Beerdigung für einen koreanischen Geist

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Die Künstlerin Sommar Lee im BBK-Torhaus am Botanischen Garten

noch bis zum 27. April 2025

Sommar Lee ist eine sehr außergewöhnliche Künstlerin.

Ihre Werke beschäftigen sich mit Erinnerung, Verlust und Transformation, Unsichtbares wird sichtbar, Emotionen erhalten eine materielle Form, Schmerz, Erinnerung und Vergänglichkeit werden in ihrer Kunst reflektiert und hinterfragt.

Buddhist Perspective. Alle Fotos: M. Brandes

Ausgangspunkt für diese tiefgründig-verspielte, nachdenklich-traurige und liebevoll-bunte Ausstellung im BBK-Torhaus war der Verlust eines geschätzten koreanischen Lehrers – eines Menschen, der Sommar Lee nicht Wissen, sondern auch Inspiration vermittelt hat.

Der verstorbene Lehrer begeisterte die junge Künstlerin auch für den Buddhismus und koreanischen Schamanismus.

Kunstwerk 2
Kunstwerk 1

Kann eine Ausstellung zu all diesen komplexen Themenkreisen ein Genuss sein?

Auf jeden Fall!

Kunstwerk 3

BesucherIn spürt sofort die Freude der Künstlerin an der Installation, am Amalgam von Ernsthaftigkeit, Trauer, spiritueller Lust, die Freude an einer offenen Suche, bei der auch das scheinbar Absurde zu Erkenntnissen führt.

Sommar Lee vermischt mit kreativer Lakonie Surreales mit Wirklichem (oder dem, was wir für Wirklich halten).

Kunstwerk 4

Die Acht ist ja auch in Korea eine glückliche Zahl und vielleicht sind es ja deshalb gerade acht Kunstwerke, mit denen sie unsere gewohnten Sehweisen auf Schmerz, Erinnerung und Vergänglichkeit hinterfragt.

Das macht sie mit der künstlerischen Transformation von Objekten und Materialien – Bekanntes wird dekonstruiert, neu geordnet, neue Bedeutungen geschaffen.

Und wie wunderbar und wie aufregend macht sie das.

In allen Kunstwerken spürbar ist die spielerische Intensität, die dem Besucher Raum lässt, sich mit den von Sommar Lee angesprochenen Gegensätzen wie “Ordnung und Chaos”, “Realität und Imagination” oder “Persönliches und Universelles” auseinander zu setzen, gewohnte Sehweisen zu hinterfragen, neue Perspektiven einzunehmen.

Ein koreanischer Geist in Braunschweig
So, it struck the fish with the ice cream!

Phantatastisch und spielerisch werden ihre Geist-Heimsuchungen, ihre Geist-Phantasien selbst zur Kunst und zu einem Teil der eigenen künstlerischen Identität.

So schwebt überall in den Ausstellungsräumen gemeinsam mit Trauer und Erinnerung auch eine Art philosophische Heiterkeit.

Kunstwerk 1, Filminstallation

Erstens ist es nur für meine Augen sichtbar. Andere Menschen können es weder wahrnehmen noch sehen.
Zweitens erscheint es unregelmäßig und zufällig, aber mindestens drei- bis viermal am Tag.
Drittens kann ich nicht mit ihm kommunizieren. Ich weiß nicht, ob es versteht, was ich sage, aber es spricht keine Sprache.
Viertens weigert es sich, sowohl das nächste Leben als auch mich loszulassen.
Fünftens spricht es nicht, aber seine Wünsche sind klar. Ich kann sie spüren.
Sechstens hegt es einen starken, anhaltenden Groll, der sich durch geordnete Rituale nicht zerstreuen lässt.
(Kunstwerk 1- Filminstallation, A funeral for a korean spirit, 00:25:39)

Schon in dieser 25 minütigen Filminstallation (Kunstwerk 1), die sich BesucherIn auch unbedingt zuerst anschauen sollte, schwappt das Phantastische immer wieder ins Konkrete und umgekehrt.

Da ist die aufzählende Geistbeschreibung, die Statements eines Geisterexperten, der in einem ziemlich skurilen Wohnzimmer sitzt oder der (animierte) Geist, der mit seinem unschmelzbaren Rote-Ameisen-Moos-Eis einen unspirituellen Lachs erschlägt.

Kunstwerk 7

Wunderbar liebevoll arrangiert ist auch das Kunstwerk 8: Feeding the Ghost, mit einem im Stil eines Windows98-Videospiels animierten, traditionellen rituellen Festmahl für den Geist.

Ein bißchen Zeit sollte BesucherIn auf jeden Fall mitbringen für eine Entdeckungsreise zu diesen 8 Kunstwerken. Die wünschen sich nämlich entschleunigte Zuwendung, Dialog, Lust und Freude am Entdecken von Details und den Lücken in unserer Welt.

Die gezeigten Werke sind keine statischen Objekte, sondern laden zur Reflextion ein. Sie hinterfragen, wie wir Bedeutung zuweisen und wie Kunst eine Brücke zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren schlagen kann.

Diese Ausstellung ist eine Einladung, neue Frage zu stellen und eigene Erfahrungen in den Kunstwerken wiederzufinden. (Alice Tiralongo)

Thank you for inviting

https://www.kunsthausbbk.de

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