Atomkraft und Kirche

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Kurz vor der Anti-Atomkraft-Demonstration am 18.09.2010 in Berlin und in Erwartung eines heißen Herbstes in Gorleben, ist es an der Zeit zu fragen, wie es die beiden großen christlichen Konfessionen in Deutschland mit der Atomkraft und mit der von der christlichen Partei angestrebten Laufzeitverlängerung halten.

Auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag, der vom 12.- 16. Mai 2010 in München stattfand, war das Thema Laufzeitverlängerung der Atommeiler eines der Mittelpunktthemen. „Atomkraft und Gorleben: Themen auf dem Kirchentag“ hat das Zukunftsthema aufbereitet.

Während die evangelische Kirche gegen die Nutzung der Atomkraft und gegen die Laufzeitverlängerung eindeutig Stellung bezieht, gibt es Stellungnahmen aus Rom, die sich für eine friedliche Nutzung der Atomenergie aussprechen. Und das auf der gleichen Argumentationsgrundlage, mit der sich das katholische Institut für Philosophie für eine radikale Energiewende und den Abschied von der Atomenergie einsetzt. (TAZ)

Für die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) positionierte sich 2008 der damalige EKD Vorsitzende Bischof Huber gegen eine Laufzeitverlängerung. Er nahm einen Besuch bei der vorgesehenen Endlagerstätte in Gorleben zum Anlass, eindeutig Stellung zu beziehen.

Die Hannoversche Landeskirche, in deren Gebiet Gorleben liegt, bezog am 16. August 2010 Position gegen eine Laufzeitverlängerung. Der stellvertretende Landesbischof Hans-Hermann Jantzen: „Wir halten die Atomtechnologie für nicht beherrschbar und nicht menschengerecht“.

Der Bischof der Braunschweigischen Landeskirche Prof. Weber betonte beim ökumenischen Kreuzweg vom Atommüll-Lager „Asse II“ bei Wolfenbüttel zum geplanten Endlager „Schacht Konrad“ am 7. März 2010, dass  bekannt sei, „dass unser Lebensstil seinen Preis hat und gerade hier zwischen Asse und Schacht Konrad von Nachhaltigkeit und Verantwortung der Generationen füreinander eigentlich keine Rede sein kann“. Weber gab mehrfach den Umgang mit der Schöpfung zu bedenken.

Auch die Synode der Landeskirche hat der Kernenergie wiederholt und unmissverständlich eine Absage erteilt.

Bleibt noch die Frage, ob sich die Kirchen überhaupt in die Politik einmischen sollen.

Auf dem Auctortag am 12. August 2010 verteidigte Landesbischof Prof. Weber das politische Engagement der Kirche in einer Diskussion mit Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Hoffmann. Anlass war die Einmischung des Landesbischofs in die Auseinandersetzung um die Landebahnverlängerung in Waggum. „Es gibt keinen Bereich, der nicht mit Fragen des Glaubens zusammenhängt.“ Als Beispiele nannte Weber den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr, die Flüchtlingsströme und den Klimawandel.“ Braunschweigs Oberbürgermeister Gert Hoffmann (CDU) hatte zuvor der Kirche vorgeworfen, sie konzentriere sich nicht auf ihre „spezifische Rolle“ als Glaubensgemeinschaft, die dem einzelnen Halt gebe.

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