Die Braunschweiger Zeitung und die Liebe zur Wahrheit (II)

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Aus „einem Schritt“ mach „keinen Schritt“

Am 7. September 2006 veröffentlicht die Stadt eine Pressemitteilung zum Thema „kommunale Sparkasse“. Schon in der Überschrift heißt es „Stadt verhandelt mit Nord/LB“. Grundlegende Linie dieser Darstellung: die Nord/LB sei zwar der Stadt in Verhandlungen schon entgegen gekommen, aber das reiche noch nicht. Daher werde man, so Dr. Hoffmann, „sehr kurzfristig in einem erneuten Spitzengespräch versuchen .., dieses Problem zu lösen…“.

Die Braunschweiger Zeitung verfälscht diese Stellungnahme in ihrem Artikel vom 8. September völlig. Ihre Überschrift lautet: „Kommunale Sparkasse: Gespräche gescheitert“. Und dann legt Redakteur Ernst-Johann Zauner so richtig los.

Während es in der Pressemitteilung heißt, die Nord/LB sei „einen nennenswerten Schritt auf die Stadt zugegangen“, heißt es bei ihm, die Bank habe sich „keinen nennenswerten Schritt auf die Stadt zubewegt“. Während in der Pressemitteilung ausgeführt wird, die Nord/LB habe Ideen für eine Lösung vorgelegt, „die aus Sicht der Stadt gegenüber dem jetzigen Zustand schon eine Verbesserung darstellen würden“, schreibt Redakteur Zauner: „Die Nord/LB habe kein Angebot unterbreitet, das eine deutliche Verbesserung für die Stadt bedeutet.“

Zauner ist bekanntlich ein intelligenter Mann, und die Pressemitteilung lässt an Klarheit nicht zu wünschen übrig, so dass ein versehentlicher Fehler ausgeschlossen werden kann. Aus welchem Grund dann diese Verfälschung? Darüber kann nur spekuliert werden (immerhin erscheint der Artikel zwei Tage vor der Kommunalwahl), aber das sollte jeder für sich selber tun.

 

Wieder nur ein „peinlicher Fehler“?

Gegenüber dem Presserat räumt Chefredakteur Raue ein, „dass der Beschwerdeführer Recht habe“. Und weiter: „Solch ein Fehler sei peinlich, zumal die Äußerungen des OB schriftlich vorgelegen hätten.“  (Beschwerdesache BK2 – 312/06)

Am Montag nach der Wahl, also drei Tage nach Erscheinen des Artikels vom Freitag, erscheint ein kurzer Artikel, der im Wesentlichen Sätze der Presseerklärung vom 7. September enthält, eingeleitet durch die Bemerkung, der Oberbürgermeister erkläre das „zu unserem Artikel … vom 8. September“. Chefredakteur Raue gegenüber dem Presserat: diie Zeitung sei „erst am Wahlabend (10.09.2006) vom Oberbürgermeister auf das falsche Zitat hingewiesen worden“, man habe  das also nicht mehr vor der Wahl korrigieren können.

Kann man glauben, dass die gut ausgestattete Presseabteilung der Stadt nicht sofort am  8. September auf die Verfälschung ihrer Mitteilung reagiert hat? Und dass die Presseabteilung der Nord/LB am selben Tag Däumchen drehte, obwohl ihre Bank in ein ganz falsches Licht gesetzt wurde? Falls nicht,  hätten die Leser am Samstag, dem 9. September, also vor der Wahl, ganz in Ruhe über die Wahrheit informiert werden können.

Übrigens: der Presserat glaubte es tatsächlich und lehnte die Beschwerde als unbegründet ab, mit 4 gegen 2 Stimmen, bei einer Enthaltung.

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