Bundespräsident würdigt Hitler-Attentäter Georg Elser – aber es fehlte was

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Montag bei einem Festakt den NS-Widerstandskämpfer Georg Elser gewürdigt. Auf dem Rathausplatz in Hermaringen, seinem Geburtsort, wurde ein Denkmal für Elser enthüllt.

Das Gerog Elser Denkmal in Hermaringen.
Ein Betonrahmen und dahinter ein Holzblock in gleicher Größe wie der Ausschnitt im Beton. Screenshot aus dem Video zur Denkmalseröffnung. Heidenheimer Zeitung

„Georg Elser ist in der Geschichte des 20. Jahrhunderts ein Großer, ein Großer, an den die Erinnerung lange, viel zu lange klein gehalten worden ist“, betonte der Bundespräsident. Auch dass das deutsche Grundgesetz ein Widerstandsrecht kenne, liege an Georg Elser. Deutschland sei ihm Anerkennung, Respekt und Dank schuldig. Rede des Bundespräsidenten.

Leider ist der Bundespräsident nur andeutungsweise auf das Widerstandsrecht des sog. „Kleinen Mannes“ eingegangen. Helmut Kramer schreibt dazu in „Justizgeschichte Aktuell“

Widerstand im Unrechtsstaat: Privileg für die Funktionseliten? (Auszüge)

… verbirgt sich eine tiefgehende Geringschätzung widerständigen Verhaltens einfacher Bürger überhaupt.

Als ehrenhaft und zulässig galt damals wie heute … nur der von den gesellschaftlichen Eliten geleistete Widerstand.

In einäugiger Wahrnehmung oppositioneller Handlungen und mit einer selektiven Wiedergut-machungspraxis wurde der Widerstand der „kleinen Leute“ ausgegrenzt. Schon die national-sozialistische Justiz, insbesondere auch die Wehrmachtjustiz hatte gegenüber dem aus Arbeiterkreisen geleisteten Widerstand eine besonders scharfe Verurteilungs- und Straf-zumessungspraxis gehandhabt.

Demgegenüber zählte die mutige Tat des „kleinen Mannes“, so die des Georg Elser am 8. November 1939 im Münchener Bürgerbräukeller nichts, wurde sogar geschmäht.

Welches Menschenbild und Staatsverständnis verbirgt sich hinter der Geringschätzung des Widerstandes der „kleinen Leute“? Es ist das tradierte bürgerliche Gesellschaftsmodell, in dem für die unteren Schichten kein Platz für politische Mitwirkung ist. Indem man die Herrschaft in der Gesellschaft und sogar das Recht zur Opposition selbst gegen ein Unrechtsregime allein den Eliten zugesteht, spricht man dem widerständigen Bürger die Eignung ab, uns ein Vorbild zu sein. Was Not tut, ist aber das Bewusstsein, dass Kritik an und die Gegenwehr gegen politische und gesellschaftliche Fehlentwicklungen die Sache aller Bürger in solidarischem Handeln ist.

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