Der neue Themenraum im Städtischen Museum
Vergangene Epochen werden lebendig durch Objekte, Musik, Geschichten, Kunst, Handwerk und natürlich Phantasie.
Themenräume sind dafür eine gute Möglichkeit. Klug kuratiert, übernehmen die Objekte dann in ihrer neuen Zusammenstellung, ihrer neu strukturierten Verbundenheit von ganz allein ihr eigenes Storytelling, fügen sich zusammen wie ein Ensemble von Schauspielern auf der Bühne. Jedes hat seinen Dialog, und doch fügen sich die Dialoge zu einer Geschichte, einer Ensemble-Leistung.
Da kommt es natürlich besonders auch auf den Regisseur an.
Der neue Themenraum “Barocke Pracht” im Städtischen Museum Braunschweig bietet dem interessierten Besucher faszinierende historische Dialoge zwischen Schlachtengemälden, Stilleben, Portraits, Landschaften, meisterhaften Intarsien, Holzarbeiten, opulenten Schränken, die selbst schon Inszenierungen sind.

Auf dieser barocken Bühne stehen auch Tischchen mit kunstvollen Mosaiken aus kleinsten Glasperlen – sehr wahrscheinlich von Braunschweiger Waisenkindern gefertigt, die für ihren Unterhalt im Waisenhaus schwer arbeiten mussten.

Lassen wir auch die reichverzierte Edelholzlade der Braunschweiger Bierbrauer zu uns sprechen, die von Reichtum und Macht (und wohl auch von sehr viel Eitelkeit) erzählt, halten wir einen Dialog mit den Portraits welfischer Herzöge und Herzoginnnen, mit den Stillleben und Landschaften, den Szenen aus der antiken Götterwelt und der Bibel oder tauchen wir ein in die vielfigurigen Schlachtendarstellungen des hiesigen Hofmalers August Querfurth (1696–1671) und von Pascha Weitsch (1723–1803), die uns die Schrecken dieser Epoche vor Augen führen und die nichts an ihrer Aktualität verloren haben.
Das Barock, eine Epoche dramatischer Gegensätze, brachte die prunkvollsten Schlösser und Kirchen Europas hervor.

Der Absolutismus und die katholischen Kirche demonstrierten ihre Macht in Form der barocken Architektur und Kunst.
Der Dreißigjährige Krieg war das zentrale Ereignis dieser Zeit und einer der verheerendsten Konflikte in der europäischen Geschichte.
Auch diese traumatischen Erfahrungen spiegeln sich in der Kunst und Kultur des Barock wider.

Dr. Andreas Büttner, der Kurator und “Regisseur” dieser prachtvollen Neuinszenierung erläutert: “Viele Gemälde, die wir jetzt zeigen, waren tatsächlich noch nie oder seit langem nicht mehr zu sehen.
Alle Kunstwerke wurden von Heike Billerbeck, der Gemälderestauratorin unseres Museums, genau untersucht und zum Teil von älteren, unsachgemäßen Übermalungen befreit. “

Kurator Dr. Büttner weiter: “Der Aufwand hat sich auf jeden Fall gelohnt, konnten auf diesem Wege doch auch historische Zuschreibungen überprüft werden. Die spektakulärste Erkenntnis war: Die bislang einem anonymen Meister zugeschriebene sogenannte Hochzeitsschüssel mit der meisterlichen Darstellung des Sündenfalls von Adam und Eva konnte der Werkstatt des bedeutenden Malers Ludger Tom Ring d. J. (Münster 1522–1584 Braunschweig) zugesprochen werden.”
Die Zeit des Barock im Braunschweiger Herzogtum wird hier auf vielfältig spannende und informative, machmal auch überraschende Weise neu präsentiert und so ist dieser neue Themenraum ein echtes „Must-See“ für jeden Museumsbesucher geworden.
https://www.braunschweig.de/kultur/museen/staedtisches-museum/index.php