-Trainer Wolfgang K., der jede Woche zwei Mal nach Feierabend die Fußball-Kinder trainiert, auch mal ein Trikot aus eigener Tasche bezahlt, zum Auswärts-Spiel nicht von jedem Kind Benzingeld nimmt und den Jungen Respekt vor dem Schiedsrichter beibringt, zum Ehrenbürger unserer Stadt zu machen.

Es wäre uns eine Ehre, die Krankenschwester Susanne R., die in diesem Monat zum dritten Mal „aus dem Frei geholt wurde“, trotzdem freundlich zu den Patienten ist und nach Feierabend mit ihren ver.di-Kolleginnen Aktionen zur Verbesserung ihrer Arbeitssituation plant, zur Ehrenbürgerin unserer Stadt zu machen.

Es wäre uns eine Ehre, den Metall-Facharbeiter Jens M., der sich in zweiter Ehe genauso zuverlässig um die Kinder seiner zweiten Frau kümmert, wie um den Sohn aus erster Ehe, der auch nach 20 Jahren Schichtarbeit noch Spaß an der Fehlersuche an seiner Maschine hat und als Vertrauensmann der IG Metall „eine Bank ist“ wenn es um Aktionen in der Tarifrunde oder gegen die Nazis geht, zum Ehrenbürger unserer Stadt zu machen.

Mit anderen Worten: Uns fallen auf Anhieb tausende BraunschweigerInnen ein, deren Zugehörigkeit zu Braunschweig dieser Stadt zur Ehre gereicht.

Zur Ehrenbürgerschaft Richard Boreks fällt uns anderes ein.

Stets setzt er sein Vermögen im Sinne reaktionärer Stadtgestaltung ein. Mit der Begründung, die kulturelle Bedeutung der Region Braunschweig zu unterstreichen, werden Projekte gefördert, die an vordemokratische Zeiten erinnern. Und gar nicht gemeinnützig sind seine Grundstücksgeschäfte und Bauprojekte. Natürlich ist es für die Boreks als mehrfache Millionäre ein Leichtes, sich ein wohltätiges Mäntelchen umzuhängen und soziale Projekte und die Kultur- und Musikszene zu fördern. Wenn er und seinesgleichen ordentlich Steuern zahlten, könnten demokratisch gewählte Gremien über deren Verwendung entscheiden und nicht ein Millionär nach Gutdünken.

Was wären solche sozialen, Kultur- oder Musik-Projekte ohne die zumeist ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, die diese auch ohne ein Millionen-Vermögen im Rücken absichern?

Es sagt viel über den Charakter dieses Staates, wenn wieder mal ein Millionär für etwas „ehrengebürgert“ wird, was andere auch ohne Vermögen tagtäglich machen. Oder wird er dafür geehrt, dass er mit viel reaktionärem Brimborium nur das eigene Vermögen mehrt?

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