„Bumsdorfer Gerüchteküche“ – Ein Interview mit Axel Klingenberg

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UB: Was ist denn die Bumsdorfer Gerüchteküche?

Die Bumsdorfer Gerüchteküche ist unsere Lesebühne. Sie findet jeden 2. Donnerstag im Monat in der Kaufbar, Helmstedter Straße 135 statt. Lesebühnen stammen aus Berlin. Dort habe ich einmal das Kantinenlesen in der Kulturbrauerei gesehen. Dort haben sechs Leute abwechselnd Geschichten vorgelesen. Das war sehr witzig. Da wusste ich, dass wir das in Braunschweig auch machen müssen. Ich habe also Leute aus der Slam-Szene zusammengesucht und mit denen die Gerüchteküche gegründet.

UB: Ist Bumsdorf eine Parodie auf den Namen Braunschweig?

Das ist ein Spottname, den Wilhelm Raabe sich ausgedacht hat. Er hat sich über Braunschweig lustig gemacht und den Roman „Abu Telfan“ geschrieben. Darin geht es um eine Stadt, die Bumsdorf heißt und in der Nähe gibt es eine Fürstenresidenzstadt, die Nippenburg heißt. Damit sind natürlich Braunschweig und Wolfenbüttel gemeint. Und da wir einen regionalen Bezug haben wollten, haben wir uns diesen Namen geklaut. Und Gerüchteküche kommt daher, dass wir eigentlich eine Art Klatsch und Tratsch betreiben. Das heißt, wir schreiben über nicht-alltägliche Situationen aus dem Alltag.

UB: Diese Struktur ist angelehnt an die Berliner Szene?

In Berlin gibt es sehr viele Lesebühnen. In jedem Kiez gibt es ein bis zwei. Und die entsenden jeweils einmal in der Woche ihre „Delegierten“ zu den Kantinenlesen-Abenden. Da findet dann ein reger Austausch statt.

UB: Gibt es noch andere Lesebühnen in der Region?

Nein, regional sind wir noch immer einzigartig. Momentan kommen auch wirklich viele gute Schreiber zu uns. Beim nächsten Mal [am 12. März] wird zum Beispiel Gerald Fricke, ein Autor der Wahrheit-Seite der taz, zu uns kommen. Dazu Till Burgwächter, der bereits Texte über Rockmusik bei uns gelesen hat. Diesmal wird er über Fußball aus seinem Buch „Die Wahrheit über Fußball“ lesen. Des Weiteren kommt Toddn, der Texte zum 15. Todestag von Charles Bukowski lesen wird. Die Gerüchteküche im März wird aber nicht in der Kaufbar, sondern im Café Riptide im Handelsweg stattfinden.

UB: Was für Inhalte gibt es?

Roland, unser Moderator, singt auch manchmal und begleitet auf dem Akkordeon. Manchmal lesen wir auch Texte in verteilten Rollen. Ich habe selbst zwei Serien, aus denen ich gerne vorlese. Die eine heißt „Mein Kind, das Ding aus einer anderen Welt“ und erzählt in verfremdeter Form von persönlichen Erlebnissen im Kreis der Familie. Das andere sind die „Abenteuer im öffentlichen Personennahverkehr“. Gerade dort kann man die Menschen ziemlich gut kennenlernen. Oft vergessen sie geradezu, dass sie sich im Grunde genommen in der Öffentlichkeit befinden, lassen sich völlig gehen und beginnen am Handy einen Streit mit ihrem Sexualpartner.

UB: Sag doch noch mal in einem Satz, was die Gerüchteküche so interessant macht.

Weil man die besten Geschichten über das Leben und aus dem Leben in unserer Stadt hören kann!

UB: Erzähl uns doch mal vom Punchliner.

Der Punchliner ist ein Buchmagazin, in dem wir satirische Kurzgeschichten sammeln. Am Anfang ist noch eine Rubrik mit dem Namen „Tinnef, Tand und Trödel“, in der Kurztexte von mehreren Sätzen erscheinen – Geschichten, von denen jemand zu faul war, sie auszuformulieren. Es erscheint einmal im Jahr.

UB: Wer schreibt für dieses Magazin?

Die gute Hälfte der Autoren stammt aus Norddeutschland. Damit sind vor allem die Städte Braunschweig, Hannover, Bielefeld und Münster gemeint. Es gibt quasi eine Achse Münster – Braunschweig, welches wohl auch daran liegt, dass es gerade in der norddeutschen Tiefebene, südlich von Hamburg, westlich von Ostdeutschland keine großen, eigenen Kulturszenen gibt. Gedruckt wird es übrigens hier in Braunschweig, beziehungsweise in Meine.

UB: Gibt es Vorgaben für die Texte im Punchliner?

Die einzige Vorgabe ist, dass der Text komisch sein muss. Es darf ruhig schwarzer Humor sein. Nur es sollte keine Betroffenheit auslösen oder zu schlechten Gefühlen führen.

UB: Vielen Dank, Axel, für das Interview.

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(Das Interview wurde geführt von Fabio Reinhardt)

Axel Klingenberg hat in der Vergangenheit mit dem Bericht aus Bumsdorf auch Beiträge für unser-Braunschweig geschrieben. Zur Zeit arbeitet er intensiv an einem Neuen Buch. Ein Vorabtext aus seinem neuen Buch wird in einer Zeitung Unser Braunschweig zu lesen sein.

Vorerst lädt er ein zur:

„Bumsdorfer Gerüchteküche“,
Lesebühne mit Play-it-again-Ben Büttner, Axel Klingenberg und Roland Kremer sowie den Gaststars Till Burgwächter, Gerald Fricke und Toddn
12. März 2009, 20.00 Uhr
Café Riptide, Handelsweg 11, Braunschweig, Eintritt 4,- €

Da die KaufBar umzieht, hat die „Bumsdorfer Gerüchteküche“ für den Monat März im Café Riptide (http://www.cafe-riptide.de), Braunschweigs schönstem Plattenladen und Musikcafé, Asyl beantragt und gewährt bekommen. Dafür haben sich Axel Klingenberg (http://www.axel-klingenberg.de), Roland Kremer und Daniel Terek diesmal auch gleich drei Gaststars eingeladen: Der taz-Autor Gerald Fricke (http://www.gerald-fricke.de) wird mit einer Blutgrätsche aus alten Büchern (u.a. „Petting statt Pershing“, „Für alles gibt’s ein erstes Mal“) und frischen Kolumnen für die taz, Titanic und das Stadionheft von Eintracht Braunschweig ein Best of seiner Werke vorstellen. Auch Till Burgwächter (http://www.adam-und-till.de), Autor von: „Die Wahrheit über Fußball, wird zeigen, dass er nicht nur ein begeisterter Heavy Metal-Fan, sondern ein ebenso fanatischer St. Pauli-Anhänger ist. Und Toddn (http://www.myspace.com/toddnroll), der charmante Moderator der „Videokiller“-Talkshow, erinnert in seinem Beitrag an Charles Bukowski, dessen Todestag sich in diesen Tagen zum 15. Male jährt. Und was machen wir anderen? Lassen Sie sich überraschen – wir wissen es ja auch selbst noch nicht!
Mehr Infos und Fotos und Krams gibt’s hier: http://www.bumsdorfergeruechtekueche.wordpress.com.

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