Bemerkungen über die Gedenkstätte Schießstand Buchhorst

0
Titelbild des Buches "Schießstand Buchhorst" aus dem Appelhans-Verlag

Vor einer Woche wurde das Denkmal zur Gedenkstätte Schießstand Buchhorst zum zweiten Mal eingeweiht. Über die Feierstunde berichteten die braunschweiger Medien. Auch ich berichtete im Braunschweig-Spiegel, jedoch berichtete ich auch kritisch. Ich kritisierte, dass weder die Täter genannt wurden noch die besondere Leistung der engagierten Personen aus der Zivilgesellschaft. Es wurden die damaligen Initiatoren der ersten Gedenkstätte und Rechercheure, Frieder Schöbel vom Friedenszentrum Braunschweig und Dr. Helmut Kramer, ehem. Richter am OLG und Rechtshistoriker, nicht entsprechend gewürdigt.

Stattdessen Reden vom Kultusminister, Stiftungsleiterin, Gedenkstättenleiterin, Oberbürgermeister usw. Zum Erstaunen erwähnte der OB Dr. Kornblum wenigstens das Friedenszentrum.

Wer hätte es besser wissen und machen müssen? Die Gedenkstätte Wolfenbüttel. Sie hätte alle Beteiligten, die Reden hielten, darauf hinweisen müssen, wem Dank gebührt. Einige Täter hätten genannt werden müssen. Aber über Täter forscht die Gedenkstätte Wolfenbüttel nun mal nicht, weil es politisch unerwünscht ist.

Um es den staatlich angestellten und von Steuergeldern bezahlten HistorikerInnen leicht zu machen; hier Hinweise aus der Zivilgesellschaft von den noch lebenden Zeitzeugen, Frieder Schöbel und Helmut Kramer. Um über die Hintergründe der Gedenkstättengründung aufzuklären und diese zu dokumentieren, schrieb Frieder Schöbel einen Brief an den B-S, den wir hier gerne wiedergeben, damit diese wenigstens nach der Feierstunde den Historikern und RednerInnen bekannt werden. Die Rede von Helmut Kramer zur Eröffnung der Gedenkstätte 2003 ist unten verlinkt.

Einige Bemerkungen zum Artikel über die Gedenkstätte Schießstand Buchhorst

Von Frieder Schöbel

Im Mai 2003 vorläufig und am 16.12.2003 offiziell wurde die erste Gedenkstätte Schießstand Buchhorst anlässlich der „Waldtage“ des Niedersächsischen Forstamts am anderen, dem südlichen Ende der ersten Kugelfanggruppe, vom Friedenszentrum eröffnet. Der zuständige Riddagshäuser Förster Rainer Städing hatte „privat“ in den Jahren davor mehrfach Blumengebinde am sogenannten Appellplatz, 100 m östlich des Hotels Aquarius, niedergelegt. Auf unseren Spaziergängen hatten wir uns darüber ebenso wie über die verfallenden Kugelfänge gewundert. Hier mussten Verbrechen aufgeklärt werden. Der Förster half dann sehr bei der Gestaltung der Gedenkstätte durch die Künstlergruppe der HBK.

Die Forstverwaltung hatte begonnen, sich Gedanken zu machen, wie den Menschen der Wald „lebendig“ und erlebbar gemacht werden könnte. Schon damals also sollte ein Bewusstsein für die Erhaltung des Waldes geweckt werden. Daher wurden wir eingeladen, mit einem Infostand an den Waldtagen teilzunehmen.

Wir wollten auf die Erschießungen von Kriegsdienstverweigerern, Kriegsgefangenen und Widerständlern in der Nazizeit aufmerksam machen. Die inzwischen verstorbene Zeitzeugin Helga Wüntsch kam an unseren Infostand und erzählte, dass sie als 13-Jährige hinter einer Gardine der Cafeteria am Schießstand Erschießungen beobachtet hatte. Der Pfarrer von Klein-Schöppenstedt berichtete von dort erschossenen sowjetischen Gefangenen, deren Tod im Totenbuch der Kirche verzeichnet ist.

Schließlich meldeten sich bei unseren Veranstaltungen weitere Zeitzeugen, die als Soldaten hatten zwangsweise teilnehmen müssen.

Der einzige Weg, der damals zu den Kugelfängen führte, wurde von den jungen Kunststudierenden mit vier Skulpturen aus Steinen gestaltet. Sie wurden über viele Jahre vom Friedenszentrum gepflegt. Die letzte Skulptur auf der rechten Seite des Weges – Titel „Zerschossener Mensch“ – ist nach mehreren Zerstörungen nur noch als Schutthaufen erkennbar. Sie war die eindrucksvollste Skulptur, aus Hohlziegeln geformt. Der übrig gebliebene Steinhaufen mag an einen Toten erinnern.

In einem der Kugelfänge, direkt an dem Weg, sind die uns bekannt gewordenen acht Namen der Hingerichteten auf großen Plastikschildern dokumentiert. Alle Skulpturen wurden aus den Ziegeln der Trennwände der Schießanlage gebaut, die man einfach in den Kugelfängen entsorgt hatte.

Diese 2003 vom Friedenszentrum geschaffene Anlage ist nicht zu verwechseln mit der neuerdings eröffneten Stele, die am nördlichen Ende der Kugelfänge steht. Diese wurde nach einem Jahrzehnt von Diskussionen, Planungen und Übernahme der Pflege zunächst durch die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und nunmehr der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten endlich fertiggestellt. Es liegt nun in der Hand und an der Aufmerksamkeit der Bürger*innen, beide Gedenkorte für die Nachwelt zu erhalten, damit es nie wieder Krieg und Faschismus gibt.

Am 16. November 2003 wurde die vom Friedenszentrum Braunschweig initierte Gedenkstätte Buchhorst eröffnet.
Dr. Helmut Kramer hielt die Ansprache am Tatort der NS-Militärjustiz.

Kramers Rede und zahlreiche Fotos von der Veranstaltung 2003 und die Rede von Prof. Henning Freiberg (Vizepräsident der HBK) sind zu finden unter https://www.kramerwf.de/gedenkstaetten/gedenkstaette-buchhorst-braunschweig

Leseempfehlung:

  1. „Schießstand Buchhorst“, ISBN 3-937664-09-2, auszuleihen in der Stadtbibliothek und im Friedenszentrum oder vielleicht antiquarisch erhältlich.
  2. „Orte des Erinnerns in Braunschweig“, Rundgänge zu Gedenkpunkten 1933-1945, ISBN 978-3-00-041400-8, im Buchhandel erhältlich.

Möchten Sie den Artikel kommentieren

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.